Endlich ist sie nun also doch gekommen -die Regenzeit.
Nachdem wir bereits gestern am späten Nachmittag einen herrlichen Tropenguss samt grellen Blitzen und tiefem Donnergrollen von unserer Terrasse in Nosara aus genießen konnten, begleitete uns der Regen heute auf unserer Fahrt in Richtung Süden doch dauerhafter. Nach einem gemütlichen Frühstück brachen wir auf, nicht ohne von unserem doch schon etwas tattrigen aber sehr freundlichen und redseligen Gastgeber mehrfach verabschiedet worden zu sein. Er hatte zu Hochzeiten des Space-Shuttle-Programms bei der NASA in Florida gearbeitet und sich dann als Rentner nach Costa Rica zurückgezogen. Hier hat er nun ein einigermaßen großes Haus auf einem Bergkamm, das einem Blicke in 360 Grad eröffnet, natürlich auch aufs Meer. Bis nicht vor allzu langer Zeit haben sie die Appartements wohl noch zu zweit vermietet, doch, wie er Julia sofort anvertraute, hat sich seine ’schlechte‘ Frau von ihm getrennt. Nun lebt er hier also alleine mit seinen Gästen, schnappt sich morgens sein Surfbrett und macht den Strand unsicher -so tattrig ist er dann doch noch nicht.
Dem Appartement merkte man ebenfalls an, dass es schon einmal bessere Zeiten hatte. So gab es zwar eine Küchenzeile, doch war die Ausstattung mit Geschirr und Kochutensilien von absolut einfachster Art und Kühlschrank wie Herd waren sehr ungepflegt. Aber immerhin konnten wir selbst kochen und so gab es an drei Tagen leckeres Gemüse mal mit Linguine, mal mit Tortillas und mal mit von Jonathan zubereiteten Kochbananen. Auch wenn uns die Nationalspeise Casado durchaus schmeckt, so war das Selbstgekochte doch eine gute Abwechslung. Casado bedeutet übersetzt übrigens „verheiratet“, was wohl daher kommt, dass auf dem Teller viele verschiedene Zutaten miteinander „verbunden“ werden. Es finden sich da in der Regel Reis, Bohnen, Kochbananen, Salat, Fleisch oder Fisch.
Bis wir endlich am Hotel ankamen war es schon bald halb fünf und so stand eigentlich nur noch Essen auf dem Programm. Leider befolgte ich meine eigene oberste Regel nicht. Sie lautet: Niemals das Haus ohne Kamera verlassen! Wegen des Regens ließ ich sie aber im Hotelzimmer zurück. Und was passiert? Auf dem Rückweg, schon mit vollen Bäuchen, hatten wir Tierbegegnungen. Es ist eine sehr dunkle Straße, die wir da zurück gehen mussten und dennoch sahen wir sie sofort: Eine Faultierfamilie -Mutter, Vater, Kind, die wie an der Wäscheleine festgeklammert an einem über die Straße gespanntem Seil hingen und vom Regen nassgesogen wie Steifftiere wirkten. Das Foto musste dann Jonathan mit seinem Handy schießen. Als wir uns endlich von diesem unglaublichen Anblick lösen konnten, da wartete schon die nächste Überraschung auf uns: Ein weiteres Seil, die wohl extra für die Tiere gespannt werden, um ihnen das Überqueren der Straße zu ermöglichen und darauf ein längliches Tier auf allen Vieren unterwegs. Ich leuchtete es an und vermutete einen Affen in den Schemen erkannt zu haben. Doch Adlerauge Julia sah es besser und rief aus: Ein Ameisenbär!