Ein kurzer Flug, gerade mal dreieinhalb Stunden, und schon liegt das schöne Sri Lanka hinter und das aufregende Malaysia vor mir. Kurz nach der Landung in Kuala Lumpur am frühen Morgen ist es dann endlich so weit: mein erster Kaffee seit drei Wochen! Jetzt nichts gegen die Kräutertees der letzten Tage und ayurvedisch gesehen ist Kaffee ja eher Teufelszeug, aber das ist schon ein ganz besonderer Genuss, auf den ich nicht verzichten will. Auf diese Weise gestärkt trete ich den zweiten Teil der Reise an und lande nach kaum einer Stunde auf dem Flughafen von Penang, einer Insel im Nordwesten Malaysias. Penang heißt zwar die ganze Insel, aber auch die Hauptstadt Georgetown wird meist so genannt und die ist mein Ziel. Die Betel Nut Lodge in der historischen Altstadt ist genau die richtige Wahl – nicht nur, dass sie mich um halb elf morgens schon ins Zimmer lassen, nach ein paar Minuten klopft es und ich bekomme eine Tasse Tee und ein wunderbares Kokostörtchen. Aber besser keine allzu lange Pause machen, sonst schlafe nur ein und kriege das mit der Zeitverschiebung nicht hin. Beim ersten Gang durch die Straßen bin ich vollkommen überfordert – diese Stadt ist so voller Atmosphäre, man weiß gar nicht, worauf man sich als erstes konzentrieren soll. Die wunderbaren chinesischen Tempel? Die restaurierten historischen Shophouses? Die Garküchen und Märkte? Der bunte Mix aus Chinesen, Indern, Malaien und Europäern? Die Straßenkunst? Ich beschließe, mir jeden Tag ein Thema vorzunehmen, sobald ich mich ein wenig orientiert habe.
Es ist heiß in den Straßen von Penang, obwohl das Meer so nah ist. Aber keine laue Brise wie in Sri Lanka sorgt für Abkühlung, sondern die Sonne brennt herunter und nach anderthalb Stunden habe ich erst mal genug – übernächtigt und durchgeschwitzt frage ich an einer Bushaltestelle, welcher Bus zur großen Shopping Mall fährt und fünf Minuten später werde ich klimaanlagengekühlt Richtung Einkaufszentrum chauffiert. Ich brauche dringend einen Schuhladen, nachdem sich Hannahs Hund in Sri Lanka über meine Sandale hergemacht hat als wir beim Tee saßen. Und so erstehe ich in Malaysia die ersten Birkenstocks meines Lebens und kann nach drei Tagen sagen, dass sie der erste richtige Durchbruch in Sachen Achillessehnen und Plantar Fasciitis zu sein scheinen. Damit würde sich dann einer der Wünsche, die ich in Sri Lanka gelassen habe, der Erfüllung nähern, aber ich will mich nicht zu früh freuen.
Nach einer langen erholsamen Nacht finde ich aber auch an Tag 2 in Penang noch kein echtes System, mit all den Attraktionen der Stadt umzugehen. Ich besuche das altehrwürdige Eastern and Oriental Hotel, weil ich ja so ein Fan von Kolonialhotels bin, schaue mich auf dem Friedhof von Penang um, dessen Gräber von dem harten und meist kurzen Leben der europäischen Siedler zeugen, laufe vorbei an Art Deco-Gebäuden, genieße leckere Curry-Nudeln an einem der vielen Straßenstände, fühle mich in Little India wie in Delhi, stehe fasziniert vor einer chinesischen Apotheke und bummle an der großen Moschee vorbei. Die Altstadt von Georgetown ist seit 2008 Weltkulturerbe und an kaum einem anderen Ort passt es so gut wie hier: so viele Weltkulturen sind hier vertreten oder haben ihre Spuren hinterlassen.
Relativ neu hinzugekommen ist die Street Art, für die Penang aber mittlerweile recht berühmt ist. Lebensechte Malereien an den alten Hauswänden, in die häufig ein realer Gegenstand eingebunden ist, sei es ein Fahrrad, ein Hausdach oder eine Schaukel. Die Stadt fördert diese Art der Kunst und vor allem die asiatischen Touristen sind ganz wild darauf, sich hier zu photographieren. Also lege ich heute das Augenmerk auf diese Wandgemälde. Oder vielleicht doch auf die chinesischen Tempel? Oder diesen schönen indischen? Oder wie wär’s mit dem gemütlichen Café dort an der Ecke? Das Hawkercenter gegenüber? Aah, so much to do in Penang…
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