Unfassbar.
Wir haben es getan!
Zunächst einmal mussten wir unsere Sieben Sachen packen, denn vor dem Vergnügen stand der Check Out. Bis zehn hatten wir Zeit und so konnte alles sehr gemütlich vonstatten gehen. Pünktlich um 10:45 Uhr stellten wir das reisebereite Auto auf dem Parkplatz von „100% Aventura“ ab. Um dort hin zu gelangen fuhren wir mal wieder eine Schlaglochpiste entlang. Das macht tatsächlich Spaß und so langsam mutmaßen wir, dass die Costa-Ricaner die Straßen mit Absicht nicht alle mit Asphalt überziehen…
„100% Aventura“ -„100% Abenteuer“. So nennt sich der Vergnügungspark für den wir uns entschieden haben. Wir sahen schon immer wieder im Land Hinweisschilder für diese Art Park. Sie bieten vor allem zwei Aktivitäten an. Nämlich einmal das Wandeln auf Hängebrücken in den Baumkronen des Regenwaldes und zum anderen Fahrten mit dem Tarzanseil durch und über die Grüne Hölle. Ja, genau die Konstruktion, die man bei uns von den Kinderspielplätzen kennt. Letzteres, so waren wir uns einig, wollen wir erleben.
Und nun war es also soweit.
Eigentlich war in mir nur der Gedanke da gewesen, wie schön das sein muss, durch und über den Dschungel zu gleiten. Was uns aber wohl beiden nicht so ganz bewusst war, das war, dass es auch etwas mit Überwindung zu tun haben würde. OK, vielleicht ein wenig naiv. Aber durchaus nützlich diese Erwartungshaltung 😄. Dies änderte sich aber sehr schnell. Denn kaum hatte ich den Motor abgestellt, da kam auch schon ein dynamischer Mitarbeiter des Parks und instruierte uns in perfektem Englisch und in klaren, präzisen Sätzen, was wir nun als nächstes zu tun hätten. Nun war ich ja nie beim Militär, aber so stelle ich mir das in etwa vor: kurze, klare und bestimmte Anweisungen -man könnte auch Befehle dazu sagen.
Eigentlich war in mir nur der Gedanke da gewesen, wie schön das sein muss, durch und über den Dschungel zu gleiten. Was uns aber wohl beiden nicht so ganz bewusst war, das war, dass es auch etwas mit Überwindung zu tun haben würde. OK, vielleicht ein wenig naiv. Aber durchaus nützlich diese Erwartungshaltung 😄. Dies änderte sich aber sehr schnell. Denn kaum hatte ich den Motor abgestellt, da kam auch schon ein dynamischer Mitarbeiter des Parks und instruierte uns in perfektem Englisch und in klaren, präzisen Sätzen, was wir nun als nächstes zu tun hätten. Nun war ich ja nie beim Militär, aber so stelle ich mir das in etwa vor: kurze, klare und bestimmte Anweisungen -man könnte auch Befehle dazu sagen.
„Hallo guys, macht Ihr die Hängebrücken oder Ziplining?“
„Ziplining“
„Ihr lasst alles im Auto zurück! Keine losen Gegenstände! Keine Wasserflaschen oder sonst etwas! Wir tolerieren keine Getränkeflaschen, keinen Alkohol und kein Rauchen auf dem Gelände! Müsst Ihr auf die Toilette, dann geht jetzt! Sie sind dort vorne links. Wollt ihr Fotos schießen, dann muss die Kamera fest an Euch befestigt sein! Eure Hände könnt ihr dafür nicht verwenden, denn die braucht Ihr zum Festhalten. Ihr geht nun hier geradeaus zu den Jungs und macht, was sie Euch sagen. Sie legen Euch die Riemen an.“
Gesagt getan. Also alles wieder ins Auto gebracht, abgeschlossen und Richtung Toilette marschiert. Doch schon auf dem Weg dahin muss ich an den Jungs am Eingangsbereich vorbei und sofort will der erste mich schnappen. Ich schaffe es aber ihn von der Dringlichkeit meines Vorhabens zu überzeugen und verspreche gleich wieder zurück zu kommen.
Und in der Tat lauerte der gleiche Junge mit seinem Trägergestell auf mich, als ich den Rückweg einschlug. Also ergab ich mich und wurde in ein Riemenwerk gesteckt, wie ich es vom einmaligen Klettern mit meinem Freund Armin kenne. Es handelt sich um eine Konstruktion aus Riemen, die so gebunden sind, dass man praktisch wie in eine Hose darin hinein steigt. Dazu noch ein Riemenwerk von oben über den Kopf gestülpt, schnell noch zwei Gleitrollen rechts und links an den Gurten mit Karabinern eingehakt, Helm auf die Rübe und dann Abmarsch zum Buddycheck. Genau -es erinnert mich ans Tauchen. Man legt alles Zubehör an, prüft es selbst und dann lässt man es eine weitere Person noch einmal gegenkontrollieren. Als wir diesen dann passierten, versammelten sich die englischsprachigen Besucher, sorry: Abenteurer, auf einem kleinem Platz im Wald. Wir waren ca. 15 Personen.
Auftritt des nächsten Kommandeurs.
Dieser ist jedoch rhetorisch sehr gut und versucht durch Scherze die Situation zu entspannen. Aber er ist es auch, der einem gleichzeitig die Ernsthaftigkeit der bevorstehenden Unterweisung klar macht. Er geht alle zu beachtenden Handgriffe und Verhaltensweisen mit uns durch: Ihr werdet mit der Rolle in das Tarzanseil gehängt. Eure stärkere Hand, die verwendet Ihr, um zu bremsen. Dafür muss sie hinter der Rolle gehalten werden und zwar möglichst weit von ihr entfernt. Denn wenn Ihr sie zu nahe an der Rolle habt, dann fangt Ihr an, Euch um Eure eigene Achse zu drehen! Und dann wird es nicht so lustig… Die Handschuhe die Ihr bekommen habt, sie sind mit einem dicken Stück Leder versehen. Das ist Eure Bremse. Die andere Hand, die umfasst das Seil, an dem Ihr aufgehängt seid. Bringt diese Hand niemals vor das Laufrad -sonst könnt Ihr Euch die Maniküre sparen… Solltet Ihr auf der Strecke stehen bleiben, weil Ihr zu sehr gebremst habt, dann könnt Ihr versuchen, Euch wie Affen am Seil entlang zu hangeln. Es führt aber teilweise sehr hoch über dem Wald entlang. Oder Ihr wartet, bis einer von uns zu Euch kommt und Euch rettet.
OK. So weit, so beeindruckend. Erst jetzt wurde mir klar, dass man nicht einfach nur hinunter gleitet, sondern dass man auch was für das Gelingen beitragen muss 😳.
Also los, hin zum ersten Seil, das tatsächlich nur die Länge hat, wie ich es aus meiner Jugend kenne. Allerdings ist es auch der Start zu einer fast ununterbrochenen Fahrt von Plattform zu Plattform, die nach und nach immer höher im Wald installiert sind. Zunächst habe ich tatsächlich etwas Probleme, da ich ab und an mit der Bremshand an die Leine gerate und dann zu taumeln beginne. Aber es geht alles gut. Und die Dramaturgie der Anlage ist so gestaltet, dass man sich gar nicht so groß um die immer tiefer werdenden Abgründe Sorgen machen kann.
