Die Nepalesen sind sehr freundliche Menschen, die einen immer wieder mit einem Lächeln begegnen und ein „Namaste“ zurufen. Vor allem auch die Kinder freuen sich an einer Begegnung und strahlen einen an.
Und dies, obwohl das Leben hier sehr hart ist. Wir bewegten uns nur in den wohlhabenderen Landstrichen, doch waren auch hier immer wieder Menschen zu sehen, die in notdürftigen Zelten oder in stark beschädigten Gebäuden hausen.
Vom allgegenwärtigen Staub, der das Atmen stark beeinträchtigt, und den ewig langen Schlangen vor den Tankstellen, haben wir nun schon öfter berichtet. Doch ist dies nicht das einzige, das den Menschen hier zu schaffen macht. In Bhaktapur, wo wir nun gerade zum Abschluss sind, stehen die Frauen vor mittelalterlichen Ziehbrunnen an, um Wasser für den Haushalt zu schöpfen. An öffentlichen Wasserstellen sitzen sie auch, um dort ihre Wäsche zu waschen und sich selbst gleich mit dazu.
Die Lebensumstände sind nicht mit denen bei uns zuhause zu vergleichen. In Sauraha, dem Ort am so beeindruckenden Nationalpark, sprach ich mit zwei Hotelangestellten. Krishna ist 49 und hat zwei Kinder. Als bei seinem vierjährigen Sohn Leukämie diagnostiziert wird, da sagen ihm die Ärzte, in Nepal könnten sie nicht helfen und der Junge würde noch sechs Monate leben. Das wollte er nicht hinnehmen und verkaufte was er hatte, verließ Nepal und ließ den Jungen in Südindien behandeln. Dort konnte er nicht arbeiten und verbrachte so zehn Jahre mit der Pflege des Sohns. Das ganze Geld ging drauf und er musste darüber hinaus noch Schulden machen. Mit 14 wurde der Bub als geheilt entlassen und sie kehrten zurück nach Nepal. Er ist jetzt 20 Jahre alt und der Vater zahlt noch immer seine Schulden zurück.
Der andere, vielleicht 30 Jahre alt, hat ein vier Monate altes Kind. Aber seine Frau und der Sohn leben bei seinen Eltern. Das ist zwar nur 30 Minuten mit dem Fahrrad entfernt. Aber er sah sie schon seit vier Wochen nicht mehr, weil er das Hotel nicht einfach verlassen kann. Er könnte ja gebraucht werden -also rund um die Uhr.
Er arbeitete auch schon eineinhalb Jahre in Dubai. Er leidet sehr darunter, von seinen Eltern, seiner Frau und dem Kind getrennt zu sein. Ein sehr netter Kerl, dem man aber neben dem großen Frust auch einen gewissen Zorn am Schicksal anmerkt. In Dubai hatte er an einer anderen Welt und am Luxus geschnuppert.
Ein großes Problem, von dem wir als Besucher aber nur etwas ahnen können, stellt das offiziell zwar abgeschaffte, in der Gesellschaft aber auch in Nepal noch stark gelebte Kastenwesen dar. Uns fehlt der tiefere Einblick, um die vielfältigen Abstufungen erkennen zu können, aber ein hoher Anteil „Unberührbarer“ steht am untersten Ende dieser Hierarchie und ist von vielem ausgeschlossen.