Wir müssen dann natürlich auch übers Essen in Myanmar sprechen. Sonst wären wir ja nicht die Globonauten. So richtig hohe Erwartungen hatten wir nicht, in fast jedem Reiseführer findet sich die Aussage, das Essen sei nicht mit Thailand zu vergleichen, eher fettig, wenig scharf und so weiter. Tja, wenn man thailändisches Essen möchte, ist man – wen wundert’s – wohl am besten in Thailand aufgehoben. Aber kulinarisch darben muss man in Myanmar auf keinen Fall. Zunächst mal sollte man Hunger mitbringen, wenn man sich für ein burmesisches Curry entscheidet. Denn kaum hat man Huhn, Fisch oder Rind gewählt, wird der Tisch vollgestellt: sehr viel Reis, mehrere Schälchen mit Gemüse, scharfen Soßen, salzigen Pasten, was dem Koch sonst noch so einfiel und eben dem ursprünglich bestellten Curry. Dies ist meistens tatsächlich eher fettig, aber sehr aromatisch und selten auf Gemüsebasis: we need the vegetable for the side dishes, sagte mir die Bedienung in einem Straßenrestaurant. Aber er könne mir einen Tomatensalat machen. Gut, warum nicht. Und dann kam sie, meine kulinarische Entdeckung in Myanmar: eher grünliche Tomaten mit viel Zwiebeln, Knoblauch, ein paar grünen Chillies und einem wunderbaren Dressing aus zerstoßenen Erdnüssen und Limette. Wow!
Die Märkte quellen über vor leckerem Gemüse, die schwimmenden Gärten hier auf dem Inle-See sind eine Pracht, vor allem Tomaten scheint die Schunkelei auf dem Wasser zu gefallen und an den Hängen der Berge rund um den See gedeiht sogar Wein, der gar nicht mal so schlecht ist.
Fisch gibt es eigentlich immer und meist aus dem regionalen Gewässer, an dem man sich gerade befindet. Der absolut beste wurde uns in Mandalay serviert – knusprig gegrillt, mit viel Knoblauch, hmmm! Aber auch er war nicht alleine, wir besuchten ein Restaurant mit Shan-Buffet und diese Volksgruppe aus dem nördlichen Myanmar ist dem feinen Essen sehr zugetan. Mindestens dreißig Töpfe mit allerlei Leckerem stehen zur Wahl, man sucht sich drei bis vier Gerichte aus und sie bringen es mit reichlich Reis und einigen Sößchen an den Tisch. Auch hier: unmöglich, alles aufzuessen! Preislich ist man mit Bier zu zweit bei unter zehn Euro, wie bei den meisten Restaurant-Besuchen hier. Ein Feschtle für den Schwabenmagen…
Die verschiedenen Volksgruppen in Myanmar sorgen für unterschiedliche kulinarische Genüsse. Die Shan haben es gerne mal scharf, am Inle-See ist viel frischer Ingwer im Spiel und wer dann doch nicht ohne Thai-Food auskommt, dem mixt man gerne Kokosmilch ins Curry. Gestern Abend hielt eine nette Familie auf der Straße an, Vater, Mutter, Kind auf dem Mofa, wir zu Fuß am dunklen Wegesrand. Der Mann wollte sich mal unterhalten, er möchte ein Restaurant eröffnen, am besten mit westlichem Essen, was wir denn davon halten. Hm, sagen wir, warum nicht burmesisch? Was wir denn zu indisch sagen würden, seine Eltern wären aus Nepal eingewandert. Oh, unbedingt, das soll er tun! Hoffentlich vertraut der Mann den Ergebnissen seiner Straßenbefragung. Wir hatten hier zwar durchaus auch schon mal Pizza, sie war gar nicht schlecht, aber kein Vergleich zu den einheimischen Köstlichkeiten, auch wenn sie asiatischen Migrationshintergrund haben.
Oh, und noch eine kulinarische Entdeckung darf ich nicht unerwähnt lassen: Tamarinden-Flakes. In Bagan wurde uns nach dem Hauptgang ein Tellerchen mit – so dachten wir – Bonbons hingestellt. In dem weißen Papier befanden sich kleine runde Plättchen, die auf der Zunge zergehen. Sehr fruchtig schmecken sie fast ein bisschen wie äußerst feiner Traubenzucker und wir lieben es! Tamarinde und Zucker sind die Hauptbeteiligten, sagte uns der Kellner, und wir sind froh, uns in Bagan damit eingedeckt zu haben, denn es scheint eine dortige Spezialität zu sein, die wir am Inle-See nicht finden.
Wir haben in vielen Straßenrestaurants gegessen, mit offenen Küchen, ohne fließendes Wasser und mit Eiswürfeln unbekannter Herkunft. Magenprobleme hatten wir nie. Die Leute waren immer freundlich und freuten sich, dass wir ihre Küche mochten. Wir können also nur empfehlen, hier alle kulinarischen Köstlichkeiten mitzunehmen!