Und dann, endlich, wartet Superman auf einen! Superman gibt es sogar gleich zwei mal. Dahinter verbergen sich zwei besonders lange Flüge, bei denen man nicht in der Hocke durch den Wald gleitet, sondern rücklings am Seil aufgehängt über den Wald hinweg fliegt! Die eine Strecke ist fast 1,6 Kilometer lang und man hängt bis zu 80 Metern über dem Erdboden an dem Seil. Es werden hohe Geschwindigkeiten erreicht und selber Hand anlegen, das geht da nicht mehr. Man kann die Geschwindigkeit maximal durch ausbreiten der Arme drosseln. Man schwebt eineinhalb Minuten durch die Lüfte. Ich breitete die Arme auch tatsächlich aus, vor allem aber, weil es so ein unglaubliches Gefühl vermittelte, wie ein Vogel zu fliegen. Es war genial!!!
Und dann, nach dem zweiten Supermanflug, stellen einem die Helfer die Gewissensfrage:
„Do you want to do the giant Tarzan swing?“
„Ähm, vielleicht. Ich muss mir das erst mal ansehen.“
„She said yes“, sagt einer von ihnen und zeigt auf Julia.
„Ähm, dann dann bedeutet das wohl, dass ich auch springe“, antworte ich.
Es wird noch einmal alles festgezurrt und dann gehe ich den Weg zum Schafott.
Dort sitzen dann erst einmal einige Leute herum und sehen eigentlich recht entspannt aus. Doch schnell wird klar: Das sind Leute, die dort eine Denkpause einlegen und sich überlegen, ob sie den Sprung wagen sollen oder nicht. Denn ganz schnell sind wir an der Reihe. Wie schon zuvor stelle ich Julia die Frage, ob sie lieber vor oder nach mir starten mag. Sie will erneut vorangehen, verankert den Karabiner samt Seil an dem Geländer und schreitet dann den schmalen Steg entlang, hinaus in die freie Höhe. Einige Sekunden vergehen. Ich warte und einer der mit sich ringenden spanisch sprachigen Touristen meint: „She is very brave.“ Ja, ist sie. Und dann: Ein Schrei! Nein, viele Schreie. Eine Mischung aus Angst und Entzückung, so scheint mir. Weg ist sie, steht nicht mehr auf dem Steg.
„Next!“, lautet der Befehl.
Also bin ich es, der den Karabiner einhakt und schreitet. Es ist wie eine Hängebrücke ohne Ankunft an einem anderen Ende konstruiert, komplett aus Seilen und einem Boden aus Gitterrosten, durch den man in die Tiefe blicken konnte. Man konnte sich aber auch der ungehinderten Sicht hingeben, indem man einfach den Blick seitlich richtete. Ich schwankte immer weiter nach vorne und, habe ich es schon erwähnt, fühlte meine mich ab und an heimsuchende, leichte Höhenangst aufsteigen. Ich meine, zurecht. Als ich am Abgrund stand und die beiden Helfer mich startklar machten, da lagen etwa 45 Meter zwischen mir und dem Erdboden. Ich blickte in die grüne Hölle hinab und ruckzuck öffnete sich die Absperrung, die sich etwa auf Bauchhöhe vor mir befand.
Beine nach hinten und überkreuz verschränkt lassen. Beide Hände sollen das Seil vor mir umklammern. Nicht loslassen, sage ich mir.
Jump! Und ich falle. Ich falle und es ist ein freier Fall, der etwa drei Sekunden dauert.
Ich hab das getan? Bin ich wahnsinnig?
Ich falle und sehe grün. Die Bäume leuchten mir entgegen. Ich bin in einem unbeschreibbaren Zustand. Julia sagt, auch ich schrie beim Fallen und fing dann irgendwann an zu lachen.
Nach den drei Sekunden setzt dann das Pendel ein, das heißt, das Seil hat nun Zug und man durchläuft den ersten Schwung, der einem ein Achterbahngefühl im Bauch verschafft. Und dann pendelt man weiter und nach ein paar Schwüngen wird man von den Jungs am Boden abgefangen.
Unfassbar!
Wir sprangen vom 45 Meterturm, ohne Wasser unter uns, hinab in die Tiefe!
Wir waren beide überaus glücklich.
Und sind erstaunt über uns selbst.
Pura vida!