Lächelnde Buddhas, befreite Vögel und ein unsichtbares Fest

Diesen Beitrag kriegt ihr nur und jetzt, weil sie ohne mich feiern, diese Thais. Ich kann es genau hören und jetzt schon den zweiten Abend, aber ich finde es nicht: das unsichtbare Fest. Gestern Abend schon wummerte die Musik und ich hielt es natürlich für die Siegesfeier des FC Sukhothai. Die Freude sei ihnen gegönnt, sagte ich mir, steckte mir Stöpsel in die Ohren und schlief ab halb elf, vielleicht war es auch 11, selig. Wenn man mich lässt, bin ich offensichtlich doch zu erheblicher Entspannung in der Lage – als ich am Morgen aufwachte, zeigte die Uhr viertel vor 10…. Heute Abend wollte ich dann aber doch am Spaß teilhaben und zog um 21:00 Uhr noch mal los, um die Party zu finden.

Kleine Sentimentalität: mein (Ex-) Balkon!
Kleine Sentimentalität: mein (Ex-) Balkon!

Ich lief durch einsame Straßen, Wohnviertel, in denen noch ein paar Menschen beim Essen oder Fernsehgucken zusammen saßen, sonst aber eher nur Hunde und Katzen meinen Weg kreuzten, alles sehr schläfrig also, wenn da nicht diese Musik wäre. Es hörte sich interessant an, fast wie das Robbie Williams Konzert auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart, bei dem ich auf meinem Balkon dank günstiger Windrichtung fast jedes Lied mitsingen konnte. Aber diese Fete lässt sich einfach nicht lokalisieren! Nach einer halben Stunde gebe ich auf, sichte einen 7/11 (warum bitte gibt es die bei uns nicht?) und beschließe, den Abend mit einem Fläschchen Chang Bier auf meiner Veranda ausklingen zu lassen. Und deswegen wird es jetzt diesen Beitrag geben.

P1070725Also, trotz späten Starts heute morgen war der Ausflug nach Alt-Sukhothai ein sehr schöner. Mit dem Sammeltaxi ging’s bis zum Fahrradverleih ( was der den Chauffeuren wohl zahlt, damit sie die Kunden direkt vor seinem Geschäft aussteigen lassen?). Mein Auge fiel auf ein cremefarbenes Retromodell, ich fragte den Verleiher, ob er auch welche mit Gangschaltung hätte, da zeigte er mir stolz die funktionierende Vorderbremse. Hinterbremsen sind auch völlig überschätzt und P1070736
eine Gangschaltung brauchte ich tatsächlich nicht, der „Historical Park“ ist topfeben, deswegen wurden wir uns handelseinig. Also rein in den Park, Weltkulturerbe seit 1991 und Heimat der Überreste der Hauptstadt des antiken Königreichs Sukhothai. Dieses bestand vom 13. bis 15. Jahrhundert und aus dieser Zeit sind auch die Ruinen, die im Park zu sehen sind. Unwillkürlich drängt sich mir der Vergleich mit Angkor in Kambodscha auf und damit ist es eigentlich nicht P1070749zu vergleichen. Angkor ist so unglaublich groß und prächtig, dagegen ist Sukhothai eher überschaubar, aber die wissend lächelnden Buddhafiguren schaffen eine Atmosphäre der Gelassenheit und Weisheit, die man auch in Angkor an vielen Stellen spürt. Ich laufe durch die Ruinen, die so verstreut liegen, dass es zu Fuß ganz schön nervig gewesen wäre, lege immer wieder Pausen ein, bleibe fast eine Stunde an einem See sitzen und lese. Irgendwann komme P1070729ich zu einem modernen Denkmal, das wahrscheinlich nur für Thais eine besondere Aussagekraft hat. Ich trinke eine Cola und schlendere herum, da fällt mir ein kleiner Stand mit einem Stapel, der Geräusche von sich gibt, auf. Ich gehe näher ran und sehe, dass die Verkäuferin kleine, winzig kleine Käfige aufgetürmt hat, in denen sich je zwei sehr kleine Vögel drängen. Ich habe das mal in Hongkong gesehen, wilde Vögel werden gefangen und zum Freilassen wieder verkauft, das soll P1070741Glück bringen. Nun denn, mein excellent luck kann ja nie genügend Auffrischung bekommen, aber vor allem finde ich das mit den Piepmätzen ganz schrecklich. Den Brauch werde ich schlecht ändern können, aber wenigstens einem Teil könnte ich doch zur Freiheit verhelfen. Wie viel es denn koste, frage ich sie, sie nimmt zwei Käfige und sagt „100“. Das ist eigentlich zu viel, deswegen frage ich, was ein Käfig kostet. „100“ erwidert sie grinsend., eindeutig nicht zu P1070753Verhandlungen bereit. Na egal, her mit den zwei Käfigen. Sie findet ihre Taktik hervorragend, ruft ihrer Standnachbarin zu: 2 for 100, 1 for 100 und lacht laut. Ich nehme die Minikäfige, ziehe einen Gitterstab hinaus, es dauert kurz, bis die Vögel merken, dass sie sich jetzt in die Freiheit quetschen können, aber dann flitzen sie über den See davon. Na, hoffentlich warnen sie ihre Kumpels!

Die Sonne senkt sich langsam und der freundliche Fahrradvermieter hatte mir gesagt, dass P1070722das letzte Sammeltaxi nach Neu-Sukhothai um halb 6 zurückfährt. Also mache ich mich langsam auf den Rückweg, gebe das Fahrrad zurück und will mich eigentlich noch in eins der Cafés setzen, da fährt ein Sammeltaxi an mir vorbei. Ach egal, denke ich mir, laufe hinterher, der Fahrer bremst kurz, ich springe auf und fahre zurück. Ein leckeres Abendessen und einen Entspannungsstopp in meinem Bungalow später mache ich mich dann auf die Suche nach dem unsichtbaren Fest, womit wir wieder am Anfang der Geschichte wären…

 

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