Barfuß in Mandalay

Globonauten reunited! 2007 hatten wir es fast nach Myanmar geschafft. In unseren Pässen prangte ein Visum, der Flug war gebucht und das Hotel ausgesucht – dann begannen die Unruhen, drei Tage vor Abflug entschieden wir uns gegen die Reise und landeten stattdessen last-minute-mäßig in Florida. Eine gute Entscheidung, lasen wir doch in der Zeitung, dass just im Traders Hotel , das wir buchen wollten, bewaffnetes Militär von Zimmer zu Zimmer gegangen war und nach Ausländern gesucht hatte. Myanmar 2016 scheint meilenweit von den damaligen Verhältnissen entfernt zu sein. Zwar ist immer noch ein Visum notwendig, das gibt’s aber komfortabel und schnell über’s Internet, Yangon ist auf dem Weg zu einer modernen asiatischen Metropole und der Tourismus boomt. Also, allerletzte Chance, noch ein klein wenig Ursprünglichkeit zu erleben und ein idealer Ort für eine Globonauten-Reunion!
Von Penang gibt es mittlerweile Direktflüge nach Yangon und nach kaum drei Stunden sitze ich schon im Taxi zum Hotel. Hm, aber irgendwas stimmt doch nicht. Wir fahren auf der rechten Straßenseite, müsste der Fahrer dann nicht links sitzen? Oder bin ich nach zwei 20161104-myanmar-yangon-06Monaten in Linksfahrländern schon so verwirrt? Ne, zu Hause schalte ich doch mit rechts, also sitze ich links. Und tatsächlich: in Myanmar wird immerhin schon seit 1970 rechts gefahren, die meisten haben das Steuer aber immer noch auf der rechten Seite. Die Straßen sind breit, die Autos modern, die Gebäude nicht sonderlich schön – ich habe mir Yangon viel traditioneller vorgestellt. Aber die Menschen: selbst hier in der größten Stadt des Landes tragen viele noch den traditionellen Lunghi, ein langer Wickelrock sowohl für Frauen als auch Männer. Dazu reiben sich viele Frauen und fast alle Kinder das Gesicht mit Thanaka-Paste ein,  die meist runden Muster zieren vor allem die Wangen.

20161105-myanmar-yangon-87Das Hotel liegt mitten in einem Wohngebiet, das ich kurz erkunde, nicht schön, aber original. In Ermangelung eines Cafés oder netten Restaurants zum draußen sitzen kaufe ich eine Flasche Wasser und stelle mir einen Plastikstuhl vors Hotel. Ein Stündchen später rollt ein Taxi heran, dem ein sehr müder Eric entsteigt: Globonauten reunited! Drei Wochen lang werden wir noch mal zusammen reisen, bevor er seinen neuen Job antritt.

20161104-myanmar-yangon-23Den nächsten Tag starten wir gemächlich mit einem Rundgang durch das koloniale Yangon. Teilweise sehr schön restaurierte, häufig aber stark verfallene Gebäude aus der britischen Kolonialzeit prägen die Innenstadt. In der Sule-Pagode, einem Zentrum der Proteste von 2007, bekommen wir einen ersten Eindruck von der Pracht der birmanischen Tempel. Aber das wahre Highlight folgt am nächsten Tag: die Shwedagon-Pagode. 20161105-myanmar-yangon-32Eine riesige Anlage rund um die zentrale goldene Stupa mit unzähligen Tempeln, Hallen und weiteren Stupas, gold- und edelsteinverziert von unglaublicher Pracht. Die Menschen verbringen den ganzen Tag hier, es wird gegessen, geschlafen und gebetet, gern auch telefoniert, die Anlage hat eigenes Wifi, eine sehr lebendige und 20161105-myanmar-yangon-35doch so spirituelle Atmosphäre. Wir umrunden staunend die große Stupa, was einige Zeit in Anspruch nimmt, flüchten vor der Mittagshitze in ein Restaurant gegenüber und kehren am späteren Nachmittag zurück, um den Sonnenuntergang hier zu erleben. Die Menschen strömen herbei, mittlerweile sind auch viele Touristen darunter, Pilgergruppen beten vor der großen Stupa und in der „Wunscherfüllungshalle“ konzentriert sich jeder auf seine persönlichen Anliegen. Nicht nur Scheinwerfer, sondern auch viele Kerzen erleuchten die goldenen Gebäude und wir können uns kaum trennen von diesem sehr besonderen Ort.

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Am nächsten Tag verlassen wir Yangon und fliegen in den Norden. Neue Fluglinien gedeihen gerade prächtig in Myanmar, unsere mit Namen Mann Yandarporn verfügt über gerade mal zwei Flugzeuge, aber einen außergewöhnlichen Service. Alle paar Minuten kommt die freundliche Stewardess mit 20161107-myanmar-mandalay-66Zeitungen, Getränken, einem kleinen Snack oder Erfrischungstüchern und nach anderthalb Stunden landen wir glücklich in Myanmar zweitgrößter Stadt. Als ich den Namen Mandalay das erste Mal vor vielen Jahren hörte, während wir im thailändischen Mae Hong Song auf unseren Flug nach Chiang Mai warteten, war für mich klar, dass ich hier unbedingt mal hinwollte. So ein hübscher Name kann doch eigentlich nur einer besonderen Stadt gebühren und dann sang Robbie Williams später auch 20161106-myanmar-mandalay-18noch von der Road to Mandalay. Leider ist es keine sonderlich hübsche Stadt, dieses Mandalay, eine recht neu, staubig und ohne echte Attraktionen, aber egal, ich war endlich da. Jedenfalls haben sie einen pagodenübersäten Berg, den wir in großer Hitze erklimmen, breite Straßen, auf denen es sich ganz passabel radeln lässt und ein überfordertes Abwassersystem. Als am Abend ein Wolkenbruch über die Stadt hinwegzieht, steht das Wasser 20 cm hoch in den Straßen. Da hilft nur Schuhe aus und durchwaten – zur Freude der Einheimischen, aber was macht ein hungriger Globonaut nicht alles, um zum leckeren Fisch zu kommen.

