Ankommen

Es ist nicht einfach, nach diesem einjährigen Abenteuer zuhause anzukommen. Aber es geschieht. Langsam aber sicher ist das Gefühl zurück, wieder Alltag zu leben -und es verliert zugleich an Schrecken. Aber es ist ja auch nicht der selbe Alltag wie der, den ich im August 2015 zurückließ.

War nach unserer Rückkehr der Berg an auf uns lauernder Bürokratie noch sehr groß, so arbeiteten wir ihn nach und nach zu einem überschaubaren Hügel ab.
Da war zum Beispiel die in unserer Abwesenheit per Gesetz verschärfte Anmeldeprozedur beim Einwohnermeldeamt. Es wird plötzlich eine Bestätigung des Vermieters darüber verlangt, dass man in der Wohnung auch wirklich leben und nicht nur zum Schein angemeldet sein wird. Der Staat räumt hierfür zwei Wochen ein, egal, ob sich das ganze Land (und damit auch der Vermieter) gerade mitten in den Sommerferien befindet. Und er terrorisiert seine Bürger mit Mahnungen, die er sogar noch vor Ablauf dieser Zweiwochenfrist versendet und und dies tut, obwohl mir zuvor am Telefon eine Verlängerung der Frist eingeräumt worden war. Oder auch die Steuererklärung, die nicht allein durch unser Zutun zum Kampf durch zigfach geänderte Bescheide wurde. Oder das lange Hin und Her mit unseren Krankenkassen. Selbst das simple Beenden des Nachsendeantrags bei der Deutschen Post erforderte zwei Anläufe. Aber Licht am Ende des Tunnels ist in Sicht.
Dass nun dennoch vieles anders ist liegt auch daran, dass Julia wieder in die weite Welt loszog und ich in Stuttgart zurück geblieben bin. Es ist schon eine große Herausforderung für uns beide, nach so langer gemeinsamer Zeit, nun unterschiedliche Wege zu gehen.
Und da ist natürlich auch die Tatsache, dass ich noch nicht wieder im Berufsleben zurück bin, das ja doch den Großteil unseres Alltags ausmacht. Diese Situation bewahrt mir aber nach wie vor den Zustand der Veränderung, der ja auch jeden Tag in der Zeit während der Reise gegeben war.
Bereits von unterwegs hatte ich Kontakte zu Firmen hergestellt, bewarb mich online und führte auch erste Gespräche mit Interessenten. So kam es zum Beispiel aus Toronto zu einem Bewerbungsgespräch mit einer Vermittlungsagentur, welches ich mittels Skype führten. Im  Verlauf der Videokonferenz stellte sich sehr zu meiner Überraschung heraus, dass es sich bei der angebotenen Stelle just um meine ehemalige Position bei meinem alten Arbeitgeber handelte. Die Stellenbeschreibung hatte so perfekt gepasst 😃. Ich musste sehr lachen.
Das Thema Arbeitssuche war also ein sehr bestimmendes in den letzten Wochen, das mir aber glücklicherweise auch so viel positive Resonanz einbringt, dass ich meine Entscheidung, meine alte Stelle für die Chance auf Veränderung aufzugeben, auf das Beste bestätigt sehe. Im Moment mache ich hierbei so schöne Erfahrungen, dass ich sehr freudig den neuen Möglichkeiten entgegen sehe.
Natürlich bin ich wehmütig darüber, dass die 12 Monate ein Ende gefunden haben. Aber ich bin auch sehr glücklich darüber, dass sie fester Bestandteil meines Lebens sind.
Klar ist, dass die Reise noch gar nicht zu Ende ist, denn das Ankommen zuhause gehört genau so zu ihr, wie die Vorbereitungen im Vorfeld.
Tatsächlich wird sie nie ein Ende nehmen, denn sie beeinflusst meinen weiteren Lebensweg sowohl jetzt in der Gegenwart, als auch in der Zukunft.

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert