Wie unglaublich interessant waren doch unsere ersten acht Tage in Patan und in Kathmandu! Es war wie eine Reise in eine andere Welt. Das Gefühl haben wir sonst oft auf unseren Indienreisen gehabt, insbesondere als wir vor einiger Zeit Varanasi besuchten. Hier, in dieser Doppelstadt in Nepal, gab es dieses Gefühl also auch ganz stark und wir genossen es uns dort einfach durch die Gassen treiben zu lassen und diese Atmosphäre in uns aufzusaugen. Ein wenig geordneter und vor allem hygienischer geht es in Nepal dann allerdings doch zu 😄.
Nun sind wir also in Pokhara angekommen, dem Ort, den nicht nur unser Taxifahrer vom ersten Abend in Nepal uns als Paradies anpries. Und was soll ich sagen -es gibt zweifelsohne verschiedenste Vorstellung von einem Paradies. Diese würde für mich nicht dazuzählen. Vielleicht liegt es an dem diesigen Wetter, das die Berge um den See vor unseren Blicken verbirgt. Aber es liegt ganz sicher auch daran, dass Pokhara ein Ort ohne eigentliche Attraktion ist und in erster Linie als Startpunkt für diverse Trekkingtouren dient. Dazu hat sich hier eine umfangreiche Infrastruktur gebildet, die sich wieder einmal in allen Punkten den Bedürfnissen der Massen angepasst hat und jeden Trend aufnimmt. Spätestens wenn die Essensstände mit organic Food werben oder Gluten free Speisen anbieten weiß man, dass man die Gegend zu spät besucht.
Unsere Busfahrt gestern war eine eher gemächliche siebeneinhalbstündige Tour durch hügelige Landschaften. Anders als in vielen Ländern der Region wurde der Bus nicht von einer Klimaanlage heruntergekühlt und es gab auch kein Entertainment, das einen laut beschallte.
Zunächst aber klapperten wir einige Stadtteile und Vororte Kathmandus ab und lasen einige Fahrgäste auf. Insgesamt waren sieben Ausländer an Bord, die man ganz einfach bei einem Blick über die Sitzreihen erkennen konnte. Immer wenn man einen Kopf die Nackenstütze überragen sah, handelte es sich um einen Westler.
Schon bald gerieten wir in einen Verkehrsstau, der aber eigentlich auf der Gegenspur stattfand. Aber er wirkte sich auch auf uns aus, denn auf den engen und kurvigen Straßen konnten die Fahrzeuge oft nicht aneinander vorbeikommen und so standen auch wir immer wieder.
Überall auf der Strecke fällt der sorglose Umgang mit Müll auf, der vor allem bei Plastik zum Problem wird. Hinzu kommt eine scheinbar das ganze Land überziehende Staubschicht, die sich auf alles niedergelegt hat.
Unser Busfenster fungiert oft wie ein Schaufenster in eine andere Welt, eine andere Zeit. Das Leben spielt sich auf der Straße ab und so sieht man die Menschen auf Teppichen sitzen, die auf dem Boden ausgebreitet wurden. Eine Gruppe Mädchen speist ganz selbstverständlich vor der Haustüre auf dem Boden -bei uns wäre es ein Picknick.
Zwei Frauen und zwei Männer sitzen und liegen auf Matten, eine von ihnen laust den anderen den Kopf.
Ein altes Paar sitz vor seiner Hütte auf dem Betonboden und an einem dort aus dem Boden ragenden Wasserhahn. Er hat seinen Oberkörper entblößt und sie schrubbt ihm den Rücken.
Andernorts zerstößt eine Frau in einem großen Mörser Gewürze -auch sie sitzt auf der Erde.
Eine Kuh wagt sich neugierig zu nahe an einen Holzkohleofen heran, schreckt zurück und galoppiert davon.
Große schwarze Ziegen stehen vor einem Holzverschlag und schauen interessiert in diesen hinein. Bei genauerem Hinsehen erkenne ich, dass es sich um einen Schlachter handelt und die Zaungäste einen Blick in ihre traurige Zukunft tun und auf ihre zerkleinerten Artgenossen in der Auslage starren.
Und immer wieder sieht man Menschen, die mit Stirngurten schwerste Lasten auf dem Rücken transportieren.
Und nun Pokhara, das für bedeutend mehr Touristen bereit ist als zurzeit hier sind. Vor einem Jahr, so bekommen wir immer wieder gesagt, war die Tourismuswelt hier noch in Ordnung. Vor dem Beben und der Versorgungskrise. Wir bemerken letztere eigentlich nur an den überall zu bestaunenden ewig langen Warteschlangen für Benzin, die aber tatsächlich schon in der Zeit unseres Aufenthaltes deutlich kürzer geworden sind. Und an den sehr kurzen Verfügbarkeiten von Strom, die uns mit all unserer Elektronik doch ein wenig zu schaffen macht.
Aber schon im kommenden Jahr, da sind wir sicher, werden viele Touristen auch Nepal wieder auf dem Plan haben. So wie wir bereits jetzt.