Wir kamen aus dem Tal des Todes, in dem, verließ man den das Valley querenden Highway, auch tatsächlich Totenstille herrschte.
Und genau das hatten wir getan -wir hatten den Highway verlassen, um über eine in der Parkbroschüre empfohlene, landschaftlich besonders reizvolle Strecke, in Richtung Pazifikküste zu gelangen. Und ab da fuhren wir alleine.
D. h., nicht ganz alleine, denn just an einer Weggabelung, an der wir zunächst falsch abgefahren waren, hatten wir plötzlich ein anderes Auto an unserer Seite, das genau in den selben Weg stach, der auch für uns der richtige war.
Wir ließen ihm den Vorrang, da wir ungern mit Verfolgern im Nacken auf engen Straßen unterwegs sind. Das war wohl auch gut so, denn obwohl es nun über dreißig Meilen keine Abzweigung mehr gab, sahen wir den anderen Wagen kein einziges mal wieder.
Seltsam nur, dass genau dort, wo das andere Auto auf uns stieß, also an der Weggabelung, ein Schild auf unserem Pfad angebracht war: „Road Closed“.
Seltsam auch, dass die durchaus an selber Stelle vorhandene Schranke, dennoch nicht verschlossen war, um die Straße dann auch wirklich zu sperren.
Da es den anderen Fahrer aber keine Sekunde des Zögerns gekostet hatte, war für uns beschlossene Sache, dass da die Bauarbeiter mal wieder nicht aufgeräumt hatten. Das Hinweisschild musste veraltet sein.
Also nichts wie rein und die Straße hinunter, die innerhalb von drei Minuten zur Piste wurde, auf der wir denn auch gleich erst einmal eine kleinere Überflutung passieren mussten.
Fahrerin Julia meisterte diese Hürde bravourös und wir kamen überein, dass wir, sollte dies das größte Hindernis gewesen sein, die Fahrt fortsetzen würden.
Die Piste war zwar staubig, holprig und eher Four-Wheel-tauglich, aber wir kamen gut voran.
Kein einziges Lebewesen kam uns unter, bis wir plötzlich eine Wildeselfamilie, Vater, Mutter und Kind, am Straßenrand beobachteten. Bei unserem Anblick stoppten sie ihren langsamen Schrittes vollzogenen Ausflug und wendeten sich aufmerksam uns zu.
Schöne Tiere und für diese extremen Lebensbedingungen, zumindest für uns überraschend.
Als wir uns gegenseitig lange genug beäugt hatten, zogen wir jeweils unserer Wege.
Nach einiger Strecke, die eine Umkehr sehr unattraktiv gemacht hatte, erfuhren wir dann, dass das Schild „Road closed“ ganz offensichtlich doch von niemanden vergessen worden war, denn ein Teil der Straße war zunächst unter- und dann weggespült worden.
Somit hatten wir auch noch die Bestätigung für die Existenzberechtigung eines weiteren Schildes, das uns in diesem so extrem wasserarmen Gebiet in etwa so glaubhaft erschien, wie eine Glatteiswarnung in Saudi Arabien, nämlich jenes, das vor Springfluten warnte.
Freundlicherweise hatten die Wassermassen die Straße nicht horizontal, sondern vertikal zerstört, so dass zumindest Teile einer Fahrspur erhalten waren. Julia meisterte auch diese Herausforderung und so setzten wir unsere einsame Fahrt fort.
Kurz darauf sahen wir am Horizont den Highway unsere Piste kreuzen und wähnten uns bereits auf der sicheren Seite und gerettet, als aber tatsächlich an der Auffahrt zur Schnellstraße, eine Sperre errichtet war.
Wir näherten uns ihr vorsichtig und sahen uns schon die schöne aber schwierige Strecke wieder eineinhalb Stunden zurückfahren.
Aber dann eröffnete sich uns die Chance auf ein illegales Durchbrechen der Straßensperre. Kurzentschlossen vollendeten wir unser gesetzwidriges Treiben. Ich stieg aus, entfernte eigenmächtig das schwächste Glied der Abwehrkette, ein orangenes Verkehrshütchen (eigentlich ein ausgewachsener Hut) und gerettet waren wir!
Pazifik, wir kommen!!