New Pokhara Guesthouse, abends, kurz nach 8. Im dämmrigen Licht einer Energiesparlampe liegen zwei traurige Globonauten auf den Betten und werfen einen letzten wehmütigen Blick in ihre Laptops, wohlwissend, dass die Akkus dem Vergnügen ein baldiges Ende bescheren werden. 20:09 Uhr: ein lautes Rattern ertönt, so, als ließe jemand ein Mofa auf Hochtouren laufen. Es kommt Leben in die Bude, die Globonauten schauen sich unsicher an, das ist doch, Mensch probier mal – Eric drückt den Lichtschalter, die Neonröhre flackert, fängt sich, leuchtet! Jetzt kommt Bewegung in die Szenerie, hast Du das Ladekabel, her damit! Ich hab noch 23 %, ich darf zuerst! Und tatsächlich, das Kabel wird angeschlossen und das Lämpchen leuchtet auf! Das ist unser Generator, der da draußen lärmt, nicht der vom Nachbarn. Gerettet…
Beim Einchecken drückte uns unser Wirt einen Zettel in die Hand, „Load-Shading Time Table“ steht drauf, damit können wir wenig anfangen und er erklärt, das seien die Zeiten, zu denen es keinen Strom gibt. Na ja, die ein oder andere Stunde können wir ja durchaus verzichten. Wir werfen einen ersten Blick darauf, 13 Stunden am Tag keinen Strom. Zweimal in 24 Stunden gibt es welchen, mitten in der Nacht und dann noch mal gen Nachmittag. In den Zimmern hängen zwei Lampen, die 24h trübe leuchten können, eine im Bad und eine im Schlafraum. Der Ventilator, den wir bei den angenehmen Temperaturen sowieso nicht brauchen, und der altersschwache Fernseher, den wir erst recht nicht nutzen wollen, sind also eher Dekoration.
Die Energierestriktionen sind nicht Folge des Erdbebens, sondern der Energiepolitik des Landes. Das Load-Shading heißt eigentlich Load-Shedding, bedeutet so viel wie Lastabwurf und existiert schon so lange, dass es bereits Apps gibt, die den täglich wechselnden Stromkalender für jede Region anzeigen. In Kathmandu merkte man nicht so viel davon, weil die Hotels, Restaurants und Läden häufig eigene Generatoren haben, hier in Pokhara, immerhin der drittgrößten Stadt des Landes, schlägt es voll zu. Die Läden bleiben dunkel, in den Restaurants wird auf offenem Feuer gekocht und no power, no milkshake. Bittere Realität seit vielen Jahren für die freundlichen Nepalesen. Alle scheinen es trotzdem mit Gelassenheit zu nehmen. Wir haben eh immer eine Taschenlampe dabei und jetzt eben auch unser Ladekabel, sollten wir auf ein Café oder Restaurant mit Generator treffen. Warum uns unser Wirt gerade heute Abend die Gnade des außerplanmäßigen Stroms zukommen lässt, bleibt ein Rätsel, kommt aber wie gerufen – wir haben uns nämlich im Stundenplan vertan und Power gibt’s offiziell erst heute Nacht um eins. Mal wieder excellent luck gehabt.