Waiting for the hurricane

Über dem Meer braut sich was zusammen. Enawo kommt, seit vorgestern hat der Sturm einen Namen und ist ein Zyklon, der direkt auf Madagaskar zuhält und am Dienstag dort auf Land treffen soll. Mauritius ist ein Stückchen weg, aber auch hier bläst es schon ordentlich. Also verschiebe ich meine Fahrt nach Norden, bis das Wetter besser wird. Hier habe ich ein festes Haus, eine Stadt um mich rum und ein paar hundert Meter bis zum Meer, da stellen weder Sturm noch Wasser eine allzu große Bedrohung dar. Und mit meinem Herbergsvater habe ich sowieso das große Los gezogen, er hat mir bereits eine Planung für die nächsten Wochen, wenn nicht gar Monate erstellt und mich heute mit dem Bus Richtung Süden geschickt. Drei Ziele sollte ich ansteuern, es wurde nur eins, weil ich mich an der rauen Pracht der Küste kaum sattsehen konnte.
Für die knapp 35 Kilometer braucht der Bus anderthalb Stunden, aber die Fahrt ist ein Erlebnis. Mit offenen Fenstern und guter Musik kurven wir durch Zuckerrohrfelder und kleine Dörfer, in der Ferne immer das Meer in Sicht. In Souillac winkt der Schaffner – hier geht es nach Gris Gris. Ich stehe an einer Hauptstraße vor einem großen Supermarkt – und hier soll was sein? Also mal los Richtung Meer. Die Straße führt durch ein Wohngebiet und ich werde von einem Eiswagen überholt, der ganz vorne links abbiegt – da muss dann ja wohl was sein. Und tatsächlich, ein kleiner Parkplatz und dahinter die Steilküste. Wow, das hätte ich jetzt nicht erwartet! Ganz kurz fühle ich mich an die Cliffs of Moher in Irland erinnert, die dunklen Felsen, das dramatisch tosende Meer in unglaublichen Farben. Spätestens der menschenleere Strand lässt aber keinen Zweifel aufkommen: das ist Mauritius. Und trotz des Windes ist es natürlich weiter warm, nix Irland! Trotz einiger Touristen, dem Eiswagen von vorhin und einem Imbissstand wirkt der Ort einsam. Ein paar kleinere Reisegruppen kommen und gehen, ich erstehe ein Sandwich mit geräuchertem Marlin – köstlich wie alles auf der Insel – und genieße den Luxus, hier einfach so lange zu sitzen, bis ich die Lust verspüre, weiterzulaufen. Irgendwann klettere ich zum Strand hinunter, außer einer Frau, die es sich unter einem großen Regenschirm gemütlich gemacht hat, ist hier niemand. Schwimmen ist verboten, die Strömung ist gefährlich, und so plansche ich nur ein wenig mit den Füßen im Indischen Ozean. In der Ferne sehe ich einen großen Felsen, auf dem Menschen laufen – da scheint noch etwas Schönes zu sein. Als ich wieder oben auf der Klippe ankomme, fängt der Regen an und anders als die Regenfälle an den Tagen zuvor, ist er nicht nach fünf Minuten wieder vorbei. Ich stelle mich mal hier, mal dort unter und finde irgendwann einen Unterstand mit Bänken. Kaum sitze ich dort, gesellt sich eine Frau zu mir, sehr gut gelaunt, sehr kommunikativ, Katharina aus Prag. Wir plaudern bis der Regen nachlässt und laufen dann gemeinsam zum „La Roche qui pleure“, der weinende Fels. Die Wellen spritzen hier durch Löcher im Felsen, Wasser von oben, Wellen von unten, wirklich beeindruckend, aber wir befürchten beide, dass es glitschig sein könnte und abgesperrt ist hier überhaupt nichts. Also beobachten wir die Wucht der Brandung aus respektvoller Distanz und sind absolut beeindruckt. Später lese ich, dass dies der südlichste Punkt auf Mauritius ist. Dahinter kommt dann irgendwann nur noch der Südpol…

   

Dann habe ich genug Sonne, Wind und Regen abgekriegt und mache mich auf den Rückweg. Katharina wohnt im Norden und hat mich mit guten Tipps versorgt, ich laufe zurück zum Supermarkt und warte auf meinen Bus. Zwei sehr indisch anmutende Frauen kommen dazu und sprechen mich sofort an, betagte Mutter und Tochter, wie sich herausstellt. Wir unterhalten uns etwas radebrechend auf Englisch, mein Französisch reicht einfach nicht aus. Ein Bus kommt, nein, den soll ich nicht nehmen, der fährt woanders hin, sagt mir die Tochter und verfrachtet ihre Mutter hinein. Ich frage sie, ob sie denn einen anderen Bus nehmen würde und sie sagt nein, sie würde hier wohnen. Aber sie würde jetzt mit mir warten, bis mein Bus kommt, damit ich auch wirklich den richtigen kriege. Dabei tätschelt sie mir die ganze Zeit den Arm und kichert „you’re so nice, so beautiful“. Als ich dann endlich in meinem Bus sitze, winkt sie mir lachend zu und geht nach Hause. Schon sehr nette Menschen, diese Mauritier. Ich kurve anderthalb Stunden zurück nach Mahébourg, genieße ein köstliches Abendessen bei „Patrick“, dem wunderbaren Fischrestaurant um die Ecke, in dem sie mich auch langsam kennen und denke mir, dass dieser verlängerte Aufenthalt hier gar nicht so schlecht ist. Jetzt drücke ich die Daumen, dass Enawo Madagaskar verschont und Mauritius nicht mehr als eine steife Brise beschert.

 

Angekommen im Paradies

Das hätte ich nie gedacht, dass ich auf dieser Reise irgendwann auf Mauritius lande. Ich hatte keinerlei Vorstellung von dieser Insel, außer dass ich sie mit dem ultimativen Luxusurlaub verbunden habe. Als ich sah, das AirAsia billige Flüge anbietet, machte ich mich ein bisschen schlau und siehe da – das Paradies scheint erschwinglich zu sein. Und so stand ich vor drei Tagen am Einreiseschalter, sah dieses unfassbar schöne Meer durch die großen Scheiben, kam ein bisschen ins Plaudern mit den sehr netten Grenzbeamten, die mir dann gleich eine Aufenthaltsbewilligung für drei Monate in den Pass stempelten, und konnte es alles nicht fassen. Diese ganz leichte Fassungslosigkeit hält immer noch an, an dem Meer kann man sich nicht sattsehen und überall sind kleine Wunder zu entdecken. Ich nahm den Bus vom Flughafen in Richtung meiner Unterkunft, einmal umsteigen und alles klappte hervorragend. Am wahrscheinlich schönstgelegenem Busbahnhof der Welt musste die Weiterfahrt aber erst mal warten – 10 Meter sind es bis zum türkisfarbenen Ozean, auf dem kleine Fischerboote schunkeln und in der Ferne der beeindruckende „Lions Head“ über die Bucht wacht, in der die Holländer vor fast 500 Jahren erstmals ankerten. Irgendwann kam ich dann in Riviére des Creoles an, müde und vollkommen verschwitzt, aber noch nicht fertig genug, um nicht mit meiner Wirtin eine Fahrt über Land zu machen. Eigentlich wollte ich ja nur ein wenig Milch für den Kaffee am nächsten Morgen, sie machte daraus gleich eine kleine Inselrundfahrt. Durch Zuckerplantagen ging es zuerst zum Milchbauern, die Reinkarnation von Bob Marley, der mit seiner Familie inmitten von einigen Kühen, Kälbern und jungen Hunden ein sehr entspanntes Dasein führt. Die Milch des Tages war leider schon aus, also weiter zum Supermarkt. Meine Wirtin kannte jeden, wir hielten mal da, um einen Freund für ein paar hundert Meter mitzunehmen, mal dort, um ein Schwätzchen zu halten, so gut gelaunte Menschen und ich fühlte mich wie adoptiert. Ich wäre liebend gerne noch länger dort geblieben, wenn der Verkehr auf der Durchgangsstraße direkt vor meinem Fenster nicht ab fünf Uhr morgens losgedonnert wäre. Also zog ich um nach Mahébourg, gesprochen Maibur, und wohne jetzt bei nicht minder herzlichen und fröhlichen Menschen. Touristische Attraktionen bietet der Ort kaum, erst ein paar Kilometer entfernt fangen die Traumstrände an, aber hier bekommt man einen phantastischen Einblick ins mauritianische Leben. Menschen und Kultur sind ein wunderbarer Mix aus Indien, Frankreich und Afrika und seit ich heute im sehr sehenswerten Nationalmuseum war, kann ich das auch etwas besser einordnen. Mauritius war unbewohnt, als die Holländer 1598 hier landeten. Sie brachten Sklaven von der ostafrikanischen Küste und aus Indien ins Land, verloren dann aber das Interesse – zu heiß, zu viele Stürme und wahrscheinlich zu wenig Käse 🙂 Sie gaben die Insel auf und kurz darauf kamen die Franzosen, mehr Sklaven, später die Piraten und dann die Engländer. Die Holländer haben kaum Spuren hinterlassen, die Engländer sind für den Linksverkehr verantwortlich, aber die Franzosen haben der Kultur merklich ihren Stempel aufgedrückt. Die Hauptsprache Creole basiert auf dem französischen, viele sprechen auch reines französisch, fast alle aber auch englisch. Boulangerie und Patisserie sieht man an jeder Ecke, zum Frühstück gibt’s Baguette. Die Menschen wirken eher indisch, aber dann doch auch nicht so ganz, dunkler, breitere Nasen, die Kulturen haben sich vermischt zu einem tollen Mix. Was wirklich unglaublich ist, ist die Freundlichkeit und die extreme Fröhlichkeit. Jeder will einem helfen, auf eine ganz und gar unaufdringliche Art, man kommt schnell ins Gespräch, lacht zusammen und geht dann wieder seiner Wege. Kulinarisch scheint mir die Kombination indischer, afrikanischer und französischer Einflüsse geradezu ideal zu sein, zum Baguette wird eine grüne Chilipaste serviert, die zwar mörderscharf, aber trotzdem unglaublich aromatisch ist, kreolische Soßen aus fruchtigen Tomaten mit Curryblättern, exotischen Gewürzen und Schnittlauch sind der Hammer und zu allem frisch gefangener Fisch. Auf den Märkten finden sich Gemüse und Früchte, die ich noch nie gesehen habe, die Bananen haben hier einen ganz eigenen, sehr fruchtigen Geschmack und Rum ist das Nationalgetränk, gerne aromatisiert mit Früchten. Ich hatte bisher nur die Litschi-Variante, die ist jedenfalls köstlich…

Nach gerade mal drei Tagen auf der Insel fühle ich mich pudelwohl. Eine Gesellschaft, die einen mit offenen Armen empfängt, so dass ich gar nicht glauben kann, erst so kurz hier zu sein. Es gibt so viel zu tun, so viel zu erleben, dass ich anfange zu ahnen, warum sie mir diesen Dreimonatsstempel verpasst haben. Fortsetzung folgt…

Von wilden Tieren und wilden Tänzern

Jetzt wurden es doch noch anderthalb Wochen in Phnom Penh und obwohl es der Ort nicht in die Liste meiner Traumstädte schaffen wird, gab es viele schöne Erlebnisse. Der Hauptdank dafür geht an das wunderbare „The Penh“ Guesthouse, ein extrem stilvoll renoviertes 50er-Jahre Gebäude in einer ruhigen Seitenstraße. Ich hatte meinen eigenen privaten Wintergarten mit Blick hinüber in die Residenz des britischen Botschafters und es hätte kaum einen besseren Ort geben können, um sich ein paar Tage auszukurieren. Und ein weiterer Dank geht an Aram von Betelnut Tours, mit dem ich das phantastische Phnom Tamao Wildlife Rescue Center kennenlernen durfte. Auf einer riesigen Fläche Wildnis, etwa eine Stunde von Phnom Penh entfernt wird verletzten, ausgesetzten oder sonst irgendwie geretteten Tieren eine neue Heimat geboten. Vom blinden Gibbon über den Elefant mit Beinprothese bis zum Affen mit Angststörungen – hier scheint es Lösungen für alle zu geben. Viele Tiere wurden ursprünglich als Haustiere gehalten – und dann fingen die Besitzer an sich zu wundern, dass die Wildkatze ihnen die Wohnung vollpinkelt, der Gibbon nicht nur schmusen wollte oder das süße Tigerbaby erwachsen wurde. Ziel des Zentrums ist die Auswilderung – bei den Haustieren gelingt es meistens nicht, aber sie bleiben so zutraulich, dass es für die Besucher ein echtes Erlebnis ist.

Nimm den Affen von mir runter!

Der kleine Elefant, der mit großem Spaß an mir herumrüsselte (gut, er kriegte auch ein paar Bananen), der Gibbon, der energisch verlangte, am Rücken gekrault zu werden (da ist er bei mir an der richtigen Adresse) – das war schon toll. Im Park befindet sich auch ein Ableger von Free the Bears, die Bären teilweise vor dem Kochtopf bewahren, denn deren Tatzen wird in der chinesischen Medizin wohl eine besondere Wirkung zugeschrieben. So furchtbar die Geschichten sind, die Aram erzählte – es ist ein durch und durch positiver Ort, der auch viele Kambodschaner an ihre Tierwelt heranführt und so Bewusstsein schafft.

   

Phnom Penh selber hatte dann nicht mehr so viel zu bieten. Der Königspalast war leider überlaufen und fast alles abgesperrt. Die Wandgemälde bröckeln und insgesamt erscheint mir die Renovierung nicht sonderlich gelungen – für 10 Dollar Eintritt lohnt es sich aus meiner Sicht nicht. Schön ist ein Spaziergang an der Mekong-Promenade, wobei ich mich bis zuletzt auch hier nicht wirklich sicher gefühlt habe. Vielleicht habe ich auch einfach nur die falschen Reiseführer gelesen, meine Begegnungen mit den Menschen waren immer freundlich, aber eine Restangst blieb. Sehr schön war es, abends über den großen Platz zu schlendern, der sich direkt hinter dem Königspalast und damit auch in direkter Nähe zu meinem Hotel befand. Die Bewegungsfreude der Kambodschaner ist schon sehr besonders, am frühen Morgen und nach Sonnenuntergang geht’s ab: Badminton, Fußball mit kleinen Korbbällen, eine Art Indiaka, das mit den Füßen gespielt wird und natürlich Joggen, das häufig mit ganz persönlicher Gymnastik angereichert wird: hier ein Ausfallschritt, da eine Armdrehung oder auch mal rückwärts. Am allerbesten ist aber das Gemeinschaftsaerobic, das jeden Abend mitten auf dem Platz stattfindet. Eine Musikanlage, ein oder zwei Vortänzer und ein Mädel, dass die Beiträge einsammelt. Und dann geht’s los, zu dröhnender Musik gibt es wirklich komplizierte Bewegungsabfolgen, jedes Lied hat seine eigene Choreographie, kaum etwas wiederholt sich. Die Teilnehmer im Sportdress sind eher schon im mittleren Alter und sehr ernsthaft bei der Sache. Im Laufe des Abends beträgt die Gruppengröße dann auch locker mal 50 Personen, die sich kein bisschen darum scheren, dass sich ebenso viele Zuschauer um sie gruppieren. Gen später gehört der Platz dann den jungen Kambodschanern und man kann den Massentanz nicht mehr Aerobic nennen. Mir kam es eher wie eine Kombination aus Bollywood und Michael Jacksons Thriller vor, ultrakomplexe, teilweise sehr lustige Schrittfolgen, die aber alle zu beherrschen scheinen. Der Spaß ist groß und Alkohol habe ich nirgendwo gesehen.

Am Rande des Platzes werden abends kleine Straßenrestaurants aufgebaut, Motorräder rauschen heran, die in einem Anhänger eine komplette Küche und diverse kleine Plastikstühle und -tische an Bord haben. Meist wird Gegrilltes angeboten, das zwar interessant aussieht, mich kulinarisch aber nicht so überzeugt hat. Die eigentlichen Hochgenüsse warten in den kleinen Nudelrestaurants, in denen man eine Schale mit würziger Suppe und frischen Nudeln bestellt und mit dieser einen großen Teller frischer Kräuter und Blüten bekommt, mit den man die Suppe anreichert. So lecker und so nett zu essen.

Das war also jetzt Phnom Penh. Und damit ist Asien für mich fast vorbei. Heute Morgen bin ich nach Kuala Lumpur geflogen und sitze jetzt in einem Flughafenhotel, denn morgen geht es schon weiter. Nach über vier Monaten heißt es dann good-bye Asia und …. welcome Africa!

Not in love yet

Eine Liebeserklärung an die Stadt wird dies nicht, da möchte ich euch schon mal vorwarnen. Wahrscheinlich bin ich ungerecht, denn seit ich hier bin, kämpfe ich mit einer blöden Erkältung und beobachte flehend das Fieberthermometer. Alles kein Problem, so lange die Temperatur unter 38 bleibt, denn schnell hat man sich ein Dengue-Fieber eingefangen. Der arme Eric kann ein Lied davon singen. Aber, 37,4 ist das Maximum, das ich erreiche und nach einer gut durchschlafenen Nacht ist heute morgen schon alles viel besser.
Trotzdem überwiegen gerade die negativen Aspekte und so nehme ich mir vor, in den nächsten Tagen auch noch etwas zur Ehrenrettung der kambodschanischen Hauptstadt zu schreiben, über das lustige Massen-Aerobic am frühen Abend, den stimmungsvollen „Foreign Correspondent Club“, die gute Küche oder den schönen Königspalast.

Heute aber dominieren die Eindrücke der letzten Tage, die Armut, die unschönen Gerüche, ein Gefühl der Bedrohung und vor allem der überall sichtbare Sextourismus. Selbst in Bangkok habe ich nicht so viele alleinreisende, unattraktive Männer fortgeschritteneren Alters erlebt, die – ich lasse jetzt mal alle political correctness fallen – woanders keine abkriegen würden. Die Barszene ist entsprechend und was auffällt ist, dass auch sehr viele Schwule darunter zu sein scheinen. Jetzt sind Schwule ja nicht die besseren Menschen, aber irgendwie denke ich immer, dass diskriminierte Menschen etwas sensibler gegenüber der Ausbeutung anderer sind, aber das ist wahrscheinlich Blödsinn. Ob Homo oder Hetero – Idioten gibt es überall.
Ob sich die kambodschanischen Begleitungen der westlichen Männer schon im Erwachsenenalter befinden, ist schwer abzuschätzen, das Land hat für den Missbrauch von Kindern eine traurige Berühmtheit erlangt. Insgesamt habe ich bei den Typen, die mir in den Straßen begegnen, den Eindruck, als könnten sie sich Thailand entweder nicht leisten oder – viel schlimmer – kriegen dort nicht geboten, was sie wollen. Vielleicht interpretiere ich jetzt auch alles in diese Richtung, aber mir fallen die kleinen Jungen auf, die nackt durch die Gegend springen – nicht ein oder zwei Jahre alt, sondern vier oder fünf.

Unmengen von Nichtregierungsorganisationen drängeln sich in der Stadt, die Kinder aus dem Elend holen wollen. Eine der ersten war Friends, die Eric und mich schon bei unserem Besuch vor 15 Jahren beeindruckten und die immer noch sehr erfolgreich arbeiten. In verschiedenen kleinen Unternehmen werden Straßenkindern Ausbildungen angeboten, sie haben ein tolles Restaurant, mehrere Werkstätten und ich habe eine angenehme Pediküre in ihrer „Nails Bar“ genossen. Doch leider sieht man trotzdem überall vernachlässigte Kinder, bettelnd, arbeitend, im Dreck schlafend.
Andererseits gibt es die freundlichen Schulkinder, die gerne ein paar Worte Englisch mit mir wechseln wollen, eine selbstbewusste Jugend, die auf ihren Mofas durch die Gegend düst, es gibt eine Mall, wie sie auch in Bangkok stehen könnte und die Stadt scheint zu boomen.

Zwei wichtige Sehenswürdigkeiten spare ich mir. Als Eric und ich zum ersten Mal hier waren, kamen noch kaum Touristen nach Phnom Penh und es war grundsätzlich eine gute Erfahrung. Bis auf den Tag, an dem wir das Völkermordmuseum Tuol Sleng und die Killing Fields besuchten. Nie mehr will ich an diese Orte zurück, ich kann mich heute noch so lebhaft daran erinnern, als wäre es gestern gewesen. Die Killing Fields, idyllisch in den Reisfeldern vor den Toren der Stadt gelegen, ein hübscher Park, in dessen Mitte ein gläserner pagodenähnlicher Turm steht. Erst beim Näherkommen sieht man, dass er mit Schädeln und Knochen gefüllt ist. Wir liefen über sandige Wege zu den Massengräbern und merkten erst später, dass sich im Sand neben Kleidern der Opfer auch menschliche Zähne befanden. Und danach Tuol Sleng, eine frühere Schule, zum Folter- und Hinrichtungsgefängnis umgebaut. Ein durch und durch furchtbarer und grausamer Ort. Und dann verirrten wir uns auf dem Rückweg zum Hotel auch noch, es wurde dunkel und wir gerieten langsam in Panik, weil davor gewarnt wurde, im Dunklen durch Phnom Penh zu laufen, mit Müh und Not fanden wir zwei Fahrradrikschas und waren so erleichtert, als dieser Horrortag zu Ende war. Also, kein Rote-Khmer-Tourismus mehr, es gehört zwar eindeutig dazu, wenn man versuchen möchte, dieses Land ein wenig zu verstehen, aber einmal reicht.

Die Warnungen zu Phnom Penh gibt es allerdings immer noch, Raubüberfälle und Taschendiebstahl sollen gängig sein und so drücke ich meinen Rucksack in den Straßen immer fest an mich, denn gerne werden Taschen auch von vorbeifahrenden Mofafahrern weggerissen. Sagen der Reiseführer und das Internet, ob’s jetzt wirklich so gefährlich ist, weiß ich nicht, aber so richtig wohl fühle ich mich nicht, wenn ich durch die Straßen laufe.

Und dann noch die Bezahlerei. Nicht einfach, denn hier wird in US-Dollar und in kambodschanischen Riel gerechnet. Eigentlich zahlt man alles in Dollar, das Wechselgeld, soweit es unter einem Dollar ist oder wenn der Händler keine passenden Dollar hat, bekommt man in Riel. Mein leckeres Süppchen am Straßenstand kostet 1,50 Dollar, wenn ich einen 5-Dollarschein hingebe, kriege ich 3 Dollar und 2000 Riel zurück. Langsam füllt sich die Geldbörse mit tausenden von Riel, die mir hoffentlich auch mal jemand anderes abnimmt als die freundliche Frau, bei der ich abends immer mein Wasser kaufe.

Die Märkte der Stadt sind eine weitere Herausforderung für die Sinne. Wohlgerüche findet man selten, natürlich gibt es auch leckere Dinge, aber die kommen ja morgen dran. Sehr gängig sind Frösche und irgendwann entdecke ich dann tatsächlich frittierte Taranteln. Ich dachte, dass sei eher so ein Touristengag, aber der Stand, der auch noch eine Menge anderer Insekten bietet, liegt versteckt am Rande eines großen Marktes und die Marktfrau wundert sich, warum ich ihre Töpfe photographiere.
 
Also, alles noch nicht so ganz im Lot hier in Phnom Penh. Aber jetzt bin ich wieder fit und morgen kommt der Palast dran. Wahrscheinlich wird der nächste Bericht dann ein ganz anderer. Oder gar keiner, wenn mein Laptop geraubt wurde und ich pleite in der deutschen Botschaft sitze 🙂

Sabaidee Laos

Jetzt ist er da, der letzte Abend in Laos. Mein Visum läuft aus, also brauche ich mir auch gar keine Gedanken zu machen, ob ich mir noch mehr hätte anschauen können hier – was sicher der Fall gewesen wäre.
Zeit, ein Resümee zu ziehen. Ich habe jetzt fast alle Länder Südostasiens bereist – Brunei fehlt, der ewige Stachel im Fleisch, aber vollkommen anders als Malaysia wird es nicht sein. Also fange ich mal an, Laos ein wenig zu vergleichen.
Der einzige Staat in Südostasien ohne Zugang zum Meer, das ist vielleicht auch der Grund, warum der Massentourismus hier noch nicht angekommen ist und hoffentlich noch lange wegbleibt. Aber wer braucht schon das Meer, wenn es die wunderbaren 4000 Islands gibt. Laos ist fester Bestandteil der Backpackerroute und hier findet man es noch, das Thailand-Feeling von vor 30 Jahren, die kleinen Hütten für ein paar Euro die Nacht. Anders als in Myanmar, wo man besonders in Yangon merkt, dass große Veränderungen unterwegs sind, der Boom schon angefangen hat, scheint das in Laos gar kein erstrebenswertes Ziel zu sein. Selbst in der Hauptstadt sucht man die glitzernden Malls und amerikanische Fastfoodketten vergeblich. Dafür könnte es zwei Gründe geben und beide heißen PDR: entweder die kommunistische Grundidee der „Peoples Democratic Republic“ oder die laotische Grundeinstellung „Please Don’t Rush“.
Was mir sehr positiv aufgefallen ist, ist die Sauberkeit in Laos. Natürlich haben sie ein Müllproblem und auch das Abwassersystem ist nicht das modernste, aber wie einfach die Unterkunft auch immer war – es war blitzesauber. Wenn ich da an unsere ersten Reisen nach Malaysia oder Indonesien denke… Grundsätzlich habe ich den Eindruck, dass die Laoten ein Händchen dafür haben, schöne Plätze entstehen zu lassen. Die stimmungsvollen Cafes in Savannaketh, die schönen Bungalowrestaurants, die tollen Hotels in Luang Prabang oder auch die entspannte Dachterrasse des Pakse Hotels, auf der ich gerade die Happy Hour genieße (ich bestellte ein Beerlao, es kamen zwei, ist halt gerade two for one) – man findet an jedem Ort ein schönes Plätzchen. Wenn da nur nicht die Leidenschaft für laute Musik wäre…
Die tiefe Spiritualität des Landes, die man sich trotz aller Touristen erhält, erinnert mich ein wenig an Bali – die morgendlichen Opfergaben an die Mönche gehören hier nach wie vor zum ganz normalen Alltag. Im benachbarten Thailand hat man ja manchmal das Gefühl, die Menschen hätten die Seele des Landes an den Tourismus verkauft, das ist in Laos eindeutig nicht der Fall.
Kulinarisch suche ich noch nach der laotischen Einzigartigkeit – wahrscheinlich gibt es sie gar nicht. Es scheint ein bunter Mix aller umliegenden Einflüsse zu sein, mal sehr vietnamesisch, mal Thai oder französisch, aber das Essen ist immer gut.
Die Menschen hier habe ich vorwiegend freundlich erlebt, vor allem außerhalb der touristischen Zentren gab es tolle Begegnungen, besonders mit den Kindern. Es ist nicht die absolut überwältigende Freundlichkeit der Phillippinos, aber eben auch nicht die unangenehme Geschäftstüchtigkeit der Vietnamesen.
Laos kulturell einzuordnen finde ich ganz schwierig. Natürlich gibt es Luang Prabang mit seiner Fülle an phantastischen Tempeln, aber eigentlich war’s das dann auch schon. Zerstörerische Kriege sind über das Land gegangen und scheinen vieles mit sich genommen zu haben, denn kulturelle Einzigartigkeiten wie das Puppentheater in Hanoi, die ausdrucksstarken Tänze in Kambodscha, die Schattenspiele in Malaysia oder Indonesien habe ich hier nicht entdeckt.
Der Charme von Laos machen einerseits das unglaubliche Luang Prabang und die Naturwunder hier im Süden aus, aber vor allem die Normalität der Städte und die Ursprünglichkeit der Dörfer. Möchte man Sehenswürdigkeiten abklappern, ist man in Laos schnell durch und es reicht wahrscheinlich, ein paar (sehr lohnenswerte) Tage in Luang Prabang zu verbringen. Ich bin wirklich dankbar, dass ich die Zeit hatte, auch an den weniger spektakulären Orten zu verweilen und mich ein bisschen vom „please don’t rush“ der Laoten einnehmen zu lassen. Vielleicht ist das sogar die wichtigste Erfahrung, die ich aus diesem Land mitnehme.
Ich bin jetzt seit anderthalb Jahren unterwegs und stelle fest, dass es mir von mal zu mal schwerer fällt, ein Land, einen Ort zu verlassen. Der Mensch versucht doch, Wurzeln zu schlagen, und die dünnen Triebe zu kappen, die innerhalb von ein paar Wochen gedeihen können, ist schmerzhaft. Heute Morgen mit dem Boot an meiner Unterkunft an Don Khone vorbei zu fahren, zu sehen, dass mein Zimmer für den nächsten Reisenden vorbereitet wird, war schon nach nur einer Woche schwierig und umso schöner dann heute die Ankunft im Pakse Hotel, wo sogar mein altes Zimmer auf mich wartete. Ich stelle das immer mehr fest – wo auch immer ich bin und je länger ich reise, desto schneller versuche ich, mich zuhause zu fühlen und Rituale zu entwickeln. Auf meiner Insel war es das frühe Aufwachen, der verschlafene Gang zum Restaurant nebenan, sagen musste ich nichts, sie setzte sofort einen laotischen Kaffee mit viel süßer Kondensmilch auf, den ich mit in die Hängematte nahm, zahlen konnte ich später, wenn ich die Tasse zurückbrachte, und im Frühstücksrestaurant wurde ich fast wie ein Familienmitglied begrüßt. Auch eine Erkenntnis des langen Reisens, diese Fixpunkte im alltäglichen Leben sind unumgänglich.
Und morgen dann Kambodscha. Auch schon sehr lange her, dass wir dieses Land besucht haben. Angkor Wat spare ich mir, das damalige Erlebnis, die Tempel ganz für sich alleine zu haben, ist unwiederbringlich. Aber ich bin so gespannt auf Pnomh Phen, eine Stadt, die damals zwar beeindruckend, aber auch ein wenig furchteinflößend war, mit großer Armut und einer schwierigen Sicherheitslage. Das ist sicherlich anders geworden und ich gehe morgen mal das Risiko ein, die Einreise ohne Weiterflugticket zu wagen und spontan zu entscheiden, wann ich weiter will. Südostasien ist schon unglaublich – so viele Möglichkeiten, so viel Kultur, so gutes Essen, so eine spezielle Atmosphäre, so günstig. Vielleicht kann ich ja den einen oder die andere durch diesen Blog inspirieren, sich auch mal auf den Weg zu machen. Hier wartet ein ziemlich idealer Einstieg dafür!

Die Insel der Abenteuer

Diesen Beitrag widme ich all den Sicherheits- und Brandschutzbeauftragten, mit denen ich je zusammen gearbeitet habe und rufe ihnen zu: ich lebe trotzdem noch! 🙂

Die Tage beginnen früh auf der Insel, perfekt für einen morgendlichen Ausflug zum Wasserfall Tat Somphamit. Nachmittags fallen hier Horden von Thailändern ein, um diesen Ort wegen seiner spirituellen Bedeutung zu besuchen, denn im Wasser sollen die bösen Geister gefangen und die Felsen hinuntergespült werden. Also nutze ich das frühe Aufwachen, schnappe mir ein Fahrrad und bin um kurz nach acht eine der ersten am Wasserfall. Oder besser an den Wasserfällen, denn überall donnert und plätschert es die Steinstufen herunter. Ich berichtete ja schon mal, dass Eric und mich unsere allererste gemeinsame Reise Anfang der 90er nach Venezuela führte und uns seither kein Wasserfall mehr so richtig vom Hocker hauen konnte. Aber Laos hat da doch einiges zu bieten. Also, Venezuela first and could we just make Laos second?

  

Ich folge dem Lauf des Mekong, die Ausblicke sind unglaublich und außer mir ist nur noch ein Mönch unterwegs, der fleißig photographiert. Ein Strand ist ausgeschildert, will ich da wirklich hin? Aber es ist noch früh, den guck ich mir an. Der Strand selber ist nett, aber nicht aufregend. Dafür aber das Café, dass sie an den Felsen errichtet haben, ein absolut traumhafter Ort. Kleine Bungalows mit weichen Matten ausgelegt, Hängematten, sogar ein Billiardtisch und alles mit diesem spektakulären Blick über den Fluss. Ich bin die einzige an diesem Morgen und für mich drehen sie sogar die laotische Schlagermusik ab. Ich halte mich lange an einer hervorragenden Tasse Kaffee fest und genieße diesen ganz besonderen Ort. Vielleicht noch mal auf ein Beerlao in den nächsten Tagen? Mal schauen.

Der Wasserfall kostet Eintritt und das Ticket ist auch für die Brücke auf die Nachbarinsel Don Det gültig. Das muss doch genutzt werden, gelle? Nach einer Rundfahrt dort habe ich die schöne Gewissheit, dass ich mich für die richtige Insel entschieden habe, der Hauptort dort ist hässlich und touristisch, die einsamer gelegenen Bungalowanlagen sind zwar hübsch, aber dafür muss man wahrscheinlich doch eher 30 Jahre jünger und einem Haschpfeifchen nicht abgeneigt sein. Die Brücke zurück zu meiner Insel ist zugleich ein wunderbarer Ort für einen weiteren schönen Sonnenuntergang und mit einem Beerlao lasse ich den Tag in meinem Lieblingsrestaurant Fasai ausklingen. Die verkaufen auch Touren und über die herzigen Beschreibungen habe ich mich schon in den letzten Tagen amüsiert „It is a trip that could help you to have experience and youcould cate fish we will do BBQ at night, look sound intersting do not miss it.“ Im Angebot haben sie auch eine Kayaktour zu den Irrawaddy Delfinen und die will ich sehen. Also buche ich für den übernächsten Tag die „Wonderfull Tour“. Nach einem gute Frühstück fährt ein klappriges Motorrad vor und ich schwinge mich auf den Rücksitz. Es geht über die Brücke nach Don Det, dann lange über holprige Straßen durchs Inselinnere bis zum dortigen Hafen. Also Fahrradfahren ist deutlich komfortabler… Ich lerne eine ältere Französin aus Guadeloupe kennen, die Asien bereist und von Myanmar schwärmt, als die Tour beginnt, ziehen wir beide die gleichen Strohklapphüte aus unseren Beuteln, die man in Myanmar an jeder Ecke kaufen kann. Eigentlich wollen wir uns ein Kayak teilen, aber die Guides entscheiden, dass die reiferen Damen kräftige männliche Unterstützung brauchen. Schon auf dem Wasser fragt mich mein Guide, wie alt ich denn sei (das ist nach „Where do you come from?“ ganz häufig die zweite Frage hier) und als ich ihm die bittere Wahrheit sage, fällt er fast aus dem Boot. „What? I thought you were 40!“. Der Gute, „You saved my day!“ rufe ich ihm zu und er denkt sich wohl, dass ich körperlich so fit sein muss, dass er mich mal ein bisschen rannehmen kann. So liefern wir uns mehrere Rennen gegen die anderen Kayaks, er feuert mich an „Go!“ und wir gewinnen tatsächlich fast immer. Die schöne Flusslandschaft zieht an uns vorüber und immer mal wieder schummele ich und ziehe das Paddel ohne große Kraft durch’s Wasser, denn meine Arme brennen. Irgendwann kommen wir zu einer Anlegestelle, von der aus uns ein Fußmarsch durch ein Dorf und über verdorrte Reisfelder zu einem kleinen Wasserfall führt, in dem man baden kann. Ich bin hin und hergerissen, es sieht verlockend aus, aber die Strömung ist heftig und alles sehr glitschig. Nachdem ein Großteil der Gruppe schon im Wasser plantscht, springe ich auch hinein, taste mich am Felsen näher an den Wasserfall heran, belasse es dann aber beim erfrischenden Bad. Die Jungspunde klettern sorglos nach oben, da wird sogar der Guide ein wenig nervös. Nach dem Bad geht die Wanderung weiter, mein Magen fängt an zu knurren, da ist dann schon ein Strand in Sicht, an dem es Lunch geben wird. Der Mekong ist hier eher ruhig, also springe ich vor dem Essen noch mal hinein und genieße dann leckeren Salat, eine Art Kartoffelbrei und Baguette. Dann wieder rein in die Kayaks, ich habe ja einen kundigen Steuermann an Bord, die anderen bleiben in den Stromschnellen hängen oder driften ab, Glück gehabt. Der Fluss erweitert sich zu einem See und ab jetzt ist Vorsicht angesagt: hier leben die Delfine. Mein Guide sagt mir, es seien an dieser Stelle noch genau drei übrig. Uh, drei? Ich hake gedanklich meine Delfinbegegnung ab, da prustet es vor uns. Und da sind sie, alle drei. Mehr als die gebogenen Rücken mit der Flosse sieht man zwar nicht, auch noch zu schnell für ein Photo, aber man hört sie. Wir lassen uns treiben, Paddelgeräusche würden sie verschrecken. Immer wieder tauchen sie auf und wir dümpeln zwischendrin, ein schöne Begegnung. Nach einer halben Stunde sind wir glücklich und delfinsatt, also wird weitergepaddelt.

Illegal Alien

Mein Guide fragt mich „You want to go to Cambodia?“ Ja, übermorgen, sage ich ihm. „You go today“ sagt er und steuert das Kayak an ein sandiges Ufer. „This is Cambodia“. Da haben wir doch gerade einen illegalen Grenzübertritt hingelegt. Ich gehe an Land und er macht ein Beweisphoto. So einfach geht das. Wir paddeln weiter, und wieder muss ich Rennen fahren, nuung, song, saam, sii, haa – eins, zwei, drei, vier, fünf brüllt es hinter mir und ich gleich mit, laotisches Bootcamp ist das hier. Irgendwann erreichen wir das rettende Ufer und ein wartendes Songthaew, ein offenes Gefährt für etwa 20 Personen, die sich auf zwei Sitzbänken auf der Ladefläche gegenüber sitzen. Wir sind etwa 20 und damit ist der Transporter gut gefüllt. Unsere freundlichen Guides schaffen es dann allerdings, auch noch die acht Kanus in und auf dem Gefährt unterzubringen, da entscheide ich mich lieber, auf der Einstiegstreppe Platz zu nehmen – zwar etwas staubig und ich will gar nicht dran denken, wohin ich fliege, wenn der Fahrer abrupt bremst, aber wenigstens kann ich die Beine etwas ausstrecken. Die Fahrt geht über Holperwege und eine Landstraße. Irgendwann halten wir links an der Straße und zu Fuß geht es durch’s Gebüsch und wieder über ausgetrocknete Reisfelder bis zum Ufer, wo ein Boot auf uns wartet. Langsam kann man das Rauschen von Wasser hören, von viel Wasser. Das Boot hält an einem kleinen Wäldchen und ich sehe sie schon: die wackligen Holzstege, teilweise nass, feuchte vermooste Steine, über die man reißende Bäche überqueren kann – wenn man es kann. Balancieren, möglichst auf rutschigem Untergrund und bergab – furchtbar. Ich bin da ein riesiger Angsthase und es wird mit den Jahren immer schlimmer. Hoch geht, aber runter… Die ersten Stege meistere ich noch einigermaßen, der folgende Abstieg ist schrecklich, aber dann erhasche ich einen ersten Blick auf die größten Wasserfälle Südostasiens und da will ich hin. Niemand in der Gruppe stellt sich sonderlich an, das kann also kein Hexenwerk sein. Wie ich dann auf den großen Felsen gekommen bin, auf dem man gischtnass direkt in die stürzenden Wassermassen blicken kann, habe ich verdrängt. Mein Guide hat sich wohl auch wieder daran erinnert, dass ich eben nicht 41 bin und mir immer mal wieder über die reißenden Fluten geholfen. Auf der anderen Seite des Flusses sehe ich das Besucherzentrum, auf gut gesicherten Wegen kann man sich den Wasserfall von einer Aussichtsterrasse aus anschauen. Kostet jedoch Eintritt und den wollen sich die Tourveranstalter durch diesen Geheimzugang wohl sparen. Aber – wir sind hier viel näher dran und ich kann es gar nicht glauben, dass ich diesen Weg tatsächlich irgendwie gemeistert habe. Nur halbglücklich lächele ich in die Kamera, denn der Rückweg steht mir ja noch bevor. Dieser Wasserfall ist wirklich imposant, riesige Wassermasse donnern herunter, der Inbegriff wilder Natur. Als ich dann endlich wieder im Boot sitze, fühle ich mich großartig. Fast so ein Gefühl wie der Sprung in 40 Meter Tiefe in Costa Rica – ich kann doch mehr als ich mir eigentlich zutraue. Aber trotzdem, das war eine echt gefährliche Aktion, ich war eine der wenigen, die einigermaßen feste Schuhe anhatte, die meisten liefen in Flipflops, ein Wunder, dass da noch nichts passiert ist.
Der Rückweg auf meinem Außensitz ist dann trotz nicht geringen Tempos fast ein Kinderspiel. Hinter uns, also quasi Aug in Aug mit mir, fährt der Bus nach Kambodscha, ein wenig vertrauenserweckendes Gefährt. Tagelang habe ich mit mir gerungen, ob ich die 14 Stunden-Fahrt nach Phnom Penh wagen soll, in klapprigen Bussen und über eine der korruptesten Grenzen Asiens, in der die Beamten den Tag damit verbringen, sich irgendwelche Gebühren auszudenken und von den hilflosen Touris zu erpressen. Irgendwann meinte es Eric gut mit mir und lud mich zum Flug ein. Absolut richtige Entscheidung, denke ich mir beim Blick auf das in den Reiseagenturen als „VIP-Bus“ verkaufte Klappergefährt und im Ohr die Horrorstories, die ich heute von meinen Mitpaddlern über den Trip gehört habe.
Wir kommen dann an der Bootsanlegestelle zurück auf meine Insel an, noch 10 Minuten im Motorboot und ich darf endlich in meine Hängematte, die müden Arme und die staubige Kehle mit einem eiskalten Beerlao kühlen. Da fangen die Guides an, die Kayaks aus dem Auto zu laden und zu Wasser zu lassen. Nein! Ich kann nicht mehr! Bitte! So, jetzt lass ich die 51jährige raushängen und frage, ob ich nicht vielleicht das Motorboot nehmen kann. Ich zahl’s natürlich auch. Eine Viertelstunde später ziehe ich an den fleißig Paddelnden vorbei, bin dann zwar auch nicht viel schneller, weil wir ein kleines Motorenproblem haben, aber egal, Hauptsache nicht mehr selber rudern müssen. Mit Seegras in den Haaren und vollkommen verstaubt von der Fahrt auf dem Außensitz komme ich dann an meinem Guesthouse an, erstehe eine Flasche Beerlao und plumpse in die Hängematte. Schön war’s.

3999 und eine Insel

Ganz im Süden von Laos verbreitert sich der Mekong gigantisch – auf bis zu 14 Kilometer und mittendrin befinden sich die Si Phan Don, die „4000 Islands“. Was jetzt hier als Insel gilt und wer sie wohl gezählt hat, werde ich nie erfahren, aber mir reicht Don Khone, eines der drei touristisch erschlossenen Eilande. Ich habe Glück, dass ich hier überhaupt angekommen bin, denn in Pakse hatten sie mich einfach vergessen. Um einige Minuten vor acht, dem vereinbarten Abholzeitpunkt, stand ich zusammen mit anderen Gästen gestiefelt und gespornt vor meinem Hotel. Nach und nach wurden alle von irgendwelchen Kleinbussen abgeholt, nur mich wollte keiner mitnehmen. Jetzt bin ich ja in Asien und wollte auch nicht die Deutsche raushängen lassen, also versuchte ich erst um 20 nach 8, bei der Agentur anzurufen, was natürlich nicht klappte (ihr wisst ja: die Technik), also zurück ins Hotel, könnten Sie vielleicht? Die freundliche Dame erreicht tatsächlich jemanden und nickt mir beruhigend zu: sie kommen. Und dann geht alles ganz schnell, ich gehe kurz auf die Toilette, der Minibus steht schon da, als ich vor die Tür trete und der Fahrer sagt leicht sauer, dass sie ihm nicht gesagt hätten, dass ich auch abgeholt werden sollte. Er schmeißt sich in den Verkehr, tippt die ganze Zeit wild auf seinem Handy und irgendwann bleiben wir vor einem Hotel weit außerhalb stehen: umsteigen in den großen Bus. Die haben doch tatsächlich auf mich gewartet, denn kaum ist mein Rucksack verladen, geht es los. Ich bin froh, dass die Fahrt nur etwa zwei Stunden dauert, der Bus ist in einem bemitleidenswerten Zustand. Die wackere Französin vor mir greift irgendwann zur Selbsthilfe und dreht die Riegel der klappernden Deckenverkleidung fester, die Vorhänge müssen dafür herhalten, die garstig blasenden Lüftungsschlitze zu verstopfen. Aber ich bin froh, dass ich überhaupt dabei bin, also nichts zu meckern. Die Straßen werden schlechter, ganz zum Schluss gibt es auch keinen Straßenbelag mehr und wir halten auf einem großen staubigen Platz, wohl der Busbahnhof. Immer der Menge nach geht’s Richtung Fluss und ich ergattere den letzten Platz im Boot nach Don Khone. Die meisten wollen nach Don Det direkt gegenüber, das sei die Partyinsel, schreibt der Reiseführer. Etwa zwanzig Minuten kurven wir über den Fluss, der eher wie ein riesiger See wirkt, vorbei an winzig kleinen Inseln, auf denen gerade mal ein Strauch Platz hat (die zählen sie bestimmt mit) und legen dann an: Don Khone ist erreicht. Ich habe für eine Nacht ein Zimmer vorgebucht, dann kann ich mir ja immer noch was schöneres suchen, war mein Plan. Muss ich aber nicht, das gebuchte Zimmer ist zwar ohne Blick und Charme, aber die Wirtin lächelt mich an: sie hätte da noch was und führt mich zu einem großen Bungalow mit drei Zimmern und einer großen Terrasse direkt am Mekong, vor jedem Raum eine Hängematte – ja, so stelle ich mir das faule Inselleben vor. Für 17 Euro bin ich dabei, ein schlichtes Zimmer, ein sauberes kleines Bad und eben diese Hängematte und dieser Blick. Ich schwinge mich in die Matte, woraus ist die denn geknüpft? Unglaublich, aus lauter Waschzetteln oder wie heißen diese nervigen Dinger, die meist bombenfest in die Kleidung eingenäht werden, sowieso bald verblassen, aber immer kratzen. Die sind wirklich erfinderisch, die Laoten.

Der Hauptort von Don Khone besteht aus einer sandigen Straße mit ein paar Häusern, die meisten Gästehäuser oder Restaurants, und tickt noch mal viel langsamer als die übrigen Orte, die ich in Laos kennengelernt habe. Es gibt keine Autos, die Wege sind so schlecht, dass auch Mofas nur langsam und geräuscharm voran kommen und alles ist ultraentspannt. Die Menschen sind freundlich, die Hunde auch, in den Restaurants gibt es immer einen Bereich, in dem man auf gemütlichen Matratzen liegen kann und kaum tut man es, hat man schon eine Katze auf dem Schoß. Hier will ich bleiben.

 

Aber die Insel hat auch ein Hinterland und so sehr mir danach ist, den Tag einfach in der Hängematte zu verbringen – wer weiß, was ich verpasse. Und ich bin sehr froh, dass ich mich heute morgen aufs Fahrrad geschwungen habe. Eines mit kleinen, breiten Reifen, genau was man bei dem sandigen Boden hier braucht. Nach kurzer Zeit komme ich durch ein kleines Bauerndorf, Holzhäuser auf Stelzen, Hühner, Ziegen und Enten darunter, in kleinen Gärten wird Gemüse angebaut und im Fluss dümpelt ein Wasserbüffel. Die perfekte Idylle, der Traum vom einfachen Leben. Etwa zwei Kilometer weiter weist ein handbemaltes Schild nach links: ein Wasserfall. Na gut, den schau ich mir mal an. Irgendwann taucht rechts ein Haus auf, dahinter eine Hängebrücke. Ich stelle das Fahrrad ab und fühle mich beim Blick auf die Brücke an Indiana Jones erinnert. Die Landschaft, die sich hinter der Brücke auftut, ist atemberaubend und leider geben die Photos so gar nicht wieder, wie schön es hier ist. Der Fluss mäandert durch die grüne Landschaft, in der Ferne einige Wasserfälle, Fischfallen aus Bambus im Wasser – ein sehr ursprünglicher Ort. Ganz alleine bin ich hier nicht, immer mal wieder tauchen vereinzelte Touristen auf, aber trotzdem wirkt dieser Ort sehr unberührt. Ich trete den Rückweg an, neben der Brücke hatte ich ein kleines Restaurant gesehen und ein kühles Getränk wäre jetzt genau das richtige. Ich lasse mich auf der kleinen Terrasse mit Blick auf die Brücke in einem Liegestuhl nieder, die freundliche Wirtin bringt einen himmlischen Eiskaffee und ein kleiner Hund will auch was abhaben. Nach einem friedlichen Stündchen will ich mir noch rasch die Überbleibsel irgendwelcher französischer Eisenbahnbauversuche anschauen, ich überquere eine kleine Brücke, recht vertrauenserweckend, die nächste sieht schon wackliger aus und die dritte hätte ich gar nicht in Angriff genommen, wenn ich nicht schon so weit gekommen wäre. Die Betonkonstruktionen sind vollkommen unspektakulär und ich fluche ziemlich auf dem wackligen Rückweg.

Ich radle weiter, die Wege durch den Dschungel werden enger, jetzt kommt mir auch niemand mehr entgegen. Und irgendwann stehe ich vor einer letzten Brücke und beschließe, dass es jetzt gut ist. Was stand an der letzten Überquerung „In Memory Michael Reynolds“. Ob’s den Armen in die Tiefe gerissen hat? Oder war er nur für die Brückenkonstruktion verantwortlich? Das muss dann aber vor sehr langer Zeit gewesen sein. Langsam schmerzen Beine und Hintern vom Gehoppel über den löchrigen Weg. Jetzt eine Hängematte! Aber die ist zum Glück nicht weit, so wie nichts hier auf der Insel. Also zurück auf meine Terrasse zu einem wunderschönen Sonnenuntergang. Oh Island in the sun…

Die Technik…

Kein Hahn mehr auf dem Frühstückstisch

Nach einer Woche in Savannaketh habe ich das Gefühl, alle zu kennen, die netten Cafés, die fröhlichen Kinder, die mir zuwinken und selbst
die grimmig wirkenden Hunde, die den Rückweg zu meinem Bungalow säumen. Es war schön hier, aber es wird auch Zeit, weiter Richtung Süden zu ziehen. Meine Rechnung in den wunderbaren Salathongyon-Bungalows beträgt für eine Woche ganze 84 Euro, inklusive morgendlicher Bananen, die ich mir direkt von der Staude pflücken konnte, vielen quietschsüßen Kaffees und dem ein oder anderen Bier. Da leiste ich mir doch den Flug nach Pakse, statt der mindestens sechs Stunden im Bus sind es gerade mal 20 Minuten in der Luft. Eine Nacht habe ich in Pakse geplant, der Reiseführer weiß nichts interessantes über die Stadt zu berichten und mein Ziel sind eigentlich die „4000 Islands“, die man von Pakse aus gut erreichen kann. Nach dem üblichen Taxifahrerbeschiss (diesmal erinnerte es mich doch sehr an „Das Leben des Brian“: „80.000 Kip? Für drei Kilometer? Hört hört! Da laufe ich doch zu Fuß! 60.000? Ihr beliebt zu scherzen! 50.000? Ihr wisst, das ist immer noch Wucher, aber nun denn…“) werde ich am Pakse Hotel abgesetzt, die Bewertungen für das Hotel waren durchwachsen, aber für eine Nacht…

Das schönste Haus in Pakse

Mal wieder lagen die Kritiker daneben oder ich bin nach der Woche in der Holzhütte entwöhnt: als ich die breiten luftigen Hotelflure und die blütenweißen Laken und Handtücher im Zimmer sehe ist mir klar: hier muss ich noch eine Nacht bleiben. Und so lerne ich eine weitere laotische Stadt ohne jegliche Attraktion kennen. Aber, ich habe ja ein bisschen was zu erledigen, meine Weiterreise organisieren, einkaufen und einen Schuster finden, der die sich langsam lösenden Sohlen an meinen treuen Birkenstocks wieder festklebt. Dazwischen noch eine wohltuende Massage und ein gutes Essen, der Tag könnte ein sehr schöner sein. Wenn da nicht diese verdammte Technik wäre…

Meine Bank teilte mir vor kurzem lapidar mit, dass man sich für ein neues supersicheres Kreditkartenverfahren entschieden hätte. Für viele Bezahlvorgänge im Internet bräuchte es jetzt eine Authentifizierung mittels Fingerabdruck, aber kein Problem, sie haben da diese tolle App. Mir schwant schon, dass das ein Problem gibt. Klar, mein Handy ist updatemäßig von vorgestern und dieses blöde neue Verfahren kommt ausgerechnet vor allem bei Flugbuchungen zur Anwendung. Aber: Pakse! Das Internet hier im Hotel ist hervorragend, wahrscheinlich das beste in ganz Laos. Also, dann mach ich doch mal schnell dieses Update.

Da klebt er sie, der gute Schuster

Passend zu meinen mittlerweile restaurierten Birkenstocks möchte ich kurz ein kleines Märchen einstreuen: Stellt Euch vor, Ihr kauft ein schönes Paar neue Schuhe. Sie sind so schön, dass Ihr sie jeden Tag anziehen möchtet. Das geht auch ein paar Tage lang gut, aber als Ihr eines Morgens wieder aus dem Haus gehen möchtet, steht da der Schuster und sagt freundlich – gebt mir eure Schuhe, nur eine halbe Stunde, ich muss noch eine neue Öse hineinschlagen. Nun denn, ihr lächelt, die Schuhe werden ja vielleicht auch noch ein bisschen schöner dadurch. Aber drei Tage später steht der wackere Schuster wieder da und dann wieder und immer müsst ihr warten und irgendwann wollt ihr keine neuen Ösen mehr. Da hat aber der schlaue Schuster schon den Bürgermeister überredet, nur noch Menschen mit 100 Ösen in den Schuhen auf die schöne breite Hauptstraße des Ortes zu lassen. Ihr meint, Ihr könnt ihn austricksen und weicht auf die Nebenstraßen aus, aber die hat der gewiefte Schuster auch irgendwann dichtmachen lassen. Da könnt ihr zehnmal fragen: Schuster, warum hast Du die Schuhe nicht gleich mit 100 Ösen produziert, er wird euch nur auslachen. Ihr Unwissenden! Keine Ahnung vom edlen Schusterhandwerk!

Genauso ist das mit diesen vermaledeiten Updates. Und natürlich hat es nicht geklappt. Halt wahrscheinlich doch nicht so doll, das Internet hier. Und Pech für Eric, dass er mich auf dem Höhepunkt des Synchronisierungswahnsinns freundlich anchattete. Ich hasse IT! Und ob jetzt Steve Jobs, Bill Gates oder Eric Moarefi – alles Schuster!

Ihr merkt, ich bin reif für die Insel. Und ab morgen habe ich 4000 davon.

Sehr nett in Savannaketh

Ein sehr netter Ort, dieses Savannaketh. Eigentlich ohne Attraktionen, aber mit Atmosphäre und sogar einer gewissen touristischen Infrastruktur. Die Leute sind freundlich, die Kinder begeistert und die eigentliche Attraktion ist, durch die Straßen des verschlafenen Ortes zu schlendern, die netten Menschen zu grüßen und sich vom Charme des verfallenden Mixes aus Architekturstilen der 30er bis 70er Jahre gefangen nehmen zu lassen.

Irgendjemand hat hier touristische Ambitionen, denn es gibt eine Menge gut gemachter Broschüren und Wegweiser. Ich lande gleich am ersten Abend im Dreh- und Angelpunkt der paar Ausländer in Savannakhet – Lin’s Café, in einem netten 50er-Jahre Gebäude mit wirklich gutem Essen, das Pesto aus Thai-Basilikum ist traumhaft.

Ich miete mir am nächsten Tag ein Fahrrad und folge der Route durch „historic downtown“. Der Stolz des Ortes sind die französischen Kolonialbauten, die in den 30er-Jahren entstanden sind. Ich radle parallel zum Mekong zum Krankenhaus von Savannakhet, die historischen Gebäude hier seien gut erhalten und man dürfe überall herumlaufen, „but don’t disturb the patients“. Die Bauten sind weniger beeindruckend, der kurze Einblick in die laotische Krankenversorgung schon. Vor den kleinen Kliniktrakten lagern die Angehörigen, die sich mit Matten und Matratzen auf eine längere Aufenthaltsdauer eingestellt zu haben scheinen. Die kurzen Blicke in die Gebäude lassen bei mir den Wunsch aufkommen, in Laos nicht ernsthaft krank zu werden. Kein guter Ort für eine Besichtigungstour, nur die träge Krankenhauskatze darf auf’s Photo und dann geht es weiter. Das Haus des französischen Gouverneurs liegt versteckt auf einem Hotelgelände und ist dem Verfall Preis gegeben. Die Tür steht offen, keiner da, also werfe ich einen Blick ins Innere. Zwischen Schutt und Müll leuchtet mir dann ein Überbleibsel aus sozialistischer Zeit entgegen – eine Kämpfertruppe, die sogar in diesem Ambiente noch engagiert wirkt. In diesem Stil geht es weiter, verfallende und renovierte, aber ungenutzte Kolonialgebäude, stilechte 50er-Jahre Bauten und bröckelnde Sozialismusarchitektur. Ein sehr morbider Charme, der Ort wäre die perfekte Kulisse für ein melancholisches Endzeitdrama.

  

 

Zurück in Lin’s Café entdecke ich den Aushang von einem Privatkino. „The Bored Room“ bietet an Wochenenden englische Filme – heute läuft „La La Land“ – und kühles Bier, das wäre doch was. Vorher – ich gebe es zu – bestelle ich mir im Paradies der asiatischen Küche eine Pizza und plötzlich spricht mich Annabelle an, eine nette und etwas ungewöhnliche Australierin, die hier am Lehrerseminar arbeitet. Nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass sie auch zum Kinoabend will, also setze ich mich zu ihr und ihren Freundinnen, die hier gemeinnützige Projekte finanziell beraten. Sie erzählen lachend, dass die Summen mit denen sie dabei umgehen, immer wieder für Verwirrung sorgen. Eine Millionen Kip sind etwa 110 Euro, bei ihnen geht es aber gerne auch mal um sehr viel mehr, fängt die Billionen oder die Milliarde bei hundert oder tausend Millionen an und verrück besser nicht die Kommata…

Wir radeln dann zusammen zum Kino, das vom Kanadier Dave betrieben wird. Eigentlich ist es sein Wohnzimmer, in das er vor einer Leinwand ein paar Sofas und Sessel aufgestellt hat. Weil es abends so gar nichts zu tun gibt in diesem Ort, kam er auf die Idee, ab und an Filme zu zeigen. Und das ist eine tolle Idee, mit einem kühlen Bier in der Hand merke ich zwar, dass mein Englisch immer noch nicht gut genug ist, um den Film wirklich zu begreifen, habe aber trotzdem meinen Spaß. Für Bier und Film zahle ich später 2,50 Euro und werde am nächsten Morgen wiederkommen – Dave vermietet auch stabil aussehende Mountainbikes und hat eine weitere Broschüre für mich.
Also wird auch am nächsten Tag geradelt und erst mal verirre ich mich gründlichst. Das liegt aber weniger an Dave’s guter Beschreibung als mehr daran, dass ich kurz noch in die Wäscherei gefahren bin und dann vollkommen die Orientierung verloren habe. Nach langer Kurverei durch die Stadt finde ich endlich die Ausfallstraße zum Bungva See. Anfangs ist die Straße gut befestigt und wird von fast schon noblen Häusern gesäumt. An einem großen Denkmal, von dem aus mir eine Gruppe Kinder begeistert „Sabaidee“ – Hallo – zuruft, ist es dann aber vorbei, die Straße ist zwar noch geteert, aber übersät mit Schlaglöchern. Gut, dass ich mir kein Mofa gemietet habe, mit dem stabilen Mountainbike muss man sich zwar konzentrieren, kommt aber gut voran. Hinter einem kleinen Dorf taucht dann der See auf – was für eine Idylle! Wasserbüffel grasen am Ufer und gehen auch mal baden, zwei Männer steuern ein Floß über das Wasser, eine Frau steht mittendrin und fischt irgendwas. Der See speist die umliegenden Reisfelder, die in der Sonne in allen Grüntönen glitzern. Weiter hinten sehe ich kleine Hütten im See, sind das Dörfer? Beim Näherkommen wird klar, dass es Restaurants sind, wirklich schön gemacht, entweder auf Pfählen oder auf dem See schwimmend speist man im eigenen Bungalow auf dem Wasser. Alles könnte die perfekte Idylle sein – wenn die Laoten nicht große Fans sehr lauter Musik wären. Jedes Restaurant wird von riesigen Boxen mit laotischer Schlagermusik beschallt, die auch in den letzten kleinen Bungalow dringt. Ich überlege kurz, entscheide mich dann aber doch für ein Mittagessen an diesem ungewöhnlichen Ort. Die Speisekarte hat Bilder, ich deute auf etwas, dass nicht nach Fleisch aussieht und bekomme kurze Zeit später in meinem privaten Seespeisezimmer gebratenes Gemüse mit Tintenfisch serviert, scharf und sehr lecker. Dieser Ort wäre aber auch zu perfekt, wenn es jetzt noch ruhig wäre.
Aber ich habe nicht mal die Hälfte der Tour geschafft, also weiter. Es war kühl und bedeckt in den letzten Tagen, aber jetzt brennt die Sonne herunter und ich habe weder an eine Kopfbedeckung noch an Sonnencreme gedacht. Und auf Dave’s Rat, mir vielleicht eine Atemschutzmaske zu kaufen, weil der Weg sehr staubig ist, habe ich auch nicht gehört. Noch ist der Weg sehr hübsch, manchmal kreuzen Ziegen oder eine kleine Kuhherde die Straße, rechts und links führen Trampelpfade ins Gebüsch. Ich denke daran, dass ich hier einen neuen Begriff gelernt habe – UXO für unexploded ordnance, also Blindgänger – und verzichte darauf, meiner Neugier nachzugeben und einen Blick in die Wäldchen zu werfen. Ich erreiche den Tempel, der als nächste Station in der Karte eingezeichnet ist. Ein sehr heiliger Ort für die Laoten, Knochen von Buddha sollen hier begraben sein und immer wieder umrunden Menschen andächtig die Stupa. Schön ist dieser Ort aber nicht, meine Beine fangen an zu schmerzen, also weiter. Auf der langen Straße verpasse ich den Abzweig zum Wald, in dem es einen weiteren See geben soll. Als ich an der Kreuzung zur Hauptstraße merke, dass ich zu weit gefahren bin, habe ich keine Lust, noch mal umzukehren. Und dieser letzte Teil der Fahrt ist dann nicht mehr sehr angenehm, heiß, staubig, viele Laster, immer mal wieder Steigungen und ein Schild – Savannaketh 11 Kilometer. Uh, so weit noch? Vor meinem inneren Auge taucht ein großer Schokoladenkuchen und ein Eiskaffee auf und als ich irgendwann tatsächlich wieder vor Lin’s Cafe stehe, mit rotem Gesicht und staubbedeckt, gibt es zwar keinen Schokokuchen, sondern nur ein Muffin, aber der Eiskaffee ist noch besser als in meiner Vorstellung. Der Hintern schmerzt, die Beine sowieso, jetzt eine Massage… Ein Blick ins Internet und ich finde tatsächlich eine Adresse in der Nähe, schwinge mich also nochmals aufs Radl und liege ein paar Minuten später schon auf einer Matratze und werde durchbewegt. Thailand ist nah, also ist es keine echte Wohlfühlmassage, aber danach geht es mir hervorragend. Ein kurzer Abstecher auf den abendlichen Essensmarkt, schnell noch die Wäsche abgeholt und Dave das Fahrrad zurückgebracht. Heute Abend läuft wieder ein Film, wie wär’s? fragt er mich und ich schüttle den Kopf – ich will heute ganz früh schlafen gehen. Ab ins Bett in Savannaketh!

Im Kirchturm

Über Land

Zwei Städte und den Norden von oben aus dem Flugzeugfenster habe ich bisher von Laos gesehen, aber jetzt will ich doch auch mal ein bisschen was vom Land erleben. Ich möchte irgendwie Richtung Süden, ohne aber eine echte Vorstellung zu haben. Also begebe ich mich auf die mittlerweile recht etablierte Backpackerroute und steuere Thakhet an. In Vientiane werden an jeder Ecke Bustickets angeboten, angeblich viereinhalb Stunden mit dem „VIP-Bus“, das probier ich jetzt mal aus. Inbegriffen ist auch der Transport zur außerhalb gelegenen Busstation und das Ganze geht um 12 Uhr mittags los, das hört sich doch einigermaßen angenehm an. Um 10 vor 12 bin ich am Reisebüro und werde schon energisch vom Fahrer ins Tuktuk gewunken. Nur ich? Habe ich jetzt doch bei der falschen Agentur gebucht und sie verfrachten mich in irgendeinen Schrottbus? Im Laufe der nächsten halben Stunde kurvt der Fahrer durch die Innenstadt von Vientiane und lädt noch so viele Leute einschließlich Gepäck ein, dass es ziemlich kuschelig wird in dem halboffenen Gefährt. Ein letzter Bogen durch die Stadt und direkt vorbei an dem Reisebüro, wo ich vor 30 Minuten eingestiegen bin. Nun ja. Der Fahrer steuert die Hauptstraße an und sobald er sie erreicht hat, gibt er Gas und donnert in heftiger Geschwindigkeit weiter. Ich schaue hinaus und schrecke plötzlich zusammen – der Franzose neben mir hat an die Scheibe des Führerhauses gedonnert und ruft jetzt dem Fahrer zu, er solle langsamer fahren, er habe schließlich Passagiere an Bord. Der Fahrer hält am Straßenrand, dreht sich mit wutverzerrtem Gesicht um und fuchtelt mit einem Schlagstock zu uns nach hinten. Uh, jetzt nur die Ruhe bewahren. Gut, der Franzose hat etwas heftiger an die Scheibe geschlagen als es vielleicht notwendig gewesen wäre, aber so ganz Unrecht hat er nun wirklich nicht. Der Fahrer beruhigt sich nur langsam, fährt dann wieder los, aber zunächst nur in Schrittgeschwindigkeit. Jetzt will er’s uns zeigen, denke ich mir, da klemmt er sich hinter einen Müllwagen und für einige Zeit kommen wir in den Genuss der wenig erbaulichen Gerüche. Nun denn, wenn das seine Rachegelüste befriedigt. Ich bin erleichtert, als wir endlich am Busbahnhof ankommen. Beim Aussteigen schießt der Fahrer auf den Franzosen zu und sagt zu ihm „You come with me!“. Der Franzose ist zum Glück von stattlicher Statur und sieht mit seinen kurzen Haaren und dem Dreitagebart durchaus ein bisschen wild aus, zudem ist er in Begleitung von zwei anderen, dem kann jetzt eigentlich nichts passieren. Ich höre, wie er dem Fahrer versucht klar zu machen, dass er in Sorge war und irgendwie entspannt es sich dann doch, denn ich sehe die drei später im Bus wieder. Hm, aber durchaus eine interkulturelle Begegnung der besonderen Art, leg dich nicht mit einem Laoten an…
Als ich den Bus betrete, muss ich grinsen. So stellt man sich in Asien also einen VIP-Bus vor. Ein Doppeldecker, unten links der Gepäckraum und die Toilette, unten rechts eine Art Partyraum, ein Tisch mit umlaufender Sitzbank, verdunkelten Scheiben, einer Lichterkette und einer Gruppe sehr gut gelaunter junger Amerikaner, die schon vor der Fahrt eine Menge Spaß zu haben scheinen. Später dann dringen immer wieder Jubelschreie von unten zu den Sitzen nach oben und ich meine, den Geruch von Hasch wahrnehmen zu können. Die Sitze oben sind großartig – eigentlich sind es Liegesessel. Sowas habe ich in einem Bus noch nicht erlebt und strecke mich aus. Sehr bequem! Der Bus ist zu etwa zwei Dritteln mit Touristen und zu einem Drittel mit Einheimischen besetzt und macht sich pünktlich auf den Weg. Es sind etwa 300 Kilometer nach Takhet, gut, die Straßen sind in keinem so tollen Zustand, aber das müsste doch in vertretbarer Zeit zu schaffen sein. Sechs Stunden braucht er dann im Endeffekt und es gibt keine Pause. Das kostenlos verteilte Wasser rührt kaum jemand an und auch ich möchte keine Bekanntschaft mit der laotischen Bustoilette machen. Als wir in Takhet ankommen ist es dunkel und ich bin froh, dass ich ein Hotel vorgebucht habe. Am Busbahnhof erwarten uns die Tukutukfahrer. Ich entferne mich erst mal von der Masse, suche die Bahnhofstoilette auf – auch nicht schlimmer als in Deutschland – und schaue auf dem Handy, ob ich vielleicht auch zu Fuß zu meiner Unterkunft gelangen kann – nein, um ein Transportmittel komme ich nicht drumrum. Als ich zur Haltebucht des Busses zurück komme, sind eigentlich alle Passagiere noch da – zusammengequetscht in Tuktuks, deren Fahrer meinen, dass da bestimmt noch jemand reingeht. Ich zum Beispiel. Irgendwie schaffe ich es, zumindest mit dem Oberkörper ins Innere zu gelangen, die Beine müssen draußen bleiben und baumeln dann halt irgendwo über dem Auspuff. Von den Passagieren haben nur ich und ein weiteres Paar bereits eine Unterkunft, die anderen tauschen sich aus über billige Guesthouses und fragen sich gegenseitig, ob sie Backpacker oder Flashpacker seien – also die wirklich billigen Plätze ansteuern oder etwas mehr für ein privates Zimmer ausgeben. Da halten wir an einem stimmungsvollen Kolonialgebäude, vor dem an dunklen Holztischen gut angezogene Menschen beim Wein sitzen – this is your hotel, ruft mir der Fahrer zu. Die anderen gucken mich an – das scheint jetzt weder in die Back- noch Flashpacker-Kategorie zu fallen. Ich zucke die Schultern und lächele fast schon entschuldigend. War übrigens gar nicht teuer, obwohl ich einen eigenen Balkon mit schönem Blick über die Innenstadt habe. Dafür gab’s aber heute morgen kein heißes Wasser…

Die Attraktion von Thakhet ist der „Loop“, eine Rundfahrt von fast 500 Kilometern, die angeblich mit dem Mofa in ein paar Tagen bewältigt werden kann. Jetzt bin ich ja seit Bali kein Mofa-Neuling mehr, aber das traue ich mir alleine nicht zu. Vielleicht mal einen Tagesausflug. Aber dafür ist die Stadt zu unsympathisch und mein Hotel in den nächsten Tagen komplett ausgebucht. Die anderen Unterkünfte in der Stadt haben Bewertungen in der Kategorie „ansprechend“, eine nette Umschreibung für furchtbar, manche haben  sogar ein „enttäuschend“, das kann man wahrscheinlich gar nicht ohne den Gebrauch deftiger Schimpfworte übersetzen. Also, ich will den Loop nicht machen, nach einem ersten Rundgang finde ich die Stadt nicht schön, eine nette Unterkunft entdecke ich wahrscheinlich auch nicht – was will ich hier? Eine Nacht mein dank der Liegesitze im VIP-Bus gar nicht so müdes Haupt betten und dann weiter, das entscheide ich rasch. Der sehr nette Rezeptionist verkauft mir lächelnd ein völlig überteuertes Busticket nach Savannakhet für den nächsten Tag, diesmal allerdings in einem Local Bus. Der braucht für die hundert Kilometer drei Stunden, wenn der Bus nicht kaputt geht, sagt er mir so sympathisch, dass ich doch gerne das doppelte zahle, dafür aber von ihm höchstpersönlich zur Bushaltestelle gebracht und mit einem guten Sitz versorgt werde. Ob ich jetzt drei oder sechs Dollar zahle, ist ja eigentlich auch nicht so wild.

Nach einer für die sehr zentrale Lage des Hotels erstaunlich ruhigen Nacht und einem leckeren Frühstück im freundlichen Restaurant des stimmungsvollen Inthira lädt mich mein Fahrer ins leere Tuktuk – und diesmal bleibe ich allein. Der Local Bus sieht nicht so schlimm aus wie befürchtet, ich habe genügend Platz, es spielt einigermaßen dezente laotische Musik (Reiseführer berichten ja gerne von kreischend lautem Getöse) und mein Rucksack ist im Bauch des Busses hinter mehreren Säcken Blumenkohl so gut verstaut, dass ich mir sicher bin, dass ihn niemand klauen wird. Aber es ist doch ein bisschen komisch, auf einmal die einzige Westlerin zu sein. Die Landschaft, die an mir vorüberzieht, ist jetzt nicht so wahnsinnig spektakulär. Felder, Wälder und im Hintergrund seltsam geformte Felsen, aber ich glaube, so unglaublich viel habe ich nicht verpasst, weil ich auf den Loop verzichtet habe. Wobei ich auf dem nicht allein gewesen wäre, heute morgen beim Frühstück konnte ich beobachten, wie größere Mengen von Touristen auf Mofas von dannen zogen. Bye-bye einsames Naturerlebnis.
Der Bus macht eine Pause an einem staubigen Busbahnhof und wird von mehreren Verkäuferinnen gestürmt, die große Holzspieße mit sehr plattgehauenen gegrillten Hähnchen und Eiern anbieten. Selbst wenn ich so ein Hähnchen essen wollte – wie kriegt man das hin? Dabei wäre das doch die ideale Mahlzeit für das gerade erst begonnene Jahr des Feuerhahns, das in Vietiane geräuschvoll gefeiert wurde. Nein, nix da, ich bleibe Vegetarierin.

Da kommen die Grillhendl

 

Die Eierfrau ist schon da

Eine halbe Stunde zu früh kommen wir in Savannakhet an. Der Bus wird noch viele Stunden weiter fahren und außer mir steigt kaum jemand aus. Die Tuktuk-Maffia steht wieder bereit, ob ich jetzt allein oder mit zehn anderen gequetscht drin sitze – es sind immer 20.000 Kip für die Touristen, etwas über 2 Euro, die Einheimischen zahlen 5.000. Nach kurzer Zeit stehe ich vor den Toren meiner neuen Unterkunft, für 10 Euro die Nacht kriege ich eine eigene Holzhütte mit sauberem Bad, eine äußerst freundliche Begrüßung und zwei Hühner im Garten vor meiner Veranda. Alles macht einen sehr netten Eindruck und ich frage vorsichtshalber schon mal, ob ich etwas länger bleiben kann. Aber erst mal den Ort ansehen. Und ich glaube, ich könnte es hier gefunden haben, das authentische laotische Stadtleben. Aber davon später mehr, wenn sich der Eindruck verfestigt hat. Jetzt habe ich erst mal genug vom Busfahren und freue mich schon auf einen gemütlichen Abend auf der Veranda. Und wehe, die Hühner entpuppen sich als Hähne und fangen mitten in der Nacht das Krähen an. Dann zeige ich ihnen die Photos ihrer gegrillten Kollegen an der Bushaltestelle.