Und gar nicht weit entfernt, vor den Toren der Stadt gibt es einen ganz wunderhübschen Ort mit dem ep1010361her profanen Namen U Bein-Brücke, von der ich nicht wusste, dass sie wirklich existiert. Dass das Cover von „Der Glaspalast“ von Amitav Ghosh eine reale Brücke zeigt, die heute noch gut erhalten und zudem die längste Teakbrücke der Welt ist, war mir neu. Ganz ergriffen genieße ich den Sonnenuntergang und beobachte im Gegenlicht das Treiben auf der Brücke. Immer mal wieder gelingt es mir, die Horden von Touristen, die es mir gleich tun, auszublenden. Myanmar ist eindeutig kein Geheimtipp mehr. Aber doch so faszinierend und mit so vielen Eindrücken, dass das hier wirklich nur mal ein allererster und ganz unvollständiger Bericht sein kann.

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Nachschlag

20161104-myanmar-yangon-17Was soll ich sagen?
Aber nein -diese Frage ist natürlich dumm. Denn die Antwort kenne ich.
Die Antwort lautet: Alles richtig gemacht.
Richtig gemacht, die Reise zu unternehmen. Das Jahr unterwegs zu sein, so viel zu erleben und Neues kennenzulernen.
Richtig auch, meine alte Stelle gekündigt zu haben.
Denn das Glück ist mir hold.
Na gut, ein. bisschen was habe ich schon auch dazu beitragen, dass ich nun im Dezember wieder ins Berufsleben einsteigen werde und das mit einer Aufgabe, auf die ich mich sehr freue. Es tat sehr gut, die Resonanz auf meine Bewerbungsbemühungen zu erleben.
Als ich vorletzten Sommer aufbrach, da ging ich zwar davon aus, dass ich wieder einen Job finden würde, aber hätte mir jemand gesagt, was dann auf mich warten würde, hätte ich ihm einfach nicht geglaubt.
Genug geschwärmt -die neue Stelle muss sich ja noch als das bewähren, was sie verspricht zu sein. Aber ich bin sehr zuversichtlich. Eigentlich weiß ich sogar, dass sie eine tolle Weiterentwicklung für mich darstellt.
Immer wieder gibt es Zeiten, da denke ich, das Leben gestaltet sich wie in einem extra für mich geschriebenem Drehbuch.
Dazu gehört auch, dass ich nun noch einen Monat Zeit habe, bevor ich wieder einsteige. Und was macht ein Globonaut mit solch einem geschenkten Monat? Na klar: er geht auf Reisen!
Und so sitze ich gerade im Flieger, der mich zunächst nach Bangkok bring, um zwei Stunden später noch einen kurzen Hüpfer nach Yangon in Myanmar hinzulegen und da dann Julia zu treffen. Für drei Wochen wird die Reise fortgesetzt. Juhuuu!
Alles richtig gemacht 😃.
Ich schwebe auf Wolke 7.
Ach ne – wohl eher 777.
Ist ja ’ne Boeing ✈️ in der ich sitze 😁.

Ich möchte ein Nyonya sein

Penang übt nicht nur auf mich einen p1010078besonderen Reiz aus, sondern zieht schon seit Jahrhunderten die unterschiedlichsten Menschen an. Die East India Company machte es 1786 zum wichtigen Handelsposten, aber schon vorher gab es Zuwanderer aus China, Indien, Burma, Thailand, Sri Lanka und anderen Teilen der Welt. Sie alle wurden hier heimisch, pflegten und pflegen aber ihre Kultur bis zum heutigen Tag. Das bunte und Bollywood-beschallte Little India ist ein Beweis dafür. Aber es gibt auch thailändische und burmesische Tempel, die älteste anglikanische Kirche Südostasiens und eine Vielzahl chinesischer Klanhäuser, von denen das Khoo Kongsi sicherlich das beeindruckendste ist. Die p1010114Angehörigen des Khoo Klans aus Südchina schafften sich hier ihre eigene kleine Welt, mit Wohnhäusern rund um einen Platz, einer Bühne für die chinesische Oper und eben dem Klanhaus als Kernstück, das aus einem prächtigen Tempel und den Versammlungsräumen besteht. Oppulent und stilvoll erfüllt der Bau alle Vorstellungen, die man vom alten China hat und obwohl ich noch nie dort war, behaupte ich jetzt einfach mal, dass er fast prächtiger und authentischer daherkommt als entsprechende Gebäude in China.

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Nicht alle Zuwanderer blieben allerdings unter sich. So mischten sich Chinesen und Malaien und es kam zu einer ganz wunderbaren Kultur, die noch heute in Penang eine große Rolle spielt – den Baba Nyonya. Sie scheinen das Beste von beiden Welten zu vereinen und das zeigt sich besonders in zwei Bereichen: dem Essen und den oppulent ausgestatteten Wohnhäusern.
Für mich ist die Nyonya Küche eine der leckersten der Welt. Wunderbar cremige Currys mit allem, was die malayische Gewürzküche hergibt, sind ganz typisch Nyonya. Bei uns kennt man vielleicht gerade noch Laksa, eine Suppe, die weiter im Süden auf Kokosmilchbasis und hier in Penang p1010019in einer leicht säuerlichen, eher klaren Variante serviert wird, aber Kari Kapitan, Huhn in einem zitronigen Kokossößchen oder meine ganz neue Eroberung Sambal Goreng mit Garnelen sind mindestens genauso lecker. Zum Glück ist mein Vermieter ein absoluter Foodie, er überreicht mir einen um seine Lieblingsrestaurants handschriftlich ergänzten Stadtplan, schreibt mir dazu zwei Zettel mit seinen Lieblingsgerichten und wenn ich dann abends satt und glücklich zurück ins Hotel komme, steht er ein paar Minuten später mit einer warmen Mandelmilch und Keksen als Betthupferl vor der Tür. Und manchmal, wenn er in Backlaune ist, gibt’s gen später dann noch ein Tablett mit Tee und Törtchen. „If you haven’t gained weight you haven’t been to Penang“ sagt der Hänfling grinsend und was ich in Sri Lanka gelassen habe, schleicht sich langsam wieder an.

Die Häuser der Baba Nyonya sind mindestens so p1010036überwältigend wie ihre Küche. Die Cheong Fatt Tze Mansion oder auch Blue Mansion hat es in fast jedes Einrichtungsmagazin der Welt geschafft und auch ich laufe staunend durch das wunderbar restaurierte Gebäude mit p1010029seinen knallblauen Wänden. Heute ist hier ein luxuriöses Hotel untergebracht, aber dreimal am Tag dürfen auch Normalsterbliche im Rahmen einer Führung eine Blick hineinwerfen.

Ganz anders das Konzept der Penang Peranakan Mansion. p1010182Hier hat man ein Nyonya-Wohnhaus so wiederauferstehen lassen, wie es Anfang des 20. Jahrhunderts ausgesehen haben muss. Das Haus ist liebevoll restauriert und mit der ganzen Pracht ausgestattet, mit der sich die Bewohner damals umgeben haben. Es mischen sich traditionelle chinesische Elemente p1010144mit den modernen Errungenschaften der 20er-Jahre: eine Musiktruhe hier, ein Röhrenfernseher da, eine reichgedeckte Tafel im Erdgeschoss, ein schummriger Raum mit Opiumbetten weiter oben. Zwei Stunden wandele ich in der Pracht, kehre immer wieder in Räume zurück, in denen ich bereits war und staune auf’s Neue. Meist hat p1010168
der Handel die Baba Nyonya reich gemacht, aber sie wussten auch, ihren Reichtum für ein schönes Leben zu nutzen. Nach den von der Regierung forcierten Zerstörungen der 80er-Jahre, in denen Penang zu einem zweiten Hongkong oder Singapur werden sollte, hat sich Georgetown auf sein kulturelles Erbe besonnen. Der Weltkulturerbestatus aber auch das Engagement von Privatpersonen haben zum Glück dafür gesorgt, das einige der prachtvollen Gebäude im alten Glanz wieder erstrahlen. Die früheren Nyonya-Residenzen sind ein gutes Beispiel, aber auch die kleinen Häuser, wie die reizende Betel Nut Lodge, in der ich wohne, vermitteln einen wunderbaren Eindruck vom alten Penang. Und so kann ich mich noch ein paar Tage wie ein echter Nyonya fühlen.

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Penang Street Art

Ein kurzer Flug, gerade mal dreieinhalb Stunden, und schon liegt das schöne Sri Lanka hinter und das aufregende Malaysia vor mir. Kurz nach der Landung in Kuala Lumpur am frühen Morgen ist es dann endlich so weit: mein erster Kaffee seit drei Wochen! 14721528_10211032978400017_8970621289117998607_nJetzt nichts gegen die Kräutertees der letzten Tage und ayurvedisch gesehen ist Kaffee ja eher Teufelszeug, aber das ist schon ein ganz besonderer Genuss, auf den ich nicht verzichten will. Auf diese Weise gestärkt trete ich den zweiten Teil der Reise an und lande nach kaum einer Stunde auf dem Flughafen von Penang, einer Insel im Nordwesten Malaysias. Penang heißt zwar die ganze Insel, aber auch die Hauptstadt Georgetown wird meist so genannt und die ist mein Ziel. Die Betel Nut Lodge in der historischen Altstadt ist genau die richtige Wahl – nicht nur, dass sie mich um halb elf morgens schon ins Zimmer lassen, nach ein paar Minuten klopft es und ich bekomme eine Tasse Tee und ein wunderbares Kokostörtchen. Aber besser keine allzu lange p1000987Pause machen, sonst schlafe nur ein und kriege das mit der Zeitverschiebung nicht hin. Beim ersten Gang durch die Straßen bin ich vollkommen überfordert – diese Stadt ist so voller Atmosphäre, man weiß gar nicht, worauf man sich als erstes konzentrieren soll. Die wunderbaren chinesischen Tempel? Die restaurierten historischen Shophouses? Die Garküchen und Märkte? Der bunte Mix aus Chinesen, Indern, Malaien und Europäern? Die Straßenkunst? Ich beschließe, mir jeden Tag ein Thema vorzunehmen, sobald ich mich ein wenig orientiert habe.

Es ist heiß in den Straßen von Penang, obwohl das Meer so nah ist. Aber keine laue Brise wie in Sri Lanka sorgt für Abkühlung, sondern die Sonne brennt herunter und nach anderthalb Stunden habe ich erst mal genug – übernächtigt und durchgeschwitzt frage ich an einer Bushaltestelle, welcher Bus zur großen Shopping Mall fährt und fünf Minuten später werde ich klimaanlagengekühlt Richtung Einkaufszentrum chauffiert. Ich brauche dringend einen Schuhladen, nachdem sich Hannahs Hund in Sri Lanka über meine Sandale hergemacht hat als wir beim Tee saßen. Und so erstehe ich in Malaysia die ersten Birkenstocks meines Lebens und kann nach drei Tagen sagen, dass sie der erste richtige Durchbruch in Sachen Achillessehnen und Plantar Fasciitis zu sein scheinen. Damit würde sich dann einer der Wünsche, die ich in Sri Lanka gelassen habe, der Erfüllung nähern, aber ich will mich nicht zu früh freuen.

p1000932Nach einer langen erholsamen Nacht finde ich aber auch an Tag 2 in Penang noch kein echtes System, mit all den Attraktionen der Stadt umzugehen. Ich besuche das altehrwürdige Eastern and Oriental Hotel, weil ich ja so ein Fan von Kolonialhotels bin, schaue mich auf dem Friedhof von Penang um, dessen Gräber von dem harten und meist kurzen Leben der europäischen Siedler zeugen, laufe vorbei an Art Deco-Gebäuden, genieße leckere Curry-Nudeln an einem der vielen Straßenstände, fühle mich in Little India p1000951wie in Delhi, stehe fasziniert vor einer chinesischen Apotheke und bummle an der großen Moschee vorbei. Die Altstadt von Georgetown ist seit 2008 Weltkulturerbe und an kaum einem anderen Ort passt es so gut wie hier: so viele Weltkulturen sind hier vertreten oder haben ihre Spuren hinterlassen.

Relativ neu hinzugekommen ist die Street Art, für die Penang aber mittlerweile recht berühmt ist. Lebensechte Malereien an den alten Hauswänden, in die häufig ein realer Gegenstand eingebunden ist, sei es ein Fahrrad, ein Hausdach oder eine Schaukel. Die Stadt fördert diese Art der Kunst und vor allem die asiatischen Touristen sind ganz wild darauf, sich hier zu photographieren. Also lege ich heute das Augenmerk auf diese Wandgemälde. Oder vielleicht doch auf die chinesischen Tempel? Oder diesen schönen indischen? Oder wie wär’s mit dem gemütlichen Café dort an der Ecke? Das Hawkercenter gegenüber? Aah, so much to do in Penang…

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Ausgeölt

p1000918Ultraentspannt verbringe ich meinen letzten Tag im schönen Sri Lanka ölfrei im und am schönen Pool. Mein Flug ist auf abends verschoben worden, eigentlich ganz angenehm, das wird zwar eine kurze Nacht, aber ich bin ja erholt und freue mich schon auf Penang in Malaysia. Eine Woche dort und dann steht eine erneute Globonauten-Reunion an!

 

p1000902Die drei Wochen Ayurveda im Lawrence Hill Paradise  haben einfach nur gut getan, körperlich wie seelisch. Fünf Kilo sind auf der Strecke geblieben, große Gelassenheit ist bei mir eingekehrt und ich fühle mich um einige Jahre verjüngt. Die Massagen waren großartig, Yoga mit Blick auf’s Meer genauso, ich bin ein großer Meditationsfan geworden und habe wunderbare Menschen kennengelernt.

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Und nu sind sie fast in Balance

 

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Hier werden die Doshas ertastet

 

 

 

 

 

 

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Jeden Morgen Yoga mit Blick aufs Meer
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Immer begleitet von dieser Taube: eine alte Seele

Ich hoffe sehr, mir einiges aus dieser Zeit erhalten zu können. Jedenfalls fühle ich mich gestärkt für weitere asiatische Abenteuer und freue mich mehr denn je auf die kommenden Monate. In Sri Lanka lasse ich meine Wünsche für die Zukunft – wohl verpackt hängen sie in einem Gartenbungalow und werden am Ende der Saison in den Tempel gebracht. „It works“ sagt mir die Ärztin am letzten Tag. Ich bin gespannt…

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Küchenkräuter und Kräuterküche

p1000878Am Sonntag ist Markttag in Hikkaduwa. Die sonst verwaiste Straße neben den Gleisen gegenüber dem Bahnhof verwandelt sich in ein Meer aus Gemüse, Obst und vor allem Kräutern. Ein sehr authentischer Markt, der kaum touristisch beeinflusst zu sein scheint.

p1000733Andreas und ich schwingen uns am frühen Morgen in ein Tuktuk und fahren mit Srilal, dem Gästebetreuer aus unserem Hotel, das kurze Stück bis zum Markt. Der Fahrer lässt uns kurz hinter den Gleisen raus und wir tauchen ein in das Lebensmittelparadies. Für die ersten 50 Meter brauchen wir fast p1000761eine halbe Stunde – an jedem Stand gibt es etwas zu erzählen, zu bestaunen oder zu probieren. Viele der Obstsorten habe ich noch nie gesehen – Wood Apples, die frisch nicht sonderlich gut schmecken, als Saft mit Zucker, Milch und Limette allerdings köstlich. Kleine gelbe Beeren, die ein wenig wie Stachelbeeren aussehen und laut Srilal während des Kauens ihren Geschmack mehrmals ändern, von sauer zu bitter über süß. Bei mir bleiben sie allerdings im Anfangsstadium stecken. Jedes Kraut, jedes p1000739Gemüse, jede Frucht hat eine Wirkung und Srilal kennt sie alle. Der Wood-Apple-Saft macht schlank, die kleinen kleeartigen Blätter schlau und die grüne Wurzel stärkt die Manneskraft. Das Sträßlein mit den Ständen macht einen Knick nach rechts und es wird laut: wir stehen vor der eigentlichen Markthalle, eigentlich eher eine Ansammlung blauer Betonpfeiler, über die bunte Planen gespannt sind. Zwischen Bergen von Zwiebeln sitzen die Verkäufer und überbieten sich gegenseitig mit Sonderangeboten. Es wird gebrülltp1000828 was das Zeug hält, aber die Käufer scheinen sich trotzdem recht gleichmäßig über die vielen Stände zu verteilen. Weiter drinnen wird es immer grüner: Berge frischer Kräuter! An einer Ecke scharen sich die Bananenverkäufer, an einer anderen wird getrockneter Fisch angeboten, neben einem Riesenhaufen länglicher Ananas türmen sich die Papayas. Was für eine Pracht! Und was für Menschen! Ich kann mich kaum losreißen, aber die Massagen rufen und ich beschließe, am nächsten Sonntag nochmals etwas früher wiederzukommen.

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Amp1000771 Nachmittag bekommen wir dann einen Eindruck, was mit den vielen unterschiedlichen Kräutern und Wurzeln passieren kann – unsere ayurvedische Ärztin gibt uns einen Einblick in die hoteleigene Kräuterküche. Hier wird alles selber gemacht – in zwei eingemauerten Kesseln werden die Öle für die Massagen gekocht, in einem großen p1000770Apothekerschrank lagern die unterschiedlichen Zutaten in getrockneter Form, auf dem Feuer brodeln verschiedene Kräutersude und daneben werden Pillen gedreht. So gut wie alles, was wir zu den Mahlzeiten an Tabletten und Säften schlucken und was bei den Massagen über uns ausgegossen wird, produzieren die Medizinmänner in dieser Küche. Ab sofort genieße ich die Massagen noch ein bisschen mehr und selbst die bittere Abkochung, die ich nachmittags und morgens trinke, verliert etwas von ihrem Schrecken.

Da köchelt mein Frühstücksdrink
Da köchelt mein Frühstücksdrink

p1000809Aber der Markt hat mich noch nicht losgelassen und so starte ich am folgenden Sonntag schon früh allein und zu Fuß. Die Händler sind noch am Aufbauen, hagere Gestalten schleppen riesige Säcke mit Gemüse durch die Gassen der Markthalle, noch wird nicht gebrüllt, obwohl die ersten Käuferinnen schon mit prall gefüllten Einkaufstaschen von dannen ziehen. Schade, dass es hier keinen Teestand oder ähnliches gibt, ich p1000824würde mich am liebsten ein Stündchen mitten auf den Markt setzen und die Menschen beobachten. Ich drehe ein paar Runden und mache mich dann auf den Rückweg. Kurz hinter den Schienen kommen mir Srilal und Andreas entgegen. Sie winken und Srilal ruft „Warst Du schon auf dem Fischmarkt?“. Nein, war ich nicht, und obwohl sie beide gerade von dort p1000868kommen, drehen sie um und wir gehen gemeinsam zu dem kleinen Hafen nur ein paar Meter weiter. Am Kai vor den bunten Booten präsentieren die Fischer ihre Beute: Barrakudas, von denen einer später in Andreas‘ Einkaufstüte landet, Haie, die noch ihre Beute im Maul tragen, ein großer Haufen Oktopusse, Fische mit wie empört aufgerissenen Augen, die gleich an Ort und Stelle ausgenommen und in Stücke gehackt werden. Ein ziemlich blutiges und eindrückliches Erlebnis, dieser kleine Fischmarkt.

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Was vom Fische übrig blieb

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Essen und Lebensmittel bedeuten in Sri Lanka p1000749nicht nur Nahrungsaufnahme, alles hat eine Wirkung und die will gut ausbalanciert sein. Insofern ist Ayurveda hier besonders gut angesiedelt und scheint einen festen Platz im Alltagsleben zu haben. Srilal erzählt ganz selbstverständlich, dass die großen Ferien für die Kinder erstmal mit einer guten Darmreinigung beginnen. Als wir uns darüber unterhalten, welche Tiere in Sri Lanka gegessen werden und ich ängstlich frage, ob denn auch Affen darunter seien, beruhigt er mich „Nein, aber sie sind gut für die Augen.“ Uuuh….

Langsam geht meine Zeit hier zu Ende. Tiefenentspannt, grundgereinigt und um einige Kilos leichter werde ich Sri Lanka vermissen. Doch die Aussicht auf das phantastische Essen im malayischen Penang, das ein oder andere Shopping Center und den ersten Kaffee nach drei Wochen wird mir den Abschied ein bisschen versüßen…

Stadt, Land, Meer

Bevor ich die nächsten Tage abtauche in die Ölfluten des Shirodhara, des Stirnölgusses mit allerlei wundersamen Nebenwirkungen, nutze ich den fettfreien Abend, um von den schönen Ausflügen der letzten Tage zu berichten.

p1000597Hikkaduwa selber bietet wenig – bis auf Strand und Meer natürlich, denen die Hauptstraße leider gefährlich nah gekommen ist. Der ursprüngliche Traumstrand wurde mit Hotels und Restaurants zugebaut, hinter denen die stark befahrene Straße verläuft. Und parallel zu dieser befindet sich die Zugtrasse.
Auf unserer Fahrt Richtung Norden halten wir kurz am Tsunami-Denkmal in Peraliya, nur einige Minuten von Hikkaduwa entfernt. Über 1000 Menschen, vermutet werden sogar bis zu 1700, starben, als der Zug am 26.12.2004 von der Welle erfasst wurde. Mit Schaudern denke ich an diesen 2. Weihnachtsfeiertag zurück, als die ersten Meldungen von 500 Toten sprachen und die Zahlen sich stündlich vervielfachten.

p1000601Wir sind zu viert und fahren zum „Brief Garden“, dem einstigen Wohnsitz von Bevis Bawa, Major und Landschaftsarchitekt, der sich im dörflichen Beruwala ab 1929 ein kleines Paradies erschaffen hat. Ein verwunschener tropischer Garten, in dem p1000603es viel zu entdecken gibt – versteckte kleine Lichtungen, verschlungene Pfade, hier ein Teich, dort eine Treppe Richtung Haus. Und dieses ist die eigentliche Attraktion – ausgestattet mit antiken Möbeln und häufig homoerotischen Kunstwerken, luftig mit wunderbaren Blicken in den Garten, im Flur Photographien aus der Zeit, als Mr. Bawa und seine prominenten Gäste, u.a. Lawrence Olivier und Vivien Leigh, hier viel Spaß hatten. Wir lassen uns durch die Räume und das Outdoor-Badezimmer führen und der leicht morbide Charme schafft eine ganz besondere Stimmung.

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p1000650Auf dem Rückweg halten wir an einer Schildkrötenfarm, in die wir dank eines Bekannten unserer Mitreisenden nach einem kühlen Ingwerbier einen Blick werfen dürfen. Ich war ja erst etwas skeptisch, aber die Anlage dient dazu, Schildkröteneier vor dem Zugriff illegaler Händler zu retten, auszubrüten und die kleinen Paddler p1000638dann ins Meer zu entlassen. Ich erliege dem Charme einer Mini-Schildkröte, die gar nicht mehr von meiner Hand runter will, und so gern hätte ich sie mitgenommen… Auch verletzte und deformierte Schildkröten werden hier kuriert oder beherbergt und meine Vorurteile sind rasch beseitigt. Ein schöner Nachmittag mit ungewöhnlichem Programm.

p1000693Ein paar Tage später geht es in die Altstadt von Galle innerhalb des im siebzehnten Jahrhundert errichteten Forts. Die meisten der historischen Häuser sind renoviert, stylische Läden und Hotels finden sich an allen Ecken und wir frönen unseren Shopping-Gelüsten. Standhaft widerstehen wir den Kaffeebars p1000682und Eisverkäufern und bummeln auf der Fortmauer Richtung Leuchtturm. Ein Schlangenbeschwörer versetzt eine sri lankische Schulklasse in Aufregung und unten im Meer findet der Schwimmunterricht statt – Galle ist p1000685noch nicht komplett in touristischer Hand. Ein Abstecher an den Strand von Unawatuna gibt mir die Gelegenheit, mich zum ersten Mal ins wilde Meer zu stürzen und die Abendstimmung an der Peace Pagode – der Sonnenuntergang fällt wolkenbedingt aus – macht auch diesen Tag zu einem sehr schönen Erlebnis.

 

Danke an Rolf, Karin, Ellen, Andreas, Alex und Manuel für die zwei schönen Nachmittage!

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Ganz schön schmierig

p1000714Seit anderthalb Wochen bin ich in Sri Lanka und seither wurden mindestens 10 Liter Öl über mir ausgegossen. In Hikkaduwa an der Südwestküste Sri Lankas lasse ich meine Doshas ins p1000715Gleichgewicht bringen. Und da werden keine halben Sachen gemacht: der Tag beginnt morgens um sieben mit einer ziemlich bitteren Kräuterabkochung, dann Yoga mit sensationellem Blick über die Küste, es folgt ein ayurvedisches Frühstück bestehend aus einem kleinen Kräuterschnaps, grüner Suppe, Tee und einigen Kräuterpillen.

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Medikamente für Frau Julia

Der Vormittag gehört dem angenehmsten Teil: den Massagen und Anwendungen. Im Halbstundentakt werden der Rücken, die Füße, der Kopf speziell und der ganze Körper allgemein geölt, gewalkt und mit heißen Kräuterstempeln bearbeitet. Die Öle kommen aus der hoteleigenen Kräuterküche und sind nicht unbedingt mit den Wellness-Essenzen deutscher Spas vergleichbar. Die Düfte erinnern an Bertie Botts Bohnen aller

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Where the magic happens

Geschmacksrichtungen: mal angenehm mandelig oder frisch-minzig, aber es sind auch durchaus Gorgonzola und Maggi im Angebot. Das Mittagsbuffet ist reichhaltig und gibt alles her, was die sri lankische Küche so an Geschmacksexplosionen zu bieten hat und das sind einige. Den Nachmittag verbringt man faul p1000707und versucht sich zu entölen, aber meine Haare sehen trotzdem aus, als wäre nur Samstag Badetag. Um 18 Uhr wird meditiert, danach Abendessen und um spätestens 21 Uhr liege ich im Bett. Der Erfolg des ganzen nach nur einer Woche ist durchaus spürbar: seidige Haut, wohlige Entspanntheit und drei Kilo weniger.

img_0604In den ersten anderthalb Wochen habe ich großes Glück mit meinen Mitkurenden, lauter nette und interessante Menschen. Von der Besitzerin feiner Koch- und Dekoläden über eine Biologin mit Comic-Ambitionen bis hin zum Tatortregisseur ist alles dabei. Recht berlin- und ostlastig, denke ich, bis mir die beiden breit sächselnden Chemnitzer erzählen, dass sie seit mehr als zwanzig Jahren in Metzingen leben.

Ein großer tropischer Garten beherbergt nicht nur viele Pflanzen, die zu Medikamenten verarbeitet werden, sondern auch exotische
Tiere: die Warane und Flughunde bekam ich noch nicht vor die Linse, dafür aber Affen, die regelmäßig über die Bäume turnen.

Trotz aller genüsslichen Faulheit: auch die Umgebung von Hikkaduwa habe ich schon etwas erkundet. Aber davon ein andermal. Meine Finger glitschen einfach ständig von der Tastatur…p1000672

Brüssel -das war knapp!

20161001-belgien-bruessel-12Das war knapp! Mann oh Mann!
Aber der Reihe nach…

Freitag Nachmittag starte ich und hole mir meinen Mietwagen, einen Fiat 500, um zum Globonaten Reunion Festival in Brüssel zu starten. Tolle Idee, sich ausgerechnet am verlängerte Wochenende mit vielen anderen auf die Straße zu schmeißen 👎. Und so brauche ich schon nach Landau mehr als zweieinhalb Stunden, also fast doppelt so lange wie unter normalen Umständen. Doch dann fließt der Verkehr und so komme ich gegen halb neun abends am Parkhaus nahe dem gebuchten B&B an. Das hat ganz gut funktioniert. Doch dann, nur dreihundert Meter von der Unterkunft entfernt, ist der Akku meines iPhones am Ende und ich stehe ohne Plan auf der Straße. Wohin? Keine Ahnung! So ein Mist! Ich bin abhängig von der Technik 😳. Also mitten auf der Straße kurz einen Schub Strom vom Notebook in das Handy gestoßen, unterstütz von Flucherei. Dann, endlich, ein Lebenszeichen vom Telefon. Ich bin gerettet! Das Ziel in wenigen Minuten erreicht!
20161003-belgien-bruessel-53Ein freudiges Wiedersehen und dann erst mal los zum Großen Platz. Eine wahre Pracht, die erleuchteten Häuser mit ihren goldfarbenen Elementen und den Steinmetzarbeiten.
Doch der Hunger treibt uns weiter und so landen wir in einem der vielen Restaurants in den Fressgassen rund um den Platz. Muscheln mit Pommes und ein Bier, so dass wir gleich ein typisch belgisches Gericht zu einigermaßen erschwinglichem Preis in dieser doch sehr teuren Stadt zu uns nehmen.
20161001-belgien-bruessel-30Das B&B liegt absolut zentral und mitten im Schwulenviertel -die fast reine Männergesellschaft steht in Trauben vor den Bars. Freitagabend ist die Hölle los und so schlendern wir noch ein wenig durch die Gassen der Altstadt, bevor wir dann, doch sehr müde, ins Bett fallen.
Tags drauf erkunden wir die Stadt bei ständig wechselndem Wetter. Immer wieder haben wir Glück und der starke Regen fällt gerade dann, wenn wir irgendwo gerade drinnen im Trockenen sind. Auch in Brüssel sehen wir, wie man auch in einer gut durch den Krieg gekommenen Stadt, hässliche Gebäude bauen kann. Aber schön und eine Reise wert ist es in jedem Fall. Wir lassen uns wieder einmal treiben und auch hier wartet um jede Ecke eine neue Attraktion auf uns. Wir freuen uns, uns nach einem Monat wieder zu sehen und ein paar Tage die Reise wieder gemeinsam fortführen zu können.

20161002-belgien-gent-02Am Sonntag machen wir Abstecher nach Gent und Brügge, zwei ebenfalls sehr schöne Städte. Natürlich überall deutsche Touristen, die wie wir durch die geöffneten Läden schlendern. Irgend ein Ereignis findet offenbar belgienweit statt und so ist gut für Unterhaltung gesorgt. Julia hat offenbar als Mitbringsel ein paar Dudelsackbläser aus Schottland nach Gent 20161002-belgien-gent-07mitgebracht. Auch Falkner mit ihren schönen Vögeln posieren auf einem der Plätze der Stadt und scharen Neugierige Beobachter um sich.

