Noch mehr Buddhas und ein Abschied

16.02.2016

Die Zeit des Alleinreisens neigt sich dem Ende zu. Morgen früh um halb neun fährt mein Bus nach Bangkok ab, am Donnerstag steht der fast schon obligatorische Königspalast auf dem Programm und am Freitag treffe ich Eric wieder.

Ja, wie war es? Anders.

Ich glaube, allein reisen macht aktiver, mich zumindest. Komisch, warum das so ist, aber das kenne ich auch von zuhause.

Die drei Wochen kamen mir viel länger vor. P1070849Wenn ich da an Australien denke, da schien die Zeit zu fliegen. Hat das was mit dem Land oder mit dem Alleinsein zu tun?

Jedenfalls habe ich (mal wieder) festgestellt, dass mir allein nicht langweilig wird. Das ist eine gute Aussicht für das zweite Jahr meiner Auszeit.

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Lag es vielleicht auch daran, dass ich immer etwas länger in eher untouristischen Orten blieb? Na ja, zwei Nächte in Chiang Mai, sechs in Pai, vier in Lampang und zur Zeit sieben in Neu- und Alt-Sukhothai, so wirklich kann man da nicht von länger sprechen. Und außer Lampang werden auch alle Städte durchaus von Touristen heimgesucht. Aber trotzdem kam es mir in überall sehr schnell so vor als wäre ich schon lange Zeit dort. Sofort war eine gewisse Vertrautheit da und speziell in Nordthailand kommt die große P1070835Gelassenheit und Freundlichkeit der Menschen dazu, die mir das Gefühl vermittelt hat, eine gern gesehene Besucherin zu sein. Nie habe ich mich irgendwo unsicher gefühlt, wurde bedrängt oder so übers Ohr gehauen, dass es weh getan hätte. Hätte ich außer „Vielen Dank“ wenigstens ein paar Worte Thai verstanden, wären die vielen kleinen Begegnungen noch intensiver gewesen: die alte zahnlose Frau, die sich sorgte, dass ich zu viel Sonne abbekomme, ihren Schattenplatz für mich räumte und mir noch ein Glas Wasser besorgte. Die Marktfrauen, die erschöpft vom Besuch einer großen chinesischen Touristengruppe ihre Wassermelone mit mir teilten. Mein P1070836großartiger Guide im Tempel in Lampang. Und viele lächelnde Menschen mehr. Das Radfahren war hier bestimmt ein wichtiger Faktor, ich kam so schnell in Gegenden, in denen man Fremde selten sieht. Das Tempo, zu dem man mit den alten Gurken mit regelmäßig zu niedrigem Sattel fähig ist, entschleunigt automatisch.

In der Stadt hat man radelnd zudem keine Chance, wenn man sich nicht eine gewisse Gelassenheit aneignet. Im Stuttgarter Stadtverkehr konnte ich ja in Sachen Fahrrad in den Monaten vor unserer Abreise schon Erfahrungen sammeln, so dass es mir hier überhaupt nicht schwer fiel, mich in den dreispurigen Kreisverkehr hinein und auch wieder heraus zu schlängeln. Immer in Bewegung bleiben, möglichst nicht anhalten, lieber mal etwas Tempo rausnehmen, so machen es die Thais und die Tatsache, dass die Bremsen meiner Räder sowieso selten taten, half mir dabei, es ihnen gleich zu tun.

Ich bin mittlerweile nach Alt-Sukhothai umgezogen, um näher an den Ruinen zu sein. Ein sehr hübscher Bungalow, in dem die Massagefrau ins Zimmer kommt, hat mir den Abschied aus der Neustadt erleichtert. Und gestern Abend wollte ich erstmalig austesten, wie das so ist, abends im Park. Mit großer Enttäuschung las ich im Hotelprospekt, dass der Park um 18 Uhr schließt. Also kein Sonnenuntergang mit Buddha. Allerdings empfahl der selbe Prospekt die Sicht ab halb sieben, weil da der Dunst des Tages zurückgegangen sei. Hmm

Ich verbrachte einen schönen Spätnachmittag auf P1070855einem sonnengeschützen Plätzchen am See, mit Blick auf den Haupttempel. Pünktlich um sechs dann Musik aus den Lautsprechern und eine Durchsage. Gut, jetzt macht er wohl zu, der Park. Ich schwinge mich aufs Fahrrad und radle zum Haupttempel, da können sie mich ja verscheuchen, wenn sie wollen. Es sind kaum weniger Leute dort als noch vor sechs und niemand macht Anstalten zu gehen. Die Händler im Park packen ihre Sachen zusammen und ziehen ab, die Besucher bleiben, wo sie sind und vermehren sich sogar noch. Zum P1070916Sonnenuntergang ab halb sieben bringen sich diverse Photographen in Position

Leute joggen, radeln, laufen ungehindert auf den kleinen Straßen, hier schließt offensichtlich nur der Ticketverkauf. Ich erlebe einen grandiosen Untergang der blutroten Sonne, versuche mich in Gegenlichtaufnahmen und erst der Hunger treibt mich um sieben in eines der Restaurants. Und um acht muss ich ja in meinem Bungalow sei. Die Massage ruft

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17.02.2016

Und schon sitze ich im Bus nach Bangkok, Doppeldecker und VIP. Für acht Euro bekomme ich einen bequemen Sitz, eine Stewardess an Bord, die Kekse und Wasser verteilt, P1070939eine Gardine mit Troddeln und einen Fernseher mit James Bond-Film in der thailändischen Synchronfassung. Seit Roger Moore machen die einfach keinen Spaß mehr… Draußen ziehen Reisfelder vorbei und in etwa vier Stunden werde ich in Bangkok sein. Es war schön in Thailand und ich bin froh, nicht auf Strände und Meer gesetzt zu haben. Was leider gar nicht geklappt hat, war mein ursprünglicher Plan, einen echten Yogaurlaub zu machen. Außer in Chiang Mai habe ich nirgendwo Yogastudios gefunden und obwohl ich meine Yogamatte jetzt schon um die halbe Welt geschleppt habe, bringe ich einfach nur äußerst selten die Disziplin auf, für mich selber Yoga zu machen. An dieser Stelle mal ein ganz lieber Gruß an meine phantastischen Yogalehrerinnen Christine und Maria, ohne euch wird das einfach nichts…. Aber nichtsdestotrotz: es war toll, trotz der Touri-Ströme kann ich Thailand nur empfehlen, eine tolle Mischung aus wunderbarer Landschaft, freundlichen Menschen, Spiritualität, einmaligem Essen und Wellness satt – eben perfekt für die alleinreisende Globonautin!

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