Ganz schön hügelig ist dieses Lissabon. Aber das ist ja für einen Stuttgarter kein Problem. Und genau wie in Stuttgart gibt es hier Stäffele und sogar die Straßenbahnen erinnern an die Modelle, die in meiner frühesten Jugend zuhause ausgemustert wurden. Allerdings sind diese historischen Straßenbahnen komplett überfüllt. Unglaublich viele Touristen stehen Schlange, um eine Fahrt in den Gefährten zu ergattern und wenn sie es dann geschafft habe hineinzukommen, dann stehen sie da wie die Ölsardinen in der Dose.
Apropos Sardinen. Hier in Lissabon, da gibt es an allen Ecken und Enden Fisch und diesen dazu auch noch sehr lecker gegrillt und nicht in Panade zementiert und mit Mayonnaise wieder geschmeidig gemacht, wie bei uns zuhause oder auch in allen englischsprachigen Ländern dieser Erde. Es liegen hier auch nicht immer Pommes bei, sondern Salzkartoffeln und Gemüse. Also nur zu empfehlen und dazu auch noch recht erschwinglich. Jedenfalls hatten wir auch heute wieder Fisch in einem Restaurant, das zwar bei uns gleich um die Ecke, aber abseits der touristisch stark frequentierten Straßen liegt. Schon bei der Recherche im Internet nach einem guten Fischrestaurant stand da geschrieben, man solle sich nicht vom Äußeren des Etablissements abschrecken lassen. Wohl wahr. Und auch das Innere muss man hierzu zählen, denn vom Fußboden bis an die Decke ist es durchgängig mit schmucklosen weißen Kacheln versehen und erinnert so eher an ein Restaurant wie wir es aus Indien kennen. Sogar die Neonbeleuchtung könnten sie sich dort abgeschaut haben. Aber das Essen, das ist wirklich klasse und schließlich ist das die Hauptsache in so einem Restaurant.
Ja, also, Sardinen: Julia hatte welche bestellt und bekam davon gleich fünf auf dem Teller geliefert. Während ich mit meiner einen Dorade dann irgendwann zum Ende kam, lagen bei Julia noch zwei ganze Fische auf der Platte und ich bot an, ihr einen zu filetieren. Ich bin da eigentlich gar nicht so schlecht drin, doch kaum hatte ich damit angefangen das Messer anzusetzen, da kam auch schon der Kellner, ein eher bulliger und griesgrämig dreinblickender Mann, an den Tisch getreten, entschuldigte sich kurz und meinte: no, no, no. Sprachs und nahm mir das Besteck aus den Händen. „May I?“. Aber klar, nur zu. Es ist ja so, dass wir Deutschland ja eher als Fischlegastheniker aufwachsen. Da kann man eine helfende und erklärende Hand schon mal gebrauchen. Und so folgte eine Demonstration auf meinem Teller, wie man eine Sardine ordentlich zerlegt. Also schau: Schwanz weg, Kopf weg, Rücken aufgeschlitzt, das eine Filet entfernt, die Gabel in die Gräte nahe dem Rumpfende eingefädelt und zack, weg mit dem Ding. Filets wieder zusammengeklappt und guten Appetit!
Das ganze noch mit der zweiten Sardine auf Julias Teller -sie soll ja auch was lernen.
Ok, das ging wirklich schnell. Mein falscher Ansatz war, Schwanz und Kopf nicht entfernt zu haben. Aber für die nächste Sardine bin ich nun bestens vorbereitet!