Die Zeit verfliegt wieder einmal sehr schnell, zu schnell, und so naht auch schon bald wieder der Abschied.
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Julia fliegt am Dienstagmorgen nach Sri Lanka und hat einen sehr langen Tag vor sich, der sie zunächst einmal nach Doha für einen mehrstündigen Zwischenstop führen wird. Natürlich fahre ich sie mit dem Fiat zum Flughafen. Wir stehen sehr früh auf und alles läuft zunächst nach Plan. Wir holen das Auto aus dem Parkhaus und lassen uns von Google Maps durch die Stadt leiten. Doch hat natürlich auch schon der Berufsverkehr eingesetzt und die Straßen werden immer voller. Wir werden durch zahlreiche rote Ampeln ausgebremst und landen in einer verstopften Straße nach der anderen.

20161003-belgien-bruegge-09Am schlimmsten ist jedoch, dass Google uns im Stich lässt. Es gibt in Brüssel sehr viele Straßen, die immer wieder durch Tunnel führen. Parallel zu ihnen führen auch immer wieder oberirdische Straßen, die wohl dazu dienen, von den Schnellstraßen abzufahren und so in die angesteuerten Stadtviertel zu gelangen. Doch Google Maps macht uns nicht klar, ob wir unten oder oben fahren sollen und dazu kommt noch die ungenaue Ortung meines Handys.
Wir irren immer schlimmer in der Stadt umher, landen in kleinen Seitenstraßen und verlieren komplett die Orientierung. Ständig wird die Route neu berechnet, ständig stehen wir in einer neuen Blechlawine. Panik steigt auf und als wir schließlich auf einer großen Straße direkt vor den Gebäuden der Europäischen Union beim Schumann Platz die endlose Schlange vor uns sehen, fahre ich einfach rechts in eine Seitenstraße direkt bei der Europäischen Kommission, in der gerade die Afghanistan Runde tagt, und parke das Auto. Wir rennen zu einem Taxistand den wir eben passierten, können jedoch noch zuvor eine Taxe anhalten. „To the airport!“ rufen wir dem Fahrer zu. Julia springt in den Wagen, ich befördere den Koffer in das Heck und steige schnell ein. Der Taxifahrer kämpft sich sicher durch die wartenden Autos und biegt von dieser Horrorstraße ab. Er kennt kein Pardon und fährt 20161001-belgien-bruessel-39schnell an allen Schlangen vorbei. Er überholt auf den Autobahnen zügig links alle an den Ausfahrten geduldig Wartenden und drängt sich ohne Nachsicht im letzten Meter auf die Abbiegespuren. Ein Stau folgt auf den nächsten aber mit unserem gnadenlosen Chauffeur haben wir das große Los gezogen. Wir erreichen endlich den Flughafen, den wir laut Google in nur 20 Minuten von unserem Hotel aus hätten erreichen sollen. -Absolut utopisch, wie wir nun feststellen mussten.
Tja, und wie gnaden- oder skrupellos unser Taxifahrer war, das mussten wir nun auch feststellen. Kurz vor dem Ziel stellte er den Taxameter ab. Der Fahrpreis wäre wohl so bei 25 Euro gewesen, doch machte er eine ganz andere Rechnung auf: 45 Euro, so seine Kalkulation!
Keine Zeit für Verhandlungen und so entrichtete ich den Lohn -oder eher das Lehrgeld- mit dem Fazit, dass wir es ohne seine Kaltblütigkeit nie und nimmer rechtzeitig geschafft hätten.

Wir rennen in den nach dem Anschlag stark gesicherten Flughafen und werden von einem Soldaten ermahnt, nicht so zu rennen. Vermutlich müssen wir froh sein, dass er nicht gleich geschossen hat. Am Abfertigungsschalter gibt es mittlerweile keine anderen Fluggäste mehr, so dass wir sofort an der Reihe sind -eine Stunde vor dem Abflug. Geschafft! Und natürlich ist für den Abschied nur noch kurze Zeit. Aber ein wenig nehmen wir uns doch. Julia entschwindet im abgesperrten Bereich und solange noch Sichtkontakt besteht winken wir uns zu. Dann ist sie weg. Gute Reise Julia!

20161001-belgien-bruessel-05So, jetzt ist da nur noch das Problem des Zurückkommens. Erst einmal muss ich nach der Plünderung einen Geldautomaten finden und mich wieder liquide machen. Dann in die Katakomben des Flughafens hinabgestiegen, ein Zugticket erstanden und in nur 15 Minuten Fahrzeit bringt mich der Zug zum Schumann Platz. Ich rechne fest damit, dass mein Auto in dieser hochsensiblen Gegend inmitten des Europaviertels abgeschleppt wurde. Die Terrorangst war schließlich in Form von hochbewaffneten Soldaten in der Stadt in den vergangenen Tagen immer wieder gegenwärtig gewesen. Also taste ich mich vorsichtig zu der Stelle, an der ich geparkt hatte. Überall stehen Teilnehmer der Afghanistan-Konferenz auf den Straßen der Europäischen Kommission. Doch dann erblicke ich den kleinen Fiat! Noch nicht einmal ein Strafzettel hängt an der Windschutzscheibe! Bin ich froh.

So schnell es geht starte ich den Wagen und fahre durch die nun wieder freien Straßen in Richtung Autobahn und über Luxemburg weiter nach Deutschland.

20161001-belgien-bruessel-32Irgendwann wird mir klar, dass ich wohl noch tanken muss. Doch kalkuliere ich, dass es bis zur deutschen Grenze bei Schengen noch reichen würde. Dann würde ich die erste Tankstelle ansteuern. Der Sprit reichte auch, doch hatte ich nicht damit gerechnet, dass der deutsche Straßenbau eine Vollsperrung der Autobahn für mich bereithielt und so wurde ich mit Überschreiten der Grenze durch die saarländische Provinz über eine tankstellenfreie Umleitung gelenkt. Das Auto meldete schon längst, dass es Kraftstoff haben möchte und der Bordcomputer weigerte sich dann, weiter anzuzeigen, wie viele Kilometer er mir noch geben würde. Er forderte mich unmissverständlich auf, zu tanken. Nur wo? Schließlich endete die Umleitung und ich befand mich wieder auf der Autobahn. Ausfahrten wiesen ausschließlich auf Industriegebiete hin und eine Tankstelle war nirgends zu sehen. Schließlich, als auch das letzte Leuchtsegment der Tankanzeige erloschen war, fuhr ich irgendwo ab und folgte den mir plötzlich entgegenkommenden Hinweisschildern auf ein Einkaufszentrum. Einkaufszentrum! Da hat es doch bestimmt eine Tankstelle! Ich kurvte durch die verlassenen Straßen eines öden Vororts von Saarbrücken und stand dann endlich davor. Vor einem popligen Supermarkt a la Tengelmann! Das war das Einkaufszentrum… Ich suchte im Internet nach de nächsten Zapfsäule -sie wurde mir in 2,5 km Entfernung angezeigt. Ich fürchtete schon, der Wagen würde nun vielleicht gar nicht mehr anspringen, doch er tat es. Mit den letzten Tropfen im Tank erreichte ich die Tankstelle.

