Von einer europäischen Stadt, einem Chaosverein und einem Happy Ending

20160613-Kanada-Quebec-05Québec ville, in das es uns wegen des Formel 1 Rennens verschlagen hatte, begrüßte uns zunächst mit Regenwetter und so verhielten wir uns sehr nordamerikanisch und fuhren am Abend unserer Ankunft jeden Meter mit dem Auto, alleine um nicht nass zu werden. Denn anders als in Costa Rica, wo es so warm war, dass es keine Rolle spielte nass zu werden, war es in Québec doch kühl und windig.
20160613-Kanada-Quebec-06Der nächste Morgen begrüßte uns aber tatsächlich trocken und so ging es ab in die Stadt -natürlich mit dem Auto, denn dort wo sich unser Motel befand, da gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel. Also parkten wir den Wagen in der Rathausgarage und waren so mitten im historischen Zentrum der Stadt. Und was soll ich sagen, es ist eine schöne und für Nordamerika recht ungewöhnliche Stadt, die recht europäisch wirkt, und wie eine Mischung aus einer französisch-englischen mittelgroßen Stadt wirkt. Das ist nett, aber für einen Europäer eigentlich tatsächlich nicht so spektakulär -abgesehen von 20160613-Kanada-Quebec-23ihrerLage hoch über dem schon für sich genommen gigantischen Sankt-Lorenz-Strom. Und so umrundeten wir die große historische Festungsanlage, indem wir die Promenade des Gouverneurs entlanggingen, den Strom zur Linken. Recht schnell hat man das Zentrum besichtigt und zum Abschluss landeten wir in einem Bistro und mussten feststellen, dass entweder nichts vom kulinarischen Erbe der Franzosen übrig 20160613-Kanada-Quebec-18geblieben war oder aber, dass die vielgelobte französische Küche sich im Mutterland erst ausgebildet hatte, nachdem sich die Auswanderer über den Großen Teich davon gemacht hatten. Das Ergebnis ist Poutine, das Pommes-mit-Bratensauce-und-Käse-Essen, das Julia ja bereits beschrieben hatte. Heute nahmen wir es beide, nämlich Poutine de jour. Es wird mein letztes bleiben…
20160614-Kanada-Tadoussac-41Am Tag später machten wir uns dann auf den Weg noch weiter Richtung Osten, nach Tadoussac. Die Strecke dort hin führt entlang des Sankt-Lorenz-Stom und wieder durch weite Wälder. Kurz vor dem Ziel unterbricht der Saguenay-Fjord die Straße. Es gibt keine Brücke, dafür aber eine kostenlose Fähre, auf der man die zwei Kilometer lange Strecke zurücklegt. Der Blick den Fjord hinauf ist faszinierend und als wir später noch ein wenig am Ufer spazieren, da taucht die abendliche Sonne alles in ein sehr schönes Licht.
20160614-Kanada-Tadoussac-0820160614-Kanada-Tadoussac-07Tadoussac ist auch bekannt dafür, dass sich hier alle möglichen Wale tummeln. Nicht zu jeder Zeit alle zugleich, aber dennoch sollen auch wir die Chance auf Sichtungen haben. Und unsere Chancen wollen wir am Tag darauf mit einer Bootstour erhöhen und so buchen wir über das Internet für 12:00 Uhr bei einem Veranstalter in einem 30 km entfernten Ort. Wichtig war: Es sollte keine Massenveranstaltung sein und so kam nur eine Fahrt auf einem so genanten 20160614-Kanada-Tadoussac-23Zodiac in Frage. etwa zwei Stunden nach der Buchung kam ein eMail des Veranstalters, in der ohne jede Form einfach geschrieben stand: „Hi, is it possible for you to make a 10 am départure instead 12h Thanks“
Nein, war es nicht und das schrieb ich dann auch zurück und hörte nichts mehr von ihnen.
Tags darauf standen wir dann pünktlich bei Les Écumeurs du Saint-Laurent auf der Matte und was erwartete uns dann? Eine Dame, die ganz profan mitteilte, dass wir die einzigen beiden Gäste seien und die Tour darum nicht statt finden würde. Ob für uns statt 12:00 Uhr auch eine Tour in fünfeinhalb Stunden, also um 17:00 Uhr in Ordnung sei.
Wie bitte? Hatte ich bis eben aus Höflichkeit auf französisch geradebrecht, so sagte ich nun 20160614-Kanada-Tadoussac-12auf Englisch, das es vielleicht ganz gut gewesen wäre, das vorab mitgeteilt zu bekommen. Gibt es so was? Da stimmen wir unseren Tag auf dieses Ereignis ab, zahlen über das Internet vorab, fahren eine dreiviertel Stunde und dann sollen wir 330 Minuten in einem Fischerdorf totschlagen?
Die Dame merkte wohl, dass das so nicht ging und telefonierte mit der Konkurrenz. So bekamen wir dann immerhin einen Termin auf einem Boot, das um 14:30 Uhr von einer wiederum 16 km entfernten Bucht ablegen sollte. So hatte es die Dame zumindest auf dem Ticket vermerkt. Wir hatten nun also zweieinhalb Stunden, in denen wir das Fischerdorf abklapperten und uns in einem Supermarkt mit Baguette und Käse 20160615-Kanada-Tadoussac-53versorgten, was wir dann auch gleich zur Stärkung zu uns nahmen. Irgendwann einmal beschlossen wir, dass wir ja schon einmal zum Ziel fahren und uns dort noch ein wenig umsehen könnten . Und so erreichten wir den kleinen Hafen bereits kurz vor 14:00 Uhr. Schon als wir ausstiegen begrüßte uns ein freundlicher Herr und fragte, ob wir sein Büro suchten und als wir bejahten, da winkte er uns auch schon herein. Wir präsentierten unsere von der Dame des anderen Veranstalters ausgestellte 20160615-Kanada-Tadoussac-93Reservierungskarte und zahlten dann auch gleich. Dann sagte ich zu der Dame an der Kasse, dass wir jetzt noch unsere warme Kleidung aus dem Auto holen würde, worauf sie meinte, ob wir nicht Kleidung von ihnen nehmen wollten, denn schließlich würde das Boot ja in zwei Minuten starten.
Bitte??? Aber warum denn? Auf dem Reservierungsticket steht doch 14:30 Uhr drauf und jetzt ist erst 14:00 Uhr! Sie schaute ungläubig auf das Ticket und meinte, dass das falsch sei und das Boot jetzt startet.
20160615-Kanada-Tadoussac-91Unglaublich: Nicht nur, dass die uns bei Les Écumeurs du Saint-Laurent böse versetzt hatten, war nun auch noch die Zeitangabe für die Ersatztour falsch gewesen. Nur weil wir früh dran waren, hatten wir das Boot nun gerade noch rechtzeitig erreicht. Also schnell das Fleece angezogen, rein in die gelbe Öllatzhose und die Rettungsweste an und dann nichts wie runter zum Boot.
Ab da machte es Spaß! Das Zodiac war nur halb gefüllt und sauste über die glatte 20160615-Kanada-Tadoussac-76Wasseroberfläche dahin. Man merkte, wie es dem Kapitän Freude bereitete, die Schnauze des Schlauchboots gen Himmel zu recken und links und rechts in die Kurven zu werfen. Wir waren etwa zweieinhalb Stunden auf dem Wasser unterwegs und sahen mehrere Finnwale und auch Minkwale, dazu noch nette Seehunde. Die hier auch lebenden Belugawale sollten wir aber erst am Tag darauf bei unserer Überfahrt Richtung New Brunswick von der Fähre aus sehen. Es wurde trotz der Widrigkeiten doch noch ein wirklich guter Tag.
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