Cool Australia

20160114-Monkey_Mia-Nikon-170Dass wir so lange in Denham, dem kleinen Küstenort an der Shark Bay, bleiben würden, hätten wir gar nicht gedacht. Unser Häuschen war nett, aber bestimmt nicht spektakulär. Doch für uns kam es genau zum richtigen Zeitpunkt.

Wir waren einfach ein wenig herumreisemüde und eigene vier Wände in einem Wohngebiet oberhalb der Bucht waren das beste Rezept dagegen. Der ultraentspannte Garth, unser Vermieter, der im Haupthaus wohnt, schraubte tagsüber an seinem Boot herum und genoss das Leben. Eines Abends stand er vor der

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Unser small car und Garths Boot

Tür und beglückte uns mit frisch gefangenem Thunfisch und Red Snapper, einschließlich bereits eingelegtem Thunfischsashimi und gewürztem Mehl fürs Snapper-Anbraten. Das Leben der Australier hier, weit ab der großen Stadt, scheint im Angeln, Grillen, 4WD-Fahren und abendlichen Pubbesuchen zu bestehen. Zumindest sieht man sie bei nichts anderem und die seltenen Werbetafeln an den Straßen weisen in erster Linie auf „Petrol, Liqour, Bait“ hin, also Benzin, alkoholische Getränke und Köder. Unser Mittelklasseauto wird hier fast schon mitleidig als P1070411„small car“ bezeichnet, die sandigen Offroadstrecken müssen wir zu Fuß erkunden. Aber das Ganze ist eh eine Wissenschaft für sich, an bestimmten Stellen muss Luft aus den Reifen gelassen werden, die später mit elektrischen Pumpen, die zur Standardausstattung eines jeden Autos zu gehören scheinen, wieder aufgepumpt werden. Nö…

Im Supermarkt lernen wir Gisela kennen, die vor 60 Jahren als Kind von Papenburg nach Australien kam und die uns ein Stück in ihrem Auto mitnimmt. Wir staunen über das riesige Gefährt und sie fragt verwundert, wie sie denn sonst ihr Boot transportieren solle.
P1070555Die Tage sind heiß, meist hat es um die vierzig Grad, so dass wir uns vor 17 Uhr kaum aus unserem Häuschen getraut haben. Mit fast schon schlechtem Gewissen saßen wir in unserem klimaanlagengekühlten Wohnzimmer oder, noch besser, lagen im Schlafzimmer unter dem Ventilator und dösten vor uns hin. Zwei Mal schickten wir Garth eine SMS und verlängerten um eine weitere Nacht. Das Outback strichen wir von unserer Reiseliste, weil es einfach zu heiß war.

Aber was ist das? Zu den coolen Australiern gesellt sich ein cooles Land: Am Morgen der Abreise, regnet es und das Thermometer zeigt gerade mal 20 Grad. Nun denn, wir haben 600 Kilometer bis Cervantes vor uns, da wird sich das Wetter ja wohl noch ändern. Kurz bevor wir starten noch eine SMS von Garth:

Hi guys, just be careful driving, there are a lot of roos out on the road drinking from the puddles of water 🙂

Und tatsächlich, auf der Fahrt sehen wir erstmals lebende Känguruhs am Straßenrand und mitten auf der Straße, zum Glück jedes Mal so frühzeitig, dass wir bremsen und sie davonhoppeln sehen können.

Don’t take the good weather with you – das hatte uns vor einigen Monaten ein älterer Mann bei der Abfahrt in Dublin zugerufen und ganz oft war es so, dass das Wetter bei unserer Ankunft plötzlich gut wurde. Für Australien ist Regen wahrscheinlich etwas sehr positives und so haben wir auch diesmal das gute Wetter über hunderte von Kilometern mitgeschleppt: vor Cervantes hängen dustere Wolken über dem Meer und es ist fast noch kühler. Wir wollten zelten, möglichst nah am Strand, noch mal in die Wellen hüpfen – aber nicht bei 19 Grad! Also entschließen wir uns, doch bis Perth durchzufahren und kommen nach 825 Kilometern am Abend an. Unterwegs konnten wir ein Appartment buchen und so werden wir unsere letzten vier australischen Tage in der Stadt verbringen.

Nach kurzer Pause machen wir uns zu einem kleinen Spaziergang auf. Nach kurzer Zeit treffen wir auf die ersten Bars und Restaurants. Scheint eine ziemlich hippe Gegend zu sein. Ein 24 Stunden geöffneter Supermarkt ist unsere erste Anlaufstelle und plötzlich kommen wir uns so vor, als wären wir Ewigkeiten in der Wildnis gewesen. Wir laufen genussvoll durch die vielen Regalreihen, bestaunen 20 verschiedene Sorten Joghurt, die Theke mit den fertig gekochten Leckereien und denken kurz an die Minisupermärkte der letzten Wochen zurück. Wir sind einfach zwei Stadtkinder, das merken wir jetzt ganz deutlich….

Und heute setzen wir dann noch eins drauf: das Wetter bleibt mäßig und vor allem kühl, beste Voraussetzungen für einen Shopping Center Besuch. Schon vor Tagen habe ich im Internet eins rausgesucht und wir streifen mit Wonne durch die Geschäfte. Brauchen tun wir ja eigentlich nichts, nach wie vor haben wir zu viel Gepäck. Aber so das ein oder andere wandert dann doch in den Rucksack. Und dann die Krönung des Tages: Kino! Mit 3D-Brillen und je einem Liter Eiskaffee bewaffnet geht’s um viertel vor vier in Star Wars. Kindervorstellung, dachte ich. Aber ne, hinter uns sitzt eine ganze Truppe grauhaariger Menschen in unserem Alter, die sich ebenfalls köstlich amüsieren. Um halb sieben dann, als wir zurück ins Einkaufszentrum laufen, sind auch in der Hauptstadt von Westaustralien alle Läden geschlossen, schon seit einer Stunde. Draußen wehen uns jetzt 17 Grad entgegen.

Cooles Australien halt.

P.S. Trotzdem werden wir am Morgen nicht enttäuscht, vor unserem Schlafzimmer kreischen regenbogenbunte Vögel in einer Palme.

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