The Wanderers

So langsam können wir einen Wanderführer schreiben. Unglaublich, was für schöne Ausflüge  im Umkreis von Stuttgart möglich sind. An und auf der Alb war es ja schon die letzten Male traumhaft, also dann ein weiterer Versuch. Wir fahren bis Schlattstall und wären am Parkplatz „Lange Steige“ fast wieder umgedreht. Ein Auto reiht sich ans nächste und von Geheimtipp kann keine Rede sein. Aber wir merken schnell, dass unser Routenvorschlag uns genau in andere Richtung führt als die, der die Massen folgen. Also rein ins saftige Grün. Ein idyllisches Tal, es geht leicht bergauf und noch sind die Wege bequem und unproblematisch. Wir sind hier im Biosphärenreservat, der Wald bleibt wie er ist, umgestürzte Bäume werden nicht weggeschafft und das vermittelt einen fast dschungligen Eindruck an manchen Stellen. Noch find ich es wildromantisch. Dann kommt jedoch der Anstieg auf die „Große Schrecke“ und die trägt ihren Namen vollkommen zu recht. Es ist steil und ziemlich ziemlich glitschig, der Weg ist schmal, ein falscher Tritt, einmal abrutschen und der Schrecken wäre da. Ist ja alles schön mit der Natur, aber den Weg möchte ich eigentlich nicht noch mal nehmen müssen. Erstmal oben hat es sich dann aber doch gelohnt, die Ausblicke sind spektakulär und hinter Strohweiler tut sich eine wirklich liebliche Weidelandschaft auf, mit wogenden Getreidefeldern und weitem Blick. Darüber türmen sich dramatisch die Wolken. Hier oben ist man dann wirklich so gut wie allein, der Ort und die kleinen Straßen aus ihm hinaus sind wie ausgestorben. Auf der Hochfläche geht es sich äußerst gemütlich und fast hätten wir den Einstieg in den Abstieg verpasst. „Kernzone“ steht hier überall, das erinnert ja eigentlich eher an Tschernobyl, gemeint ist aber der besonders unberührte Teil des Biosphärenreservat. Runter geht es sehr viel angenehmer als rauf, eine märchenhafte Schlucht, grün überwuchert, sehr schön. Knapp drei Stunden waren die reine Laufzeit, etwa elfeinhalb Kilometer und viele schöne Plätzchen zum Verweilen. Auch das wieder eine sehr empfehlenswerte Tour!

So langsam steht Eric unter Druck, immer aufs Neue muss er schöne Strecken finden und jede sollte besondere Highlights bereithalten. Dann versuch ich es mal mit süßen Tieren, denkt er sich und so führt uns die nächste Tour zunächst nach Eckenweiler, einem Ortsteil von Rottenburg. Hier kommt die Überraschung gleich am Anfang: mitten in der schwäbischen Provinz laufen uns Alpakas entgegen. Und die sind wirklich goldig, wenn auch frisch geschoren und nur noch rund ums Gesicht flauschig.

   

Vorbei am Alpaka-Hof geht es erst mal durch die Felder bis ein veritables Schloss vor uns auftaucht. Weitenburg heißt es und ich frage mich, warum wir trotz der vielen Jahren, die wir in Tübingen gelebt haben, zum allerersten mal hier sind. Der Biergarten im Schlosshof ist leider ein Opfer von Corona, aber hier kommen wir irgendwann nochmal hin. Später lese ich, dass sie High Tea anbieten, was für ein perfekter Ort für einen stilvollen englischen Teenachmittag. Oberhalb des Neckar geht es weiter durch den Wald, den man hier fast für sich alleine hat. Duftige Wiesen, kleine Bäche, auf den bunte Libellen tanzen, wir setzen doch gleich mal einen Marker für ein künftiges Picknick im verwunschenen Idyll. Wie es sich im katholischen Rottenburg geziemt, absolvieren wir den Kreuzweg hinauf zum Frauenkloster auf der Liebfrauenhöhe. Der Höhepunkt der Kontemplation ist dann aber doch eine Schaukel und so beschwingt sind es nur noch ein paar Minuten zurück zum Auto.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der nächste Ausflug ist ein echter Klassiker: durch den Schönbuch bis zum Schloss Hohenentringen. Pflichtprogramm für Tübinger Studenten und trotzdem immer wieder schön. Eine fast gemütliche Runde ohne heftige Auf- oder Abstiege, dafür mit schönen Ausblicken hinunter ins Ammertal, hier kann man eigentlich bei keinem der vielen ausgeschilderten Wanderwege wirklich was falsch machen. Das Highlight unserer Wanderung kommt am Ende: der Biergarten in Hohenentringen hat offen! Und erstaunlicherweise auch noch ein Tischlein für uns, trotz strahlenden Sonnenscheins. So ganz trauen viele wohl noch nicht dem neuen Frieden mit dem Virus. Wir füllen erstmals brav zu Beginn der Schlemmerei einen Zettel mit unseren Kontaktdaten aus und stürzen uns bald darauf auf leckere Maultaschen. War ja immer ganz nett mit unserem mitgebrachten Vesper, aber das ist doch ein ganz anderer Genuss.

 

So langsam werden sie jetzt wohl weniger werden, unsere Corona-Wanderungen. Wir fangen an zu planen, vielleicht mal ein verlängertes Wochenende in Franken und dann steht im September unser Urlaub an. Anfang des Jahres hatten wir über Botswana nachgedacht, das wird es definitiv nicht werden. Aber ich wäre auch nicht traurig, wenn wir Brandenburg kennenlernen würden oder die Ostseeküste in Mecklenburg. Oder vielleicht doch Portugal oder gar Georgien? Schaunmermal, ich plan ja so gerne, um dann nachher vielleicht doch spontan ganz woanders hinzufahren. Aber erst bleiben wir bitte alle mal weiter gesund!

 

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert