Wir planen unsere Reisen nicht. Flug und die ersten zwei, drei Nächte, mehr meistens nicht. Das ist einerseits spannend, denn wir können uns nach Lust und Laune auf das Land einlassen. Bleiben, wo es uns gefällt und schnell wieder gehen, wenn es uns nicht überzeugt. Andererseits riskieren wir so aber auch, schöne Dinge zu verpassen. Das tolle Hotel – das hätte man ein paar Wochen im Voraus buchen müssen. Nicht genügend informiert über die Gegend und weitergefahren – leider eine spektakuläre Wanderung verpasst. Und mit einer Woche Vorlauf die Autovermietungen angefragt nach einem Geländewagen, möglichst mit Dachzelt – also wirklich, die sind seit Monaten reserviert. Wir sehen uns schon im VW Polo über die Wüstenpisten holpern, da findet sich zumindest ein SUV mit Allradantrieb für uns. Ein eher größeres Auto für deutsche Verhältnisse, in Namibia lächelt schon unsere erste Lodge über unser „small car“.
Und natürlich passt da kein Dachzelt drauf, also müssen wir erst mal einkaufen gehen. Die Outdoorausrüster in Namibia sind bestens bestückt mit soliden und ziemlich schweren Zelten. Wir hatten uns zwar ein wesentlich kleineres Exemplar vorgestellt, aber wir werden noch merken, wofür die sehr stabile Konstruktion gut ist. Ein Luftbett samt Profipumpe, Gaskocher, Moskitolampe und Hammer für störrische Böden wandern in unseren Kofferraum und dann mal los zum ersten Test in freier Natur.
Der Campingplatz auf der Gästefarm Hamakari ist der Traum, nur ein paar Stellplätze, jeder mit schattigem Baum, Grillplatz, Tisch und Bank ausgestattet, blitzsaubere Toiletten und Duschen, die abends mit Holz angefeuert werden, das das Wasser bis zum nächsten Vormittag warm hält. Dazu ein Wasserloch in Sichtweite, an dem sich am späten Nachmittag Springböcke versammeln.
Das Zelt baut sich leichter auf als befürchtet, mit dem Luftbett wird es richtig gemütlich und wir schlummern früh ein – bis etwa Mitternacht. Da liegen wir dann fast auf dem harten Zeltboden. Unser schönes Luftbett muss ein Loch haben. Vielleicht hätten wir den Boden zuvor doch intensiver nach Resten dorniger Äste absuchen sollen. Eric pumpt erneut, es hält vielleicht zwei Stündchen, dann müssen wir wieder ran. Wenig geruhsam unsere erste Zeltnacht und zu finden ist das winzige Loch natürlich nicht. Aber wir haben für namibische Verhältnisse Glück: der nächste größere Ort ist „nur“ 100 km auf einer geteerten Straße entfernt. Also keine Wanderung am Waterberg am nächsten Tag, sondern auf nach Otjiwarongo. Das erweist sich als netter Abstecher, ein ganz normaler namibischer Ort mit überwiegend schwarzer Bevölkerung, der einem endlich das Gefühl gibt, mitten in Afrika zu sein. Wir bekommen ein neues Luftbett, das in den kommenden Wochen wacker durchhält, und essen lecker im sehr fröhlichen Etemba Beerhouse. Die gemütlichen Zeltnächte können kommen!
Eine Besonderheit in Namibia sind Campingplätze mit eigenem Wasch- und Küchenhäuschen für jedes Zelt. Toilette, Dusche, Spülbecken und überdachten Sitzplatz hat man ganz für sich alleine, mal urig aus Bambus und Holz gebaut, mal nachgerade luxuriös. Und immer extrem sauber. Häufig sind dann noch ein Pool, ein hervorragendes Restaurant und ein Wasserloch zur Tierbeobachtung ganz in der Nähe. Damit man sehen kann, was man da gerade auf dem Teller hat 🙁
Es ist Regenzeit in Namibia und wir haben uns zum Etosha-Nationalpark im Norden aufgemacht. Und hier kann schon mal ein ordentlicher Guss vom Himmel kommen, inklusive Blitz, Donner und Wind. Am Etosha Trading Post könnte das Zelt sogar unter dem Unterstand vor unserem Waschhäuschen stehen, aber es gibt auch einen hübschen Platz unter freiem Himmel, mit Steinboden ohne schlafgefährdende Dornen und spitze Steine. Heringe kann man hier zwar nicht einschlagen, aber wir sind ja wohl schwer genug, um das Zelt an Ort und Stelle zu halten. Düstere Wolken türmen sich auf, Donner aus vielen Richtungen, es fängt an zu tröpfeln. Das hält das Zelt locker aus und sicher sieht das hier alles viel bedrohlicher aus als es eigentlich ist. Oder nicht? Mittlerweile brodelt der Himmel, dicke Tropfen in stetig steigender Frequenz, jetzt pladdert es und auch der Wind nimmt Fahrt auf. Eigentlich ist es bereits ein Sturm, der kräftig an den Zeltwänden zerrt. Und hat es sich nicht sogar ein Stück bewegt, unser Zelt? Komm, wir ziehen es unter den Unterstand, da ist es geschützt. Eric packt den Zeltboden an der einen, ich an der anderen Seite, wir ziehen und müssen es ein klein wenig anheben, um es über einen Absatz zu bekommen – da fährt der Sturm unter das Zelt, reißt es uns aus den nassen Händen, hebt es an und schleudert es Richtung Waschhäuschen, um dessen Seitenwand es zu verschwinden droht. In Sturm, Regen und Dunkelheit kann ich es nicht mehr sehen. Aber Eric ist zur Ecke des Häuschens gesprungen und hat das Zelt zu fassen gekriegt. Wie ein Windsurfer hält er mit beiden Händen eine Stange und stemmt sich pitschnass gegen den Wind. Ich kriege auch eine Stange zu fassen und gemeinsam schaffen wir es, das Zelt um die Ecke und unter den Unterstand zu ziehen. Gerettet! Aber drinnen ist wahrscheinlich alles pitschenass. Nichts da, namibische Qualitätsarbeit, im Zeltinneren ist zwar alles kräftig durcheinandergeschüttelt, aber Matratze und Schlafsäcke sind fast komplett trocken geblieben. Gerade mal ein kleiner unbedeutender Knick in einer der soliden Stangen. Ich hab uns schon im Auto schlafen sehen, sagt Surfer-Eric, aber das wäre nix geworden – da hat es nämlich heftig reingeregnet, die Rückbank des japanischen Qualitätsprodukts ist komplett nass. Das möge uns für heute Nacht aber erst mal egal sein. Eric bindet die Zeltecken mit unserer Wäscheleine an den Stützpfeilern des Unterstands fest und einer gewitterlauten, aber drinnen trockenen Nacht steht nichts mehr im Weg.
Trotzdem: Zelten ist in Namibia ein absolutes Muss! Komfortabel und mitten in der Natur, an wunderschönen Orten und ziemlich günstig. Ein kleiner Eindruck:
Den spektakulärsten Blick und allerschönsten Sternenhimmel hatten wir im freundlichen Bushman’s Desert Camp.
Wie im Designerhotel und mit hervorragendem Essen haben wir die Kronenhof Lodge genossen. Und der Blick von der Terrasse des Restaurants war absolut einmalig!
Balifeeling kam in der hübschen Holzhütte mit Open Air Dusche an der Sossus Oasis Campsite direkt am Sossousvlei Nationalpark auf und obendrein bekamen wir noch Besuch von einer Oryxherde.
Deswegen: wenn Namibia, dann unbedingt mit Zelt. Nicht immer, denn die vielen spektakuläre Lodges darf man nicht verpassen. Am Boden oder auf dem Dach eines Geländewagens – wenn man früher dran ist als wir, hat man die Wahl. In jedem Fall sind unvergessliche Erinnerungen garantiert!
Das macht Lust auch einmal zu machen
Lieber Eric,
viel fehlt dir äußerlich nimmer (lässiger Eric in der Abendsonne) zu Harrys Krüger Weltenbummler….. 😊
Viel Spaß und noch ganz viele tolle schöne Bilder von euch
Viele liebe Grüße
Lieber Janni, vielen Dank! Du meinst natürlich Hardy Krüger Junior 🙂
Eric