Genug Spannung für einen Tag!

Last Minute

Jetzt war ich einen ganzen Monat in Edinburgh, die Stadt ist überschaubar, das Wetter war meist gut – und doch habe ich drei Attraktionen erst auf den letzten Drücker besucht. Und ich bin froh, dass ich es getan habe, denn es sind echte Highlights.

p1000398Da wäre erstmal die National Portrait Gallery, an der ich fast jeden Tag auf dem Weg in die Innenstadt vorbei gefahren bin. Ein imposanter Sandsteinbau und das erste Gebäude weltweit, das für seinen Zweck gebaut wurde: nämlich die p1000414Gesichter berühmter und weniger berühmter Schottinnen und Schotten darzustellen. Eigentlich ist der Bau selber schon eine Attraktion für sich: die große Eingangshalle, die sich über drei Etagen erstreckt mit kunstvollen Verzierungen und einem Sternenhimmel, die Treppenhäuser und die Ausstellungssäle. Aber natürlich sollen die Hauptdarsteller die Portraits sein: Königinnen und Könige vergangener Zeiten, schottische Nationalhelden, doch auch Alltagsszenen mit ganz normalen Menschen, Gemälde, Skulpturen und Photographien, alles dabei. Sehr empfehlenswert bis hin zu dem freundlichen Café im Erdgeschoss mit leckerem Kuchen. p1000402

Meinen allerletzten Tag in Edinburgh habe ich mit p1000450einem kurzen Ausflug ans Meer begonnen. Superwahl, seit einigen Tagen windet es ziemlich und als ich an der Promenade des Firth of Forth ankomme, stürmt es gewaltig, dazu immer wieder Regen und auch mal Sonnenschein, aber so optimal inszeniert, dass mich ein wunderbarer Abschiedsregenbogen erwartet. Das Wasser ist extrem aufgewühlt, ich bin ziemlich schnell ziemlich nass, mit dem Wind zu fahren ist eine p1000459-1Freude, in die andere Richtung eher weniger, aber mein Fahrrad ist sturmtauglich. Oh das Gute, morgen früh muss ich mich von ihm trennen. Ein schöner Ausflug, aber auf Dauer ganz schön kühl und dreckig, Schutzbleche hat mein Drahtesel nämlich nicht. Nach anderthalb Stunden gebe ich auf, heute ist auch meine letzte Yogastunde, also ab zurück. Außer Atem und ganz schön durchgepustet schwitze ich kurz darauf auf der Yogamatte, p1000437hatte Yogalehrer John die Mittagsstunde nicht als „very relaxing“ angekündigt? Ich werde alt… Beim Abschied erzählt er mir, dass er sechs Jahre lang Mitglied der britischen Ski-Nationalmannschaft war. Ich wusste gar nicht, dass sie so was haben, den einzigen Briten auf Skiern, den ich je wahrgenommen habe, war Eddie the Eagle. Aber wer kann schon von sich sagen, von einem Skiprofi in die Geheimnisse der Königstaube eingewiesen worden zu sein.

Als alte Royalistin (nein…. Ich trau mich maximal p1000465beim Friseur, die entsprechende Fachliteratur zu studieren) habe ich mir den Holyrood-Palast der Queen für den allerletzten Nachmittag aufgehoben. Die Queen weilt im Sommer eines jeden Jahres in Edinburgh und das Schloss ist dann ihre Residenz. Wenn sie nicht da ist, und das p1000470ist meistens der Fall, kann man das Castle besichtigen. Und das ist nicht nur wegen der Queen absolut sehenswert. In den Räumen ist das Photographieren leider verboten, sie sind prunkvoll und beeindruckend, aber das ganz besondere ist, dass hier seit Jahrhunderten britische Geschichte geschrieben wird. Mary Queen of Scots hat hier gelebt, Bonnie Price Charlie und ja, ich gebe es zu, ich finde es sehr ergreifend, knapp hinter dem Stuhl zu stehen, auf dem die Queen bei den Festdinners Platz nimmt, den Raum zu betreten, in dem Sean Connery oder Gordon Ramsay zu Rittern geschlagen wurden oder die Queen den Papst empfing. Ich war halt auch lang nicht mehr beim Friseur…

p1080871Und zu guter Letzt besuche ich noch das schottische Parlament. Liegt auch nahe, nämlich genau auf der anderen Straßenseite, direkt gegenüber vom Palast und so doch eigentlich fast eine Provokation. Jetzt muss die arme Queen bei ihren Besuchen immer auf die Unabhängigkeitsbestrebungen ihrer schottischen Untertanen blicken und wer weiß, vielleicht p1000501residiert hier auch demnächst nicht nur ein(e) First Minister sondern ein echter Premierminister. Es gibt diverse Führungen durch den modernen Bau, aber ich bin langsam müde und hungrig und werfe deswegen nur einen Blick in den Parlamentssaal. Es ist nach fünf, die Abgeordneten schon weg und dann mach ich mich doch auch mal auf den Rückweg.

Tschüß, liebes Edinburgh, es war schön! Ich kann jetzt verstehen, warum Deine Einwohner gerne hier leben, die Stadt, das Meer, die Parks… Aber ganz langsam wird es eindeutig zu kalt hier, der Wind macht ein paar Tage Spaß, nur wenn das jetzt den ganzen Herbst und Winter so weiter geht, suche ich mir lieber ein wärmeres Fleckchen.