Wir wollten es kühl, jetzt haben wir den Salat: die Temperaturen sind ins Einstellige gesunken und es kommt noch ein fieser Nieselregen dazu, der mich fatal an Hamburg erinnert. Wir haben uns einen schwarzen Flitzer zugelegt (gut, es ist ein Jetta…) und Toronto Richtung Osten verlassen. Bis Kingston, und das sind immerhin über 250 Kilometer, fahren wir am Ufer des Ontario-Sees, dahinter beginnt der Sankt-Lorenz-Strom, der hier die Grenze zu den USA bildet. In Johnstown, einem Örtchen etwa eine Stunde vor Ottawa, beziehen wir ein freundliches Motel mit Blick auf eine imposante Brücke in die USA und eine noch imposantere Angeltechnik: in Kanada fischt man offensichtlich mit Pfeil und Bogen.
Ottawa muss am nächsten Tag dann ausfallen, denn es ist noch kälter geworden und unsere tropentaugliche Kleidung muss dringend ergänzt werden. Ein Outlet-Center ist schnell gefunden und so verbringen wir einen Vormittag beim Shoppen.
Montreal soll sowieso viel netter sein. Die Hotels dort sind aber ungewöhnlich teuer und sowieso ist fast alles ausgebucht, also entscheiden wir uns für ein reizendes Bed and Breakfast in den Wäldern Kanadas. Das „Pantoufle et Confiture“ ist nur über unbefestigte Straßen zu erreichen und so gemütlich, das wir fast nicht mehr weg wollen. Wir sind jetzt eindeutig im französischen Teil Kanadas angekommen, Suzanne, unsere Vermieterin, spricht noch leidlich Englisch, ihr Mann Philippe gar nicht. Die beiden sind sehr herzlich und wir haben uns sehr wohl gefühlt. Suzanne löst dann das Rätsel um Montreal: der Formel 1-Grand Prix findet heute dort statt. Uh, das ist ja so gar nix für uns. Vor vielen Jahren, als wir Borneo besuchten, begrüßte uns ein jaulendes Rennauto in Kuching, das anlässlich eines Rennens in Sepang extra vom Festland eingeflogen wurde, um uns zu nerven. Wir beschließen also, Montreal zu umfahren und gleich Quebec anzusteuern, auch wenn Suzanne in Montreal extra eine deutsche Kneipe für uns rausgesucht hat, in der wir das Deutschland-Spiel gucken können.
Die Fahrt zieht sich, ewig lang geht es durch Wälder und in Quebec verfahren wir uns auch noch. So ist die erste Halbzeit fast vorbei als wir endlich unser Hotelzimmer stürmen und einen Kanal finden, der das Spiel überträgt. Der Portier schaut etwas irritiert als ich um halb vier nachmittags zwei Bierflaschen aus dem Automaten in der Lobby ziehe, aber es ist EM. 2:0 ist doch ein guter Start!
Beim Abendessen im Restaurant um die Ecke stoßen wir wieder mal an unsere Sprachgrenzen. Was mit unserem McSpanish in Costa Rica gut funktionierte, klappt hier überhaupt nicht. Gut, ich war nie eine Leuchte in Französisch, aber bisher kam ich eigentlich meistens durch. Und Eric erst recht. Aber was hier gesprochen wird, hat nur sehr wenig mit dem Französisch zu tun, das wir kennen. Die Aussprache ist eine vollkommen andere, sie verstehen uns schlecht und wir sie gar nicht. Na, das kann ja spaßig werden. Englisch ist hier nichts mehr, noch nicht einmal die Schnellimbisse. Na, was mag wohl PFK sein? Pommes und Fleisch aus Kanada? Ne: Poulet Frit du Kentucky! Oh, ca va être amusant…