„Da braucht man nicht hin, das ist eine einzige große Baustelle.“ „Da gibt’s nur riesige Parkplätze.“ „I couldn’t find a place to eat.“ Das waren die Antworten von Mitreisenden, wenn wir sie nach Christchurch befragten. Na gut, die Städte in Neuseeland haben uns eh nicht vom Hocker gehauen und zum Ende werden uns die Tage knapp, also wollten wir eigentlich einen großen Bogen um die Stadt machen. Auf der Fahrt von den wunderbaren Seen bei Twizel Richtung Akaroa geht es erstaunlich schnell voran, es ist der erste Weihnachtsfeiertag und das ganze Land geschlossen, selbst McDonalds verweigert uns Einlass für einen Kaffee und so sind wir gegen Mittag kurz vor Christchurch. Na, dann schauen wir es uns halt doch an. Wir brauchen das Navi, um die Innenstadt zu finden und parken ist tatsächlich kein Problem, überall leere Flächen zwischen Hochhäusern, die merkwürdig unbelebt aussehen.
Am 22. Februar 2011, also vor fast fünf Jahren, wurde Christchurch um die Mittagszeit von einem starken Erdbeben getroffen, bei dem 185 Menschen starben. Das hatten wir auch in Deutschland gehört, aber so ein paar Häuser baut man in der langen Zeit seither doch wieder auf, oder? Hatten wir gedacht. Bei unserem Spaziergang durch die Innenstadt von Christchurch frage ich mich, ob es nicht besser gewesen wäre, das Zentrum einfach aufzugeben und woanders neu entstehen zu lassen. Die historischen Gebäude sind größtenteils abgesperrt und irgendwie abgestützt, viele Häuser fehlen ganz, die meisten Hochhäuser sind verlassen und würden eine vortreffliche Kulisse für einen Endzeitthriller darstellen. Es scheint mir ein Wunder, dass nicht viel mehr Menschen ums Leben kamen. Wie nach einem Krieg und dabei ist das Ganze schon fünf Jahre her. Ob sie das wieder hinbekommen? Die Parolen auf den Bauzäunen „Rebuilding our city“ klingen fast ein bisschen hilflos. Kunstprojekte an vielen Stellen, die Initiative „Gap Filler“ will an leeren Stellen vorübergehende Gemeinschaftsprojekte entstehen lassen. Platz dafür gibt es zuhauf… Wir finden ein Café in einer wiederaufgebauten kleinen Fußgängerzone, durch die die historische Straßenbahn wieder fährt, trinken Cappuccino und „Flat White“, die neuseeländische Variante des Italo-Klassikers, und bleiben doch etwas ratlos, was wir von dieser Stadt halten sollen.