Abenteuer haben wir erwartet, Natur und Tiere und fremde Kulturen, bei unserem ersten Ausflug ins südliche Afrika. Kulinarische Erwartungen hatten wir keine und sind wahrscheinlich deswegen so begeistert von den Genüssen, die uns die namibische Küche beschert hat. Und für ein paar Wochen vergesse ich mal, dass ich eigentlich kein Fleisch esse.
Das Zauberwort in Namibia lautet Braai, die namibische Variante des Grillens. Selten mit Kohle, vor allem mit Holz werden die überall anzutreffenden Grillstellen befeuert. In den Supermärkten sind leckerstem Grillgut lange Kühltheken gewidmet und auf vielen Campingplätzen stehen gut befüllte Tiefkühltruhen, wo man für ein paar Euro kiloweise Braii-Fleisch oder köstliche Boerewoers, eine besonders herzhaft gewürzte Grillwurst aus Wild, kaufen kann. Auf dem traumhaften Zeltplatz in Palmwag hätte man sich Knoblauchbaguette, Kartoffelsalat und Fleisch zum Selbergrillen bis ans Zelt liefern lassen können, in der mindestens genauso schönen Kronenhof-Lodge bekamen wir die Boerewoers zum Selberbrutzeln als Gastgeschenk in die Hand gedrückt.
Im Feuer kann nicht nur gegrillt, sondern auch gekocht werden. Und dafür braucht man einen Potjie, einen dreibeinigen gusseisernen Topf, den man direkt in die Glut stellen kann. So zaubern die kochkundigen Namibier fernab ihrer Küchen Ragouts und Eintöpfe, deren köstliches Aroma wir ab und an beim Campen erschnuppern konnten. Selber rangewagt haben wir uns nicht, obwohl sogar unser Reiseführer das Rezept für ein Potije-Curry enthält.
In Namibia dreht sich alles ums Fleisch. Wild und Rind stehen an erster Stelle und übertreffen wahrscheinlich jedes Biosiegel Europas um ein vielfaches. Das zarte Antilopenfleisch von Oryx, Kudu oder Eland sind ein absoluter Genuss, immer perfekt gebraten oder gegrillt, und mit ideal abgestimmten Gewürzen hält man sich hier nicht zurück.
Richtung Küste gibt’s dann Fisch und die Austern aus der Walvis Bay werden immer mal wieder als die besten der Welt bezeichnet. Für mich sind sie das, cremig, mit einem unglaublichen Aroma, das nicht vom Meerwasser übertüncht wird. Wirklich ganz hervorragend! Kabeljau in allen Variationen, roh und hauchdünn als Carpaccio, leicht mehliert gegrillt, gebraten oder gekocht: jedesmal wow! Swakopmund ist ein wunderbarer Ort, sich durch das atlantische Angebot zu schlemmen und besonders gefallen hat es uns im The Tug direkt am Meer und im Fish Deli, das zudem den besten Kartoffelsalat südlich von Hamburg serviert.
Namibische Portionen sind riesig, darauf muss man sich einstellen. Schon ein Frühstücks-Omelett „mit allem“ ist eine echte Herausforderung, mit Gemüse, Speck, Boerewors, Käse und und und. Riesige Steaks füllen den Teller mehr als aus, manch eine Nacht wurde durchaus beschwerlich wegen der zuvor genossenen Köstlichkeiten. Zumal auch die Palette der Nachtische nicht zu verachten ist. Das nationale Dessert „Malva Pudding“ ist ein in Sirup getränkter Kuchen und wird immer noch von einer Kugel Eis, Vanillesauce oder Sahne begleitet. Dagegen wirkt ein „Dom Pedro“ zunächst eher harmlos, entpuppt sich dann aber als ein äußerst gehaltvolles (und deswegen himmlisches) Glas voller geschmolzenen Vanilleeises mit Likör und Sahne.
Eine weitere echt namibische Spezialität ist Biltong, Streifen getrockneten Fleisches, in verschiedensten Geschmacksrichtungen. Ganz Namibia scheint Biltong zu kauen wie bei uns Kaugummi. Supermärkte, spezielle Biltong-Kioske und Farmen übertreffen sich mit den köstlichen Snacks und auch wir haben fleißig mitgekaut.
Die nationale Beilage ist Mielie Pap, ein polentaähnlicher Maisbrei, mal leicht flüssig, mal fest, aber wir haben es nur einmal probiert. Das dafür in einem der spektakulärsten Restaurants Namibias auf dem Gipfel eines riesigen Steilfelsens, im „Eagles Nest“ der Vingerklip Lodge, mit gigantischem Blick über eine atemberaubende Canyonlandschaft.
Und mit „Rock Shandy“ habe ich leider erst etwas spät das perfekte Getränk für laue Sommerabende gefunden. Die Mischung aus Zitronenlimonade, Mineralwasser und Angostura Bitter ist einfach köstlich und fast besser als ein frisch gezapftes Hansa Bier. Das aber auch sehr zu empfehlen ist.
Heimwehkranken Österreichern kann ich die namibische Variante des Almdudlers ans Herz legen: der Farmdudler ist durchaus lecker. Und auch die deutsche Seele muss nicht darben, jeder Supermarkt bietet verschiedene Vollkornbrote an und selbst auf eine reichliche Auswahl an Rotkohl und Sauerkraut muss man südlich des Äquators nicht verzichten.
Trotzdem möchte ich die Spaghetti mit rotem Pesto, die wir an manch einem sternenhellen Abend auf unserem Gaskocher in der Wildnis kochten, auf keinen Fall missen. Wahrscheinlich schmeckt es deshalb so gut in Namibia, weil in dieser wunderbaren Natur einfach alles so viel besser ist!
Das klingt ja super lecker! Biltong habe ich auch in Südafrika mal probiert 😉