Der Buddha von Nara

Eine kurze Bahnfahrt von Kyoto entfernt liegt Nara, im siebten Jahrhundert errichtet, Japans erste auf Dauer angelegte Hauptstadt und mit acht Unesco Welterbestätten ein touristisches Highlight. Dazu aber recht übersichtlich und mit einer gemütlichen Altstadt, ein perfekter Ort für einen weiteren Stop. Wir wohnen in einem sehr günstigen Guesthouse, diesmal ist es mehr ein Hostel, im Zentrum der Stadt. Als wir mittags hier ankamen, war unser Zimmer noch nicht frei, also ließen wir das Gepäck da und machten uns gleich auf, die Stadt und die Tempel zu erkunden.
20151010-Nara-Nikon-08 20151011-Nara-Nikon-108

 

 

 

 

Wir fanden viele großartige Tempelanlagen 20151011-Nara-Nikon-26und Schreine, aber der absolut beeindruckendste ist der Todai-ji mit einem der größten Bronze-buddhas der Welt im größten Holzgebäude der Welt. Aber diese Superlative braucht es eigentlich gar nicht, der Ort ist auch so magisch. Im Inneren einer wunderbaren Pagode sitzt ein großer Buddha, erhaben, geheimnisvoll lächelnd, ein Ruhepol im Strom der Massen, die ihn täglich 20151011-Nara-Nikon-74besuchen. Um ihn herum ist ziemlich was los, kleine Verkaufsstände, weitere, deutlich kleinere Figuren, alle unglaublich filigran gearbeitet, und den größten Wirbel verursacht eine Holzsäule, die unten ein Loch aufweist. Eines, das angeblich so groß ist wie ein Nasenloch der Buddhafigur und wer sich da hindurchwinden kann, auf den wartet die Erleuchtung. Das ist vor allem ein Riesenspaß für Kinder, die locker durchrobben und am Ende für einen Schnappschuss ihrer Eltern posieren. 20151011-Nara-Nikon-70Aber auch der ein oder andere Erwachsene probiert es, nicht einfach, aber sie schaffen es. Mit unseren Maßen würden wir das Loch für alle Zeit verstopfen…

An einer etwas ruhigeren Seite der Buddhastatue ist ein kaum frequentierter Stand aufgebaut, dahinter ein paar Dachziegel und auf japanisch und englisch die Erklärung: für 1000 Yen kann man einen Ziegel mit seinem Namen und einem Wunsch beschriften, der Ziegel wird dann bei der nächsten Renovierung ins Dach über dem Buddha eingebaut und für die Wunscherfüllung sorgen. Was für eine schöne Vorstellung, an diesem ergreifenden Ort etwas zurückzulassen, das weiter besteht. Aber was soll ich mir wünschen? Gesundheit, Zufriedenheit, Weltfrieden oder so? Ich drehe eine weitere Runde um den Buddha und dann ist mir klar, dass es gerade keine Zeit für Wünsche ist, sondern vielmehr für etwas ganz anderes. Also gehe ich zurück zu dem Stand, überreiche meine 1000 Yen, der Mann legt mir einen Ziegel hin, reicht mir einen Pinsel und Tinte und ich schreiben in etwas wackligen Buchstaben „Danke“.

20151011-Nara-Nikon-76

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert