Verwaist

20160525-Costa-Rica-La-Fortuna-47Gestern hat der dritte Globonaut seine Karriere vorerst beendet. Jonathan ist nach Hause geflogen und wir fühlen uns ein bisschen verwaist. Aber: wir sind wieder Herr und Herrin (uh, er hat uns gegendert…) des Autoradios und die Zeit von Finnish Folk Metal und Alligatoah (an dem Eric durchaus Gefallen gefunden hat) ist vorbei 🙂

20160525-Costa-Rica-La-Fortuna-68Leicht wurde ihm der Abflug nicht gemacht. Gemütlich wird alles, hatten wir gedacht, spät aufstehen, frühstücken und dann irgendwann zum Flughafen, so früh, dass dort noch viel Zeit für einen letzten gemeinsamen Smoothie bleibt. Am Morgen werden wir aus dem Bett geklopft: wenn wir unser Auto heute noch bewegen möchten, dann bitte jetzt. In ein paar Minuten würden sie nämlich anfangen, die einzige Zufahrt zu unserer „residential area“ aufzubaggern, um neue Rohre zu verlegen. Eric parkt den Wagen also draußen in der echten Welt. Schon übel hier, aus Angst vor Kriminalität und wohl auch, um die Realität ein wenig auszublenden, entstehen immer mehr dieser Wohngebiete. Versteckt hinter hohen Mauern tuen sich kleine Oasen im Großstadtdschungel auf, mit saftigem Grün, schicken Häusern und Gemeinschaftspool. Die ärmere Bevölkerung muss draußen bleiben. Gruselig…

20160519-Costa-Rica-Corcovado-25Gegen halb 11 brechen wir dann zum Flughafen auf, der ist zwar gleich um die Ecke, aber wegen bereits erwähnter Baustelle fahren wir einen Riesenbogen, den unser Chefnavigator Jonathan souverän meistert. Uh, ab jetzt muss ich wieder ran. Wir finden sofort einen Parkplatz direkt vor dem Abflugbereich, jetzt können wir ganz entspannt sein. Haste gedacht. Schon vom Parkplatz aus sehen wir eine Riesenschlange, die sich aus dem Flughafengebäude den ganzen Gehweg davor entlang gebildet hat und immer länger wird. Sind es meine ostdeutschen Gene, die mich sofort hinsprinten lassen, um mich noch vor einer Gruppe von Amerikanern einzureihen? Eric und Jonathan erkunden dann erst mal die Lage und checken ein. Als ich mich schon fast im Flughafengebäude befinde, kommt Eric „Sie haben ihn überzeugt, schon die 12:25 Uhr-Maschine zu nehmen“. Aha, geplant war 20160512-Costa-Rica-Rincon-Vieja-0714:00 Uhr, wie das jetzt? Und überhaupt, es ist viertel vor 12 und vor dem Sicherheitscheck stapeln sich die Menschen. Und unser gemütlicher Abschiedsdrink? Jonathan kommt und kocht. Früher hier los heißt zwar ganz sicher den Anschluss in Panama bekommen, aber auch deutlich mehr Zeit auf dem dortigen Flughafen verbringen, der wohl, vorsichtig formuliert, nicht so der Hit ist. Und eigentlich läuft das Boarding schon und wir stehen immer noch brav an. Die Flughafenmitarbeiter sind costa-ricanisch gelassen, sie holen uns schon aus der Schlange, wenn’s eng wird. Das ist dann fünf Minuten später wohl der Fall, nach einigem Hin und Her und einem überstürzten Abschied verschwindet Jonathan in der Express Line. Wir sehen ihn noch eine ganze Weile anstehen und dann kommt die Nachricht: „Bin im Flugzeug“. Na gut, dann können wir ja los.

Die Karibikküste ist unser Ziel und wie immer in Costa Rica brauchen wir fast doppelt so lang wie gedacht. Wir schlängeln uns ewig über Gebirgsstraßen und kleben hinter dicken Trucks fest. Es wird schon dämmrig, als wir endlich Limon erreichen, dessen großer Hafen wohl vor allem dem Transport von Bananen in die ganze Welt dient. Über viele Kilometer hinweg erstrecken sich die Plantagen von Dole und DelMonte, ganze Siedlungen gehören dazu und riesige Containerlager. Irgendwann kommen wir dann doch an und beziehen einen netten kleinen Bungalow in Puerto Viejo, kurz vor der Grenze zu Panama. Hier machen wir jetzt erst mal Urlaub. Der dritte Globonaut hat uns gefordert….

Schön war’s mit Dir, Jonathan! Wir haben viel gelacht und uns gut unterhalten. Viel Glück für alles, was in nächster Zeit bei Dir ansteht!20160521-Costa-Rica-Drake-Bay-13

Abenteuer und süße Tierbilder

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Süßes Tierbild

Es wird schwierig. Da hat jemand Maßstäbe gesetzt. Unser Gastblogger Jonathan hat dafür gesorgt, dass die Zugriffszahlen heftig in die Höhe geschnellt sind. Das freut mich zwar als stolze Patentante natürlich ungemein, aber den gestiegenen Erwartungen muss ich irgendwie gerecht werden. Dann versuch ich’s doch mal mit süßen Tierbildern und ein bisschen Abenteuer.

Die Halbinsel Osa im Südwesten Costa Ricas ist ziemlich abgelegen. Und ganz besonders abgelegen ist die Drake Bay. Erst nach dem Buchen unseres Hotels lese ich, dass man eigentlich nur mit dem Flugzeug oder Boot anreisen sollte. 20160519-Costa-Rica-Corcovado-61Es gibt eine Straße, aber auch diverse Flüsse und eine nur kleine Zahl von Brücken, die zudem ab und an gerade mal so breit sind wie unser Auto.  Und der letzte dieser Flüsse ist ein besonders breiter, ganz ohne Brücke. „You will be alright“, sagt uns Mark, unser amerikanischer Host in Puerto Jimenez, der Jonathan am Abend zuvor im professionellen Öffnen einer Kokosnuss mittels Machete unterrichtet hat.

20160522-Costa-Rica-Drake-Bay-27Wir haben es im Endeffekt geschafft, aber ich gebe zu, ein paar Mal habe ich dann doch
einfach die Augen zugemacht. Und mir die Brücken erst richtig angeguckt, nachdem wir sie überquert hatten.

Die touristische Infrastruktur, die im Nationalpark Manuel Antonio für Horden von vorwiegend

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Süßes Tierbild

amerikanischen Besuchern sorgt, ist in Drake Bay und dem Nationalpark Corcovado noch in den Anfängen. Das bedeutet auf der einen Seite, dass man häufig das Gefühl hat, den Ort als einer der Ersten zu entdecken, man andererseits aber mit einem kleinen und nicht sonderlich professionellen Angebot auskommen muss. Wir haben einen Bungalow in Traumlage mit Blick auf die idyllische Drake Bay, aber als wir um sieben Minuten nach acht das kleine Hotelrestaurant betreten, teilt man uns mit, dass es Frühstück nur von 6 bis 8 gibt. Und zwar Punkt 8, nicht acht Uhr sieben. Ok… Wir finden eine andere Essensquelle und nachdem ich Tage lang gequengelt habe, bekomme ich endlich meinen Kayak-Ausflug. Wir mieten uns zwei Plastikboote, ein Doppelsitzer für Eric und mich, ein kleineren Flitzer für Jonathan, und paddeln aufs offene Meer. Jonathan entscheidet sich dafür, die Wellen frontal zu nehmen, ein paar Mal sieht es so aus, als würde es ihn verspulen, aber er hat Spaß.

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Kein süßes Tierbild

Wir fahren in einen kleinen Fluss hinein und paddeln plötzlich mitten durch den Dschungel. Ein ziemlich magischer Ort, zwischen kleinen Felsen geht es zickzack immer tiefer in das satte Grün und die Zivilisation scheint ganz weit weg. Irgendwann versperrt ein umgestürzter Baum die Weiterfahrt, wir denken kurz drüber nach, die Kanus darüber zu heben, entschließen uns dann aber für die Rückkehr. Kurz vor der Stelle, an der der Fluss wieder ins Meer mündet, ruft uns ein Amerikaner vom Flussufer aus zu „Did you see the crocodile?“ Eric und ich drehen um und 20160521-Costa-Rica-Drake-Bay-13erwarten ein kleines Tierchen, dass sich gemütlich auf einem Stein sonnt. Nein, es ist doch eher ein ausgewachsenes Exemplar, dass keinen Meter von uns entfernt im Wasser schwimmt und uns offensichtlich näher kommen möchte. Ok, jetzt mal nichts wie weg hier. Später treffen wir das Krokodil auf einer kleinen Wanderung am Flussufer wieder, so aus der Ferne sieht es ja ganz nett aus.

Zwei schöne Sonnenuntergänge später machen wir uns dann auf und verlassen Osa. So ganz langsam müssen wir uns Richtung San Jose aufmachen, denn unsere gemeinsamen Tage sind gezählt. Am Freitag fliegt Jonathan zurück und ein bisschen wehmütig bin ich jetzt schon.

Und auf dem Weg durch die Berge lüften wir dann noch das Geheimnis des Nebelwalds…

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Gastbeitrag 2 – Der Perfekte Tag!

Vorwort

Mittlerweile sind seit meiner durchwachsenen Flugerfahrung schon einige Tage vergangen und ich habe mich gut in Costa Rica eingelebt.
Aufmerksame Leser werden nun beanstanden, dass ich ja in Nicaragua gelandet bin und nicht etwa in Costa Rica – aber ich kann mich teleportieren, deshalb bin ich jetzt hier.
Costa Rica ist ein fantastisches Land, die Flora ist außergewöhnlich und es gibt sehr viele Tiere, die man sonst nur aus diesem Internet kennt. Ich verzichte an dieser Stelle auf das Einfügen von knapp 200 Tierfotos und verweise stattdessen auf das die Costa Rica Fotoalben hier auf Globnauten.de – Eric hat sowieso die bessere Kamera und im Fotografieren bin ich in etwa so gut wie in Spanisch.
Das einzige was mir an Costa Rica etwas stinkt, ist die Toilettenpapiersituation. Ein Schild, welches in einem unserer Hotels an der Toilette hing, fasst es sehr gut zusammen: „Please don’t put anything into the toilet, unless you have eaten it first!“ – oder mit anderen Worten: Es gibt kleine Mülleimer neben den Toiletten, in die man das benutzte Papier werfen kann. Eigentlich ist dies kein Problem, da die Mülleimer immer perfekt schließen und es deshalb zu keiner Geruchsbildung kommt – leider ist der erste Teil dieses Satzes gelogen, gerade in öffentlichen Toiletten haben die Eimer meist keinen Deckel, geschweige denn Menschen, die sie regelmäßig ausleeren oder irgendeinen Fliegenschutz. Aber daran gewöhnt man sich – in etwa so gut wie an Fußpilz.
Nun aber zu dem im Titel angepriesenen Tag, Donnerstag, den 19. Mai!

Der 19. Mai

Der Tag begann für uns gegen halb 6 (Ich hätte auch niemals gedacht, dass ich freiwillig zu so einer Zeit aufwachen würde – die einzig logische Erklärung sind übernatürliche Kräfte) im wunderschönen Zimmer unseres Hotels in Puerto Jeminez.
Langsam und gemächlich machten wir uns fertig, nahmen ein ausgewogenes Frühstück ein (in meinem Fall bedeutet das ungetoasteten Toast mit Erdbeermarmelade aus der Plastiktube) und schmiedeten einen Tagesplan.
Wir wollten den Nationalpark Corcovado besuchen, der etwa 1 ½ Autostunden von unserem Hotel entfernt lag – für uns bedeutet dies im Normalfall nur ca. 1 Stunde Fahrt da nicht mit einberechnet wird, dass unser Mietwagen über einen four-wheel-drive verfügt und von Eric gefahren wird.
Frohen Mutes brachen wir also gegen 10:00 Uhr auf, wir hatten uns die Route vom Hotelbetreiber erklären lassen und außerdem zwei Landkarten dabei – eine offline-app sowie eine echte Analogkarte aus dem Jahr 1800 (eventuell auch 1995, Jugendliche meiner Generation haben keinerlei Vorstellung von einer Zeit vor den Smartphones).
Nach ca. 20 Minuten Fahrt befanden wir uns bereits in Gefilden ohne Handyempfang, aber echte Abenteurer wie die „Globonauten“ + „das nicht ganz so globale Patenkind“ (In diesem Fall bin ich gemeint, auch wenn wir über den Titel noch streiten) lassen sich davon natürlich nicht abschrecken.
Die Straße wurde zunehmend schlechter, selbst für die hierzulande herrschenden Verhältnisse.

Für alle die noch nie das Glück hatten, eine Straße in Costa Rica befahren zu haben, hier ein kleiner Vergleich: Stellt euch vor ihr fahrt mit eurem SUV durch ein Feld – allerdings ist das Feld voller Steine, zwischen 30 und 90 Zentimeter tiefen Löchern und Wildtieren – Das ist die durchschnittliche Straße hier in Costa Rica(Captain Obvious merkt an: Felder sind NICHT geteert, in diesem Beispiel bestehen sie viel mehr aus einer Sand-Gesteinmischung). Wie bereits erwähnt, war unsere Straße jedoch besonders schlecht – deshalb gibt es in dem Feld auch noch Flüsse, umgefallene Bäume und tief fliegende Vögel.

Für Eric und den four-wheel-drive bedeuten all diese Umstände allerdings in etwa so viel wie für den durchschnittlichen Mercedesfahrer ein „Vorfahrt gewähren“ Schild – absolut gar nichts – weswegen wir tatsächlich gut vorankamen.

Von Kühen und Stränden

Irgendwann sahen wir auf einer Weide am Straßenrand eine Herde Kühe, woraufhin Julia und ich lautstark zu quengeln begannen, dass diese unbedingt gestreichelt werden müssten.
Gesagt getan, wir hielten an und gingen zu dem Zaun.
Leider mochten die Kühe uns nicht halb so gerne wie wir sie und entfernten sich im Galopp vom Zaun als wir ihnen zu nahe kamen – ein herber Rückschlag. Wir fuhren also weiter und Julia verlangte als Entschädigung für die Kuhlosigkeit einen Strandbesuch, an dem Strand der nur ca. 200 Meter Luftlinie von unserer Straße entfernt war. Leider wurden diese 200 Meter durch eine knapp 20 Meter hohe Wand aus Felsen und Bäumen gestärkt, weswegen wir den Traum vom kühlen Nass zeitweise schon beinahe aufgaben – doch das Warten sollte sich lohnen.
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Nach einiger Zeit lichteten sich die Bäume am Straßenrand und gaben den Blick auf diese Perle der Natur frei. Nicht nur, dass wir kilometerweit die einzigen Menschen an diesem Strand waren, umherfliegende Papageien und von den Bäumen gefallene Kokosnüsse bekräftigten das Gefühl, die ersten Menschen an diesem Ort der Welt zu sein, noch weiter. Zwar waren wir uns zu diesem Zeitpunkt schon einig, dass die lange Fahrt sich gelohnt habe, doch das beste sollte noch folgen!

Der steinerne Weg zum Paradies

Schweren Herzens trennten wir uns von dem Strand und fuhren weiter Richtung Corcovado – langsam zeigten sich erste Vorläufer der Zivilisation und es tauchte sogar ein kleiner Flughafen am Wegrand auf. Flughafen ist vielleicht ein wenig euphemistisch, handelte es sich doch vielmehr nur um eine Landebahn – aber es gab dort offensichtlich Flugverkehr. Der Fairness halber muss man erwähnen, dass diese Art von „Flughäfen“ in Costa Rica etwa so verbreitet ist wie in Deutschland Tankstellen, trotzdem deuten sie meistens auf Bewohner in näherer Umgebung hin – dieser sollte jedoch eine Ausnahme bleiben.
Nach der Landebahn wurde die Straße erneut schlechter. Blieben wir bei unserem Feldbeispiel, müsste man sich nun auch noch Steigungen von etwa 40° mitten auf dem Feld vorstellen – da dieses Feld aber langsam unrealistisch wird, werde ich ein paar Randdaten auflisten:

1. Wir fuhren durch einen Fluss, in dem ein paar Meter stromaufwärts Leute nach Gold suchten.
2. Am Rande des Flusses begann ein Berg, der so steil war, dass selbst unser four-wheel-drive Probleme bekam.
3. Während der Auffahrt gab es Schlaglöcher die so tief waren, dass man ganze Kleinstädte darin hätte verschwinden lassen können.
4. Die Straße war so schmal, dass neben unserem Auto höchstens noch ein halber Fußgänger auf ihr hätte gehen können.
5. Das Auto hat so sehr gewackelt, dass mein Handyladekabel regelmäßig von selbst aus dem Anschluss fiel, woraufhin mein Handy fast unter 99% Strom gefallen wäre.

Und zu guter letzt, Erics Lösung für all diese Probleme: „Wir brauchen einfach mehr Schwung, dann kommen wir da auch hoch!“
Gesagt getan, wir flogen also praktisch den Berg hinauf und erreichten irgendwann dieses Schild: IMG_7048
Neugierig geworden konnten wir es kaum erwarten, den Ort namens Luna Lodge zu erreichen – und tatsächlich wurde die Straße zunehmend besser, irgendwer hatte sogar dafür gesorgt, einige kopfsteingepflasterte Passagen zu erzeugen – wir fühlten uns wie im Traum. Am Ende des Weges erwartete uns ein Parkplatz, auf dem einige Jeeps standen. Wir stiegen aus um uns zu erkundigen, wo es denn zu dem Nationalpark ginge – die Straße endete nämlich in dem Parkplatz und die letzte Abzweigung lag gute 5 Kilometer hinter uns.

Luna Lodge – der Himmel auf Erden
Empfangen wurden wir von einem Herrn samt Tablett mit 3 Gläsern voller eisgekühlten Wassers und einer freundlichen Amerikanerin, die uns erklärte, dass wir bei dem Flughafen hätten links abbiegen müssen – Dies hier sei aber ihr Hotel und zufällig ist das Mittagessen gerade fertig. Wir folgten ihr in das Hotelrestaurant, welches sich vor allem durch den Blick auszeichnete: Kilometerweit konnte man ins Tal sehen, in dem sich der Regenwald bis an die Küste fortsetzte. Das folgende Foto ist trotz des begabten Fotokünstlers Eric leider nicht einmal ansatzweise in der Lage, die Aussicht wiederzugeben:
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Das Mittagessen bestand aus einem Salat aus den „own organic gardens“ die sich hinter dem Restaurant befanden – eigentlich kann man mich mit Salat jagen, diese außergewöhnliche Kreation aus frischsten Zutaten jedoch würde ich Tag und Nacht jedem anderen Essen vorziehen. Dazu gab es frisch gepresste Smoothies aus allen Früchten, die das Herz begehrt und die Wassergläser wurden stets nachgefüllt, ließ man sie auch nur eine Sekunde aus den Augen. Während des Essens berichtete uns die Hotelbetreiberin, dass der Corcovado Park ohnehin nur mit vorheriger Reservierung sowie einem nicht ganz billigen Guide betretbar sei und wir es deshalb für heute gleich bleiben lassen könnten. Stattdessen bot sie uns an, den etwa einstündigen Wanderpfad um das Gelände einzuschlagen, der direkt durch den primary Rainforest führte und einige tolle Ausblicke bot.
Der Pfad war mühsam, für jeden der etwas mit Natur anfangen kann, jedoch absolut einzigartig. Umgeben von riesigen Bäumen, exotischen Pflanzen und Rufen der Brüllaffen erklommen wir die steilen Wege bis wir uns auf der Höhe der Baumkronen befanden. Das absolute Highlight des Pfades war allerdings die Yogaplattform der Hotelanlage, an der der Wanderpfad endete.
Hier einige fotografische Eindrücke der einzigartigen Plattform, an der sich auch Leute, die absolut nichts für Yoga übrig haben, erfreuen können.
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Es war zwar sehr schwierig, sich von dem fantastischen Ausblick zu lösen, wir wollten aber noch den Waterfall trail entlanglaufen, obwohl wir uns aufgrund der eher mageren Regenzeit nicht allzu viel von den Wasserfällen erhofften. Drei Wasserfälle bot der Weg, wir steuerten nur den größten an, der trotz des wenigen Wassers durchaus beeindruckend war.
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Zurück an der Hotelanlage wurden wir erneut mit eiskaltem Wasser und freundlichen Worten empfangen, Julia konnte nur knapp dem Angebot widerstehen sich der anstehenden Yogastunde anzuschließen – gut für uns, mittlerweile war es schon beinahe 16 Uhr und wir wollten noch im Hellen zurückfahren.

Rückfahrt und Abend

Auf der Rückfahrt nahmen wir einen Schweizer mit, der uns gefragt hatte ob wir nach Puerto Jeminez fahren würden und tauschten uns über das Reisen aus. Mein Fazit des Ganzen war, dass Schweizer offensichtlich zu viel Geld verdienen – er war immerhin schon der dritte Schweizer, den wir innerhalb einer Woche trafen, der es sich erlauben konnte für ein Jahr auf Reisen zu gehen – und das mit Anfang 30!
Wieder in Puerto Jeminez angekommen waren wir uns einig, dass das Falschfahren an diesem Tag das beste war was wir in den vergangen 2 Wochen zustande gebracht hatten.
Wir ließen den Abend gemütlich in der örtlichen Pizzeria ausklingen und in mir festigte sich der Plan, in diesem Leben noch ein paar Nächte in dem wunderbaren Hotel Luna Lodge zu verbringen – wenn dies irgendwie möglich ist.

Gastbeitrag: Mein Reisebericht, Hamburg – Managua

 

1. Reiseabschnitt: Hamburg – Paris (HAM-CDG)

Da stand ich nun, vor etwa einer Woche, kurz nach 8 am wunderschönen Hamburger Flughafen – über Paris nach Panama und schließlich gen Managua, sollte mich mein Weg führen. Ich hatte mich auf elendig lange Wartezeiten an der Gepäckaufnahme sowie den Sicherheitskontrollen vorbereitet – stattdessen durchlief ich die Selben in nicht ganz 30 Minuten – Luxusprobleme, besser zu früh als zu spät! Nachdem ich den legendären Duty-Free-Bereich betreten hatte, musste ich schnell feststellen, dass mein Plan mir noch eine große Flasche Trinkbares zu kaufen eher nich aufgehen würde -stattdessen gab es für wenige Euro (3,95) beinahe einen halben Liter Wasser – ein Schnäppchen, an dem ich nicht vorbei gehen konnte! 5 Minuten und 500 Milliliter Wasser später saß ich also am Terminal 1, Gate 18 und wartete sehnsüchtigst auf das Boarding – nur um wenige zeit (etwa 60 Minuten) später zu hören, dass ja die knapp 400 (eventuell waren es auch 1-2 weniger, die Erinnerungen verschwimmen) ViP-Passagiere noch vor mir einsteigen dürften. Da mir Zweiklassensysteme sowieso am besten gefallenen, ließ ich mich auch davon nicht stören und wartete (darin war ich mittlerweile ja geübt) noch einmal eine halbe Stunde darauf, dass die erhabenen ViP’s die Maschine bestiegen. Im Anschluss ging dann auch alles ganz schnell, plötzlich saß ich auf meinem Sitz (innen am Gang, neben einem verliebten französischen Pärchen) und wurde von einer Stewardess in schnellem Französisch berieselt. Für mich war dies ein schönes Erlebnis, liebe ich doch die Finessen der Sprache unserer Nachbarsleute beinahe so sehr, wie ich nicht in der Lage bin sie zu verstehen. Das Ende vom Lied war dann, dass sie mein Handgepäck (welches selbstverständlich ordnungsgemäß zu meinen Füßen, unter dem Sitz vor mir verstaut war) an sich nahm, und es in der obigen Gepäckklappe versiegelte. Ich reimte mir dann später zusammen, dass Handgepäck an meinem Platz wohl nicht im Fußraum gestattet war – denn NATÜRLICH saß ich direkt vor dem Notausgang. Diese Erkenntnis kam leider nicht früh genug, um mein Buch aus dem Handgepäck zu nehmen, da der Flug allerdings keine 60 Minuten dauerte, ließ sich das verschmerzen – wurde ich doch mit einem Karamellkeks (Na ob der Vegan war?) über die sich anbahnende Langeweile hinweggetröstet!

2. Steckenabschnitt: Paris – Panama (CDG – PTY)

Paris sollte die stressigste Station meiner Reise werden, hatte ich doch lediglich 70 Minuten zum umsteigen und keinerlei Orientierung an diesem Flughafen. Wer schon einmal am Pariser Flughafen Charles de Gaulle war, wird jetzt erwidern, dass dieser doch höchstens die Größe eines kleinen Landes hat und weswegen ich mich denn so anstelle – ich kann jedoch versichern, dass ich gesprintet bin wie zuletzt in der 10. Klasse beim 100 Meterlauf! Ich kam am Terminal 2E/21G an, mein Folgeflug nach Panama sollte an 2E/21F starten wenn ich mich recht entsinne – klang zwar sehr vielversprechend, jedoch lagen diese Orte ca. 15 Minuten voneinander entfernt (selbstverständlich nicht zu fuß, sondern mit der Flughafeneigenen BUSLINIE, die einen über die Hektar von Land transportiert die es zurückzulegen galt). Überraschenderweise hat alles irgendwie geklappt, ich kam lediglich 15 Minuten nach beginn der Boarding-time an meinem Gate an – natürlich hatte das Boarding noch nicht begonnen, wozu sollte man sich auch hetzen. Auf den etwa 10 Stunden langen Flug von Paris nach Panama freute ich mich besonders, hatte ich doch im Vorfeld schon herausgefunden, dass es sich bei meinem Platz um einen Fensterplatz handelte – Hans im Glück der ich bin, war es natürlich der über dem Flügel – hier der fantastische Blick aus meinem Fenster:Version 2 10 Stunden lang den Bremsklappen beim auf-und-ab-klappen zuzuschauen hätte zwar sicherlich seinen eigenen hypnotischen Reiz gehabt, jedoch geriet ich stattdessen mit meinem Sitznachbarn ins Gespräch. Dieser war ein ausgesprochen freundlicher, 26-Jähriger streng orthodoxer Jude aus Israel, der sehr begeistert von Deutschland war! Zuerst redeten wir darüber, dass seiner Meinung nach der HSV schlechten Fußball spiele, dann über die Vor- und Nachteile von Berlins Grünflächen – bis er einen akuten Themenwechsel zum Holocaust vollzog, und mich darüber ausfragte ob mir dieses Kapitel der deutschen Geschichte bekannt sei. Die Temperatur im Flugzeug nahm ca. 20 Grad ab, ich wusste absolut nicht was ich sagen sollte und versicherte ihm, dass jedem Deutschen bewusst wäre, was damals passiert ist. Ihm schien das Thema sichtlich zu gefallen, ich kämpfte Schweißausbrüche nieder und musste mir einen erleichterten Seufzer verkneifen als das Essen kam und wir unser Gespräch abbrechen mussten.
Das Essen war im übrigen erstaunlich gut, ich fühlte mich fast wie in der Mensa:
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Die meiste Zeit des Fluges vertrödelte ich mit Serien und Filmen, das Angebot war sehr gut und wann immer irgendeine Flugbegleitung vorbeikam wurde man förmlich mit essen beworfen – offensichtlich musste alles raus, ich will mich nicht beschweren! Mit einem kleinen Schläfchen im Rücken, kam Panama schneller als erwartet – und mit Panama kamen gleichzeitig Einblicke, in eine Welt ohne Ordnung und Regeln.

3. Abschnitt: Panama – Managua (PTY-MGA)

In Panama angekommen, war das erste was mir auffiel der Temperaturanstieg. War ich morgens trotz Pullover und Jacke unter leichtem frösteln in das Flugzeug gestiegen, so lief mir beim Öffnen der Flugzeugtüren bereits der Schweiß über die Stirn – es dämmerte zwar bereits, aber das Thermometer zeigte erbarmungslose 37 Grad. Während man in Paris vor einem riesigen Bildschirm landete, der alle Flüge und Verbindungen beleuchtete und erklärte, Spukte einen das Flugzeug in Panama mehr oder minder ins nichts. Es gab überall verteilt kleinere Fernseher, auf denen in unregelmäßigen Abständen verschiedene Informationen zu verschiedenen Flügen aufgezeigt wurden – diese Erinnerten mich Stark an die Fernseher auf denen Früher der Vertretungsplan in unserer Schule ablief. Ich ging das ganze zwar entspannt an, hatte ich doch mehr als 4 Stunden zeit um an dem winzigen Flughafen meine Maschine zu finden – die Fernseher zeigten aber sowieso MAXIMAL 2 Stunden im Voraus an, was meine Bemühungen relativ schnell erstickte.

Ich beschloss mir zunächst etwas zu trinken zu kaufen, hatte ich doch 90% meines Flüssigkeitshaushaltes zu diesem Zeitpunkt bereits ausgeschwitzt: Stellte sich nur noch die Frage, was für Geld man in Panama wohl verwendet? In dem ersten kleinen Laden den ich fand, gab es direkt riesige Wasserflaschen (800 ml aus einem Marmeladenglas, zumindest würde ich es damit am ehesten vergleichen) auf denen dummerweise kein Preis stand. Frohen Mutes sprach ich die Kassiererin mit „Excuse me, do you accept Us-Dollars around here?“ an. Ihrer perplexen Miene nach zu Urteilen, war ihr Englisch ungefähr so gut wie mein Französisch, aber sie antwortete „Us Dollar“ und zeigte auf das Wasser. Siegestrunken reichte ich ihr einen 10 Dollar Schein, sollte doch mein erster Kontakt mit den Einheimischen gleich ein voller Erfolg gewesen sein – sie gab mir 5 Us-Dollar zurück und fing an den nächsten Kunden zu bedienen. Gemessen am Preis meines Hamburger Flughafenwassers erschien mir das durchaus Fair, trotzdem konnte ich das Wasser nicht so richtig genießen – für den Preis hätte es wenigstens Eistee sein können! Die Stunden verstrichen und schließlich wurde auf einem der Fernseher mein Flug angezeigt: PTY-MGA, Gate 21a. Sofort machte ich mich zu besagtem Gate auf, dort saßen auch schon einige Leute und warteten (wie ich annahm) auf das Flugzeug – Selbiges war leider noch nicht auf dem Anzeiger des Gates, aber das konnte ja noch kommen! Als etwa eine Stunde Später, damit ca. eine Stunde vor Abflug immernoch kein Flug angeschrieben war, sprach ich eine Mitarbeitern am Gate an, ob dies denn (dem Bildschirm entsprechend) das Richtige Gate für meinen Flug sei. Sie begann nur zu lachen, fragte „Did you really trust those TV Screens around?“ und schickte mich zum gate 23a, wo mein Flug tatsächlich angeschrieben war. Julia hatte mich zwar bereits im Vorfeld gewarnt, dass ich mich nicht darauf verlassen sollte alles so geregelt vorzufinden wie in Deutschland, der Flughafen in Panama war jedoch eine harte Probe für meine Nerven. Am neuen Gate bestiegen wir nach einiger Wartezeit dann die Maschine Richtung Managua – ganze 30 Leute + Crew dürften sich meiner Zählung nach an Bord befunden haben (Auf der Pro Seite: Ich konnte mir alle Fensterplätze dieser Welt aussuchen, so weit von den Flügeln weg wie ich nur wollte). Der Kurze Flug nach Managua war soweit unspektakulär, auf ca. 3 Mitreisende kam eine Begleitung die nichts anderes zu tun hatte als uns mit Softdrinks zu füttern – ich fühlte mich wie im Himmel! (Hihi, weil Flugzeuge… Und Himmel… Nunja!) In Managua angekommen, wollten viele Leute meine Dollar, ich wusste zwar nicht warum aber dafür hatte ich sie ja – Später sollte ich erfahren, dass es sich um dubiose Einreisegebühren und ähnliches handelte! Ich bekam meinen ersten Stempel in den Nagelneuen Reisepass und einen kleinen Hitzeschock gratis dazu – In meiner Einfalt hatte ich doch tatsächlich angenommen, dass es angebracht wäre um 23:00 Uhr den Pullover wieder anzuziehen, weit gefehlt! Nach ca. 22 Stunden Reisezeit stapfte ich mit meinem Gepäck aus der Gepäckausgabe und wurde freudig von Julia und Eric empfangen – ein spannender Tag ging zu Ende, doch die größten Abenteuer sollten noch Folgen!

Regenzeit

20160516-Costa-Rica-Nosara-to-Manuel-Antonio-31Endlich ist sie nun also doch gekommen -die Regenzeit.
Nachdem wir bereits gestern am späten Nachmittag einen herrlichen Tropenguss samt grellen Blitzen und tiefem Donnergrollen von unserer Terrasse in Nosara aus genießen konnten, begleitete uns der Regen heute auf unserer Fahrt in Richtung Süden doch dauerhafter. Nach einem gemütlichen Frühstück brachen wir auf, nicht ohne von unserem doch schon etwas tattrigen aber sehr freundlichen und redseligen Gastgeber mehrfach verabschiedet worden zu sein. Er hatte zu Hochzeiten des Space-Shuttle-Programms bei der NASA in Florida gearbeitet und sich dann als Rentner nach Costa Rica zurückgezogen. Hier hat er nun ein einigermaßen großes Haus auf einem Bergkamm, das einem Blicke in 360 Grad eröffnet, natürlich auch aufs Meer. Bis nicht vor allzu langer Zeit haben sie die Appartements wohl noch zu zweit vermietet, doch, wie er Julia sofort anvertraute, hat sich seine ’schlechte‘ Frau von ihm getrennt. Nun lebt er hier also alleine mit seinen Gästen, schnappt sich morgens sein Surfbrett und macht den Strand unsicher -so tattrig ist er dann doch noch nicht.
20160512-Costa-Rica-Rincon-Vieja-21Dem Appartement merkte man ebenfalls an, dass es schon einmal bessere Zeiten hatte. So gab es zwar eine Küchenzeile, doch war die Ausstattung mit Geschirr und Kochutensilien von absolut einfachster Art und Kühlschrank wie Herd waren sehr ungepflegt. Aber immerhin konnten wir selbst kochen und so gab es an drei Tagen leckeres Gemüse mal mit Linguine, mal mit Tortillas und mal mit von Jonathan zubereiteten Kochbananen. Auch wenn uns die Nationalspeise Casado durchaus schmeckt, so war das Selbstgekochte doch eine gute Abwechslung. Casado bedeutet übersetzt übrigens „verheiratet“, was wohl daher kommt, dass auf dem Teller viele verschiedene Zutaten miteinander „verbunden“ werden. Es finden sich da in der Regel Reis, Bohnen, Kochbananen, Salat, Fleisch oder Fisch.

Am Vormittag starteten wir also und fuhren zunächst auf den mittlerweile gewohnt holprigen Pisten entlang des Pazifiks, bevor wir nach etwa eineinhalb Stunden tatsächlich Teer unter den Reifen hatten. Das Fahren auf diesen Pisten ist tatsächlich anstrengend und mir einem 20160516-Costa-Rica-Nosara-to-Manuel-Antonio-18Computerspiel zu vergleichen, bei dem es auf Reaktionsschnelle ankommt. Denn ständig muss man im Blick haben, ob ein Schlagloch, ein Fußgänger, ein entgegenkommendes Auto, eine Kuh, ein Pferd oder alles zusammen auf einen zukommt. Zudem gibt es viele Stellen, an denen die Piste aus einer Folge vieler kleiner Bodenwellen besteht, die das Auto dann wie auf Glatteis ausbrechen lassen. Aber ich sag Euch: Es macht Spaß! Die restlichen dreieinhalb Stunden Fahrt auf guter Straße sehen dann nämlich so aus, dass man mit Geschwindigkeiten unterwegs ist, die jedem zuhause in Deutschland den Geduldsfaden reißen lassen würde. Die maximale Geschwindigkeit die man in Costa Rica überhaupt fahren kann beträgt 80 km/h und selbst die wird oft auf 60 km/h herunter gedrosselt oder durch ein sehr langsam vorausfahrendes Gefährt immer näher gen null gebremst.Interessant war da heute auch der Motorradfahrer, der Sein Pferd am Zügel hinter sich Gassi führte. Überholen ist zudem auf fast ausschließlich einspurigen Straßen eine Aktion, die den Mitfahrern schon mal das Blut in den Adern gefrieren lässt -und das bei 35 Grad im Schatten.
20160516-Costa-Rica-Nosara-to-Manuel-Antonio-30Unsere Fahrtpausen planten wir nach Attraktionen am Wegesrand, die uns eine sehr freundliche Hotelbetreiberin schon Tage zuvor empfohlen hatte. So stoppten wir bei einem Café, um auf dem dazugehörigen Mangobaum im Hinterhof die farbenprächtigen Aras zu bewundern und legten ein Päuschen bei einer Brücke ein, unter der um die zwanzig Krokodile im Fluss und am Ufer dümpelten.
Bis wir endlich am Hotel ankamen war es schon bald halb fünf und so stand eigentlich nur noch Essen auf dem Programm. Leider befolgte ich meine eigene oberste Regel nicht. Sie lautet: Niemals das Haus ohne Kamera verlassen! Wegen des Regens ließ ich sie aber im Hotelzimmer zurück. Und was passiert? Auf dem Rückweg, schon mit vollen Bäuchen, hatten wir Tierbegegnungen. Es ist eine sehr dunkle Straße, die wir da zurück gehen mussten und 20160516-Costa-Rica-Manuel-Antonio-01dennoch sahen wir sie sofort: Eine Faultierfamilie -Mutter, Vater, Kind, die wie an der Wäscheleine festgeklammert an einem über die Straße gespanntem Seil hingen und vom Regen nassgesogen wie Steifftiere wirkten. Das Foto musste dann Jonathan mit seinem Handy schießen. Als wir uns endlich von diesem unglaublichen Anblick lösen konnten, da wartete schon die nächste Überraschung auf uns: Ein weiteres Seil, die wohl extra für die Tiere gespannt werden, um ihnen das Überqueren der Straße zu ermöglichen und darauf ein längliches Tier auf allen Vieren unterwegs. Ich leuchtete es an und vermutete einen Affen in den Schemen erkannt zu haben. Doch Adlerauge Julia sah es besser und rief aus: Ein Ameisenbär!
Fehlt nur noch der Jaguar 😁.

Zuwachs

13164201_10209511438402468_7691569510245462346_nSeit vier Tagen sind wir zu dritt. Mein Patenkind Jonathan ist zu uns gestoßen und lässt uns das Reisen noch mal anders erleben. Es ist noch etwas lustiger geworden und wir finden uns in einer 20160509-Nicaragua-Granada-05Doppelrolle wieder: Reisende und Reiseführer. Reiseführer und -führerin. Reiseführende. Gender equality steht bei ihm hoch im Kurs. Jedenfalls gefällt es uns sehr.

Wir holten ihn am Flughafen in Managua ab und steuerten zunächst erneut Granada an, die angenehme und lebendige Kolonialstadt im Norden des Nicaragua-Sees. Wir schlendern durch die 20160509-Nicaragua-Granada-19Straßen, machen einen Abstecher zum Seeufer, blicken vom Kirchturm aus über die Dächer der Stadt und verbringen einen Abend, der so entspannt hätte sein können, wenn sich Jonathan und Eric nicht in den Kopf gesetzt hätten, mir Skat beizubringen. Daran sind schon andere gescheitert, ich mache gute Miene zum für mich unverständlichen Spiel und verstehe immer noch nicht, was das mit dem Reizen soll. Na ja, sind ja noch zwei Wochen Zeit.

20160509-Nicaragua-Granada-18So gemütlich so gut: wir wollen wieder zurück nach Costa Rica und bequem kann ja jeder. Er soll einen Eindruck vom Rucksackreisen bekommen und so marschieren wir morgens los Richtung Busbahnhof. Die Busse in die Provinzstadt Rivas fahren doch ständig, da müssen wir uns nicht nach den Abfahrtzeiten erkundigen, sondern gehen einfach hin. Und tatsächlich empfängt uns ein Busfahrer und lotst uns zu seinem amerikanischen Schulbus. Ja klasse, noch viel Platz, haben wir ja Glück. Noch rasch etwas Wasser eingekauft, dann kann die Fahrt losgehen. Hm. Wir warten. Und warten. Langsam füllt sich der Bus, jetzt könnte er doch echt langsam mal starten. Ne, immer noch nicht und am 20160510-Nicaragua-Granada-32Ende haben wir anderthalb Stunden im Bus gesessen bis er endlich losrollt. Na ja, dafür haben wir wenigstens Sitzplätze. Kurz bevor wir Rivas erreichen, fragt uns der Schaffner nochmals, wo wir denn hinwollen. Costa Rica? Da können wir hier umsteigen! Der Bus hält auf freier Strecke, gegenüber steht ein anderer Bus, auf dem „Border Costa Rica steht“. Ich renne rüber, um dem Fahrer klar zu machen, dass wir mitwollen, während Eric und Jonathan sich um unser Gepäck kümmern, das auf dem Busdach mitgefahren ist. Ich spreche mit dem Fahrer, da werde ich von hinten schon in den Bus gedrängelt, der ist proppenvoll, auch im Gang stehen schon viele Menschen, aber bitte immer weiter durchgehen. Hm, wo sind jetzt Eric und Jonathan? Ich will schon anfangen, mich gegen den Strom zur Tür zurück durchzukämpfen, da sehe ich Eric, der ganz vorne im Bus steht. Und Jonathan? Eric deutet nach hinten: er steht am hintersten Ende des Busses. Durch die Hintertür wurden alle gequetscht, die vorne nicht mehr reinkamen, nur für Eric war kein Platz mehr, also sollte er es vorne probieren. Und so verteilen wir uns perfekt über den ganzen Bus, Eric vorne, ich in der Mitte und Jonathan hinten. Blickkontakt geht, aber verständigen können wir uns sonst nicht. Aber wozu gibt es Whatsapp. Ich schreibe Jonathan, dass er sich nicht von der Stelle rühren soll bis wir ihm sagen, dass wir aussteigen und nach einer dreiviertel Stunde ist es so weit: wir können die Sardinenbüchse wieder verlassen und stehen vor der Grenze. Das klappt alles unerwartet geschmeidig und schon sind wir in Costa Rica. 20160511-Costa-Rica-La-Cruz-13Genug Abenteuer, wir laufen zur Mietwagenfirma und schnappen uns das bestellte Auto. Jonathan ist ein wenig erleichtert, aber die Busfahrt war trotzdem ein Erlebnis. Wir steuern nochmals die Canas Castilla bei den netten Schweizern Agi und Guido an und auch Jonathan erliegt dem Zauber der Finca sofort. Die Affen toben über den Bungalow, Agi zeigt uns später ein Faultier, wie wir es besser bisher noch nicht gesehen haben, und sogar meine Katze vom ersten Aufenthalt taucht wieder auf. Aus einer geplanten Nacht werden zwei und so haben wir 20160511-Costa-Rica-La-Cruz-35die Gelegenheit, vormittags einen schönen aber schweißtreibenden Spaziergang über die Finca und nachmittags einen Abstecher an den Pazifik zu machen. Ein spektakulärer Sonnenuntergang gehört uns an dem menschenleeren Strand fast ganz allein. Und nun schaun wir mal, wie wir die nächsten zwei Wochen noch verbringen. Bisher jedenfalls mit viel Spaß, Staunen und Gesprächen. Vielleicht kriegen wir ihn ja mal dazu, hier selber von seinen Eindrücken zu berichten.

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Nichts zu berichten aus Ometepe

20160504-Nicaragua-Ometepe-23Nichts kann ich berichten, denn fast nichts habe ich erlebt. Ich habe mich in die Hütte zurückgezogen, da auf die Veranda schon lange die Sonne ihren Weg gefunden hat. Sie brannte mir auf die Füße und ich trat den Rückzug an. Es ist heiß, so um die 34 Grad und die Luft ist verdammt feucht. Tropen eben. Man schwitzt hier garantiert jeden Tag einen ganzen Menschen aus.
Der Deutsche hier auf der Ranch, der hat eine Herde Pferde. Er erklärte beim Frühstück, dass die Tiere in der Trockenzeit nur wenig Futter finden und er auch nur wenig auftreiben könne. Sie setzen sich dann ihrer Rangordnung entsprechend durch -der Chef frisst und wenn etwas übrig bleibt, bedienen sich die Nächststärkeren. Die drei schwächsten Herdentiere seien nun tatsächlich doch sehr abgemagert. Er ist sehr froh um das Einsetzen der Regenzeit und kündigte schon mal an, dass in den nächsten Tagen die männlichen Termiten ausschwärmen würden. Man könne dann kein Licht anmachen, da sich sonst ein schwarzer Pulk darauf stürzen würde. Das Ganze dauere dann aber nur drei, vier Stunden.
20160504-Nicaragua-Ometepe-45Schon gestern fielen die Unmengen kleiner Mückchen auf, die am Seeufer den Boden mit einer schwirrenden Schicht überzogen. Glücklicherweise stechen sie nicht. Und glücklicherweise finden sie den Weg zur Finca nicht, die am Fuße des kleineren der beiden Vulkane nur wenig höher als der See liegt.
Ein Tausendfüßler verirrte sich ins Haus -ich musste ihn töten.
Auch schleppen sich immer wieder halbtote Käfer über den Fußboden. Am nächsten Morgen haben sie dann ihr Leben ausgehaucht. Sie erinnern an etwas kleinere Maikäfer. Wie schaffen sie den Weg in die Hütte, wo dich an allen Fenstern Moskitogitter hängen? Sie brummen heftig wenn sie fliegen und gehen auch regelmäßig auf Kollisionskurs mit uns.
20160504-Nicaragua-Ometepe-25Am Morgen, als Julia Kaffee zubereitete, da blickte sie plötzlich entgeistert in Richtung Bett (in dem ich noch saß) und streckte den Zeigefinger wild gestikulierend in meine Richtung. Der eine oder andere Schrei entfuhr ihr ebenfalls -aber nichts das mir erklärte, was sie da sah. Sie hatte einen handgroßen schwarzen Skorpion entdeckt, der sich von ihrem Kopfkissen weg und unter die Matratze bewegte. Mit meiner Sandale in der Hand ging ich auf Jagd. Ich schüttelte die Matratze, sprang auf ihr herum, um das Tier herauszutreiben. Es blieb verschwunden. Buenas noches…
Der Deutsche berichtete auch von Haien, die es in dem See gäbe. Nicht hier, aber an anderer Stelle in diesem, am Bodensee gemessenen, mehr als 15 mal so großen Nicaraguasee . Es sind tatsächlich Süßwasserhaie, die außer hier nur noch in einem weiteren See in Afrika vorkämen. Wiki kennt zwar noch drei, vier weitere Orte, selten ist er aber allemal. Wiki weiß auch, dass der Bullenhai Menschen zum fressen gern hat.
20160504-Nicaragua-Ometepe-55Auf den erdigen Straßen des zehn Minuten entfernten Ortes kommen einem Kühe mit beeindruckenden Hörnern entgegen. Stiere hauen sich Ihre Köpfe ein. Aber auch Pferde, hellbraune Schweine und natürlich Hühner tummeln sich dort, wo sie gerade wollen. Überall stehen sehr hohe Mangobäume, von denen immer wieder Früchte herunterfallen. Die Schweine lutschen sie genüsslich aus. -Ich sollte hier mal einen Schweinebraten essen…
20160504-Nicaragua-Ometepe-51Papageie krächzen unbeholfene Lieder -nein, sorry, das ist zu viel der Ehre. Sie sind schön, wunderbar grün. Die Laute, die sie von sich geben, sind es nicht.
Abends stehen im See Frauen um Holzpodeste im hüfthohen Wasser. Die Podeste dienen als Waschtische, auf denen sie die Kleidung reinigen. Männer wiederum stehen um kleine Boote und verteilen den Fang des Tages unter sich.
Das einfache open air Restaurant am Seeufer bereitet uns leckeren Fisch und frischen Maracujasaft. Später kredenzen sie nicaraguanisches Toña Bier in Ein-Liter-Flaschen. Latinomusik schallt angenehm aus Lautsprechern. Wir sind die einzigen Gäste.
20160504-Nicaragua-Ometepe-28Später machen wir uns auf den Rückweg. Es ist ein holpriger Weg, wie so oft. Aber die letzten 10 Minuten zur Finca, die sind fast nur Steine. Lavabrocken, die einer der beiden Riesen über die Insel gespuckt hat. Der Weg führt uns aber auch durch einen kleinen Wald. Es ist der Glühwürmchenwald. Wir bleiben immer wieder stehen, schalten unsere Taschenlampen aus und bewundern das Feuerwerk das sie jeden Abend für uns zünden.
20160504-Nicaragua-Ometepe-43Es ist hier, auf der an eine Acht erinnernden Insel Ometepe, doch noch reichlich idyllisch. Alles geht seinen ruhigen Gang.
Keine Hektik.
Ideal, um nichts zu erleben.

Mein himmlisches Hotel

Koloniale Architektur zieht mich magisch an. Und Kolonialhotels haben ihren ganz besonderen Reiz für mich. Wo immer in der Welt wir unterwegs waren, haben wir versucht – je nach Geldbeutelinhalt – einen kolonialen Eindruck von außen oder von innen zu bekommen.
Besonders in Asien schaffen sie es wunderbar, den einstigen Glanz wiederzubeleben und eine Atmosphäre zu kreieren, die einen ganz nah an die Zeit vor hundert Jahren heranrücken lässt. Das Raffles Hotel in Singapur ist so ein Ort, wo es nur für einen Singapore Sling im Innenhof gereicht hatte. Im Imperial in Delhi gab es einen High Tea und übernachten durften wir im Oberoi Grand in Kalkutta und im Majapahit in Surabaya, Indonesien. Rajasthan wartete mit Märchenhotels auf, im Galle Fort Hotel in Sri Lanka hatten wir das Glück, in eine riesige Suite upgegradet zu werden. Einige Schätze konnten wir entdecken, bevor die große Reisewelle über sie hinweg brach, so die Villa Santi in Luang Prabang in Laos oder das heutige The Plantation in Pnomh Penh, in dem wir damals noch für 20 Euro übernachtet hatten.

20160429-Nicaragua-Granada-04Und da lag es ja nur nahe, in der Kolonialstadt Granada wieder nach so einem Highlight zu suchen. Und eigentlich hatten wir es mit dem Real La Merced auch gefunden. Ein ganz wunderbar restauriertes Haus eines italienisches Kaufmannes, Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut und mit dem damals ersten Swimming Pool versehen. Zweistöckig um einen Innenhof mit eben jenem Pool gruppiert, offene Flure mit schönen Kolonialmöbeln, was will man mehr.

Na, vielleicht ein Fenster im Zimmer, stellten wir fest als wir unseren Raum bezogen, hübsch gemacht, aber nur mit einem Oberlicht über den bestimmt drei Meter hohen Holztüren versehen. Na ja, man kann ja draußen sitzen, genügend 20160429-Nicaragua-Granada-15Schaukelstühle gibt es dort ja. Aber, eine erste kleine Enttäuschung, zumal wir fünf Nächte lang bleiben und uns mehr als Dämmerlicht im Zimmer gewünscht hätten. Nacht eins war erholsam und lang, ein Spaziergang durch das heiße Granada weckte aber schon die Vorfreude auf unser Hotel mit dem schönen Pool. Reichlich verschwitzt laufen wir dort am frühen Abend ein und fragen am Empfang nach Badehandtüchern. Ja, können wir haben, aber bitte schnell schwimmen, heute Abend fände nämlich eine Hochzeit im Hotel statt. Ah ja. Das wird sich ja dann bestimmt auf ein Essen beschränken, die Zimmer gehen ja alle zum Innenhof, der einzig möglichen Partylocation.

20160429-Nicaragua-Granada-03Ich nehme ein herrliches Bad im Pool, kämpfe mich dann zwischen den eintreffenden Gästen hindurch in den ersten Stock zu unserem Zimmer, ziehe mich um und setze mich wieder nach unten. Mittlerweile ist das Brautpaar eingetroffen, es gibt Sekt, Photos werden geschossen und im Hintergrund läuft Musik. Ich beobachte aus der Ferne und wünsche dem Paar in Gedanken alles Gute. Es ist kurz vor acht, da dreht der DJ auf. Das Hotel erzittert und die Party startet. Nach einer halben Stunde rufe ich über Facetime Eric kurz im Zimmer an, vielleicht ist das Hotel ja ein akustisches Wunder und oben nichts zu hören. Die Verbindung kommt zustande, wir sehen uns, können uns aber nicht hören. Also brüllen wir: Ist es oben auch so laut? Was sagst Du? Laut, oben, im Zimmer? Jaa!
Ich packe meine Sachen und gehe auf dem Weg nach oben am Empfang vorbei. Hm, wie sie sich das gedacht haben? Ich dachte, wir hätten in ein Hotel und nicht in eine Diskothek eingecheckt? Don’t worry, it will stop at midnight. Äh, midnight? 12 o’clock? Er reagiert eher, na sagen wir, gelassen.

Hinter mir betreten vier Personen mit großem Gepäck die Lobby. Beim näheren Hinschauen erkenne ich, dass es sich um Musikinstrumente handelt. Zwei große Trommeln und zwei große Trompeten. Ich geh dann mal rauf ins Zimmer.

Ich berichte Eric, dass ich mit dem Rezeptionisten sprach. Kurz darauf wird die Musik leiser. Ja wunderbar, laut ist es zwar immer noch, aber so und mit Ohrstöpseln können wir vielleicht schlafen. Die Musik wird jetzt sogar ausgeblendet. Also, das wäre doch wirklich nicht nötig gewesen! Wir grinsen uns an, da… TÄTÄRÄTÄTÄ – BUMM – BUMM. Die Kapelle marschiert auf, es hört sich an, als würden sie rings um den Pool ihre Runden drehen, damit auch alle was davon haben. Ok, es ist mittlerweile 9 Uhr, da darf man noch feiern. NICHT WAHR, ERIC? brülle ich. Zum Glück ist das Internet ganz gut und so stopfe ich mir die Kopfhörer in die Ohren und gebe mich einem weiteren Tatort hin – in Maximallautstärke. So langsam nähern wir uns Mitternacht. Und – um kurz nach 12 endet das laute Fest. Um in ein ekstatisches Fest überzugehen. Etwa 20 Minuten wird so laut gekreischt, dass wir schon befürchten, die gesamte Gesellschaft sei in den Pool gefallen. Wahrscheinlich waren sie gebeten worden, zum Ende zu kommen und hatten sich kollektiv auf Revolution geeinigt. Irgendwann wird dann auch die Musik wieder voll aufgedreht, aber weil das mit dem Kreischen so schön war, behalten sie es gleich mal bei. Wir versuchen es trotzdem, jetzt geht’s auf eins zu und wir sind definitiv müde. Und der Schlaf kommt dann auch.

20160430-Nicaragua-Granada-41Um sechs läutet die Kirche gegenüber Sturm – es ist Sonntag und Erster Mai, da muss man sich doch mal ein bisschen freuen dürfen. Ab acht können wir dann definitiv nicht mehr schlafen und beratschlagen. Bisschen viel, dieses Hotel, für das man europäische Preise im bitterarmen Nicaragua zahlt. Fünf Tage Erholung im kolonialen Ambiente, das war der Plan. Jetzt sitzen wir in einem dunklen Zimmer und gähnen um die Wette. Gut, es ist Mittelamerika, da muss man sich an die Lebensfreude der Menschen anpassen, aber wenn die sich umgekehrt an unsere Preise anpassen, dann wird’s schwierig. Mit dem Meister an der Rezeption muss man ja offensichtlich gar nicht sprechen, dann schreib ich doch mal dem Manager. Wir würden morgen abreisen, wirklich wohl fühlen wir uns nicht, er möge uns doch bitte unser Geld für die noch ausstehenden Nächte zurück geben und ein
20160501-Nicaragua-Granada-50Discount auf die vergangene Nacht wäre doch auch nicht schlecht. Gut, ich gebe zu, etwas deutlichere Worte habe ich dann schon formuliert. Und nach einigem Hin und Her findet sich tatsächlich eine gute Lösung – er schenkt uns noch eine Nacht in einem schönen Zimmer mit großem Fenster und Balkon und dann reisen wir ab.

So verbringe ich unseren letzten Abend in Granada auf einem Balkon mit Blick auf die Stadt, genieße dabei ein kühles Bier und denke mir, dass es gut war, dass wir uns beschwert haben. Das tun wir äußerst selten in fernen Ländern, die besserwisserischen Deutschen, das wollen wir jetzt wirklich nicht sein. Beschwert und trotzdem relativ freundlich geblieben, so ist es ok.  Und ich hoffe, die Hochzeit hat dem Brautpaar gefallen. 20160501-Nicaragua-Granada-46

 

 

Ab in den Norden

Seit zwei Tagen sind wir in Nicaragua. Hätte ich jetzt auch nicht gedacht, dass ich hier mal hin kommen würde. Eric hat ja bereits zur politischen Bildung beigetragen, da hole ich doch zunächst mal nach, was wir in Costa Rica noch so erlebt haben und wie wir hierher gekommen sind.

20160426-Costa-Rica-Nosara-36Die wilde Pazifikküste mit der bunten Surferszene mussten wir nach einer Woche hinter uns lassen, weil auf unseren treuen Mietwagen ein neuer Einsatz wartete. Vielleicht an dieser Stelle mal ein Loblied auf Alamo. Wir haben ja schon einige Mietwagenfirmen erlebt, aber keine war so unproblematisch, kundenfreundlich und professionell. Keiner versuchte, uns irgendwelche überflüssigen Versicherungen anzudrehen und bis zuletzt konnten wir uns überlegen, wo wir den Wagen abgeben wollen. Letztlich entschieden wir uns für Penas Blancas, den Grenzübergang zu Nicaragua, und einen kurzen Aufenthalt zuvor in der Grenzregion mit der vagen Vorstellung, einen Nationalpark zu besuchen. Ins Blaue hinein buchten wir die Cabanas Canas Castilla.

P1080418Die Strecke von Nosara in den Norden führt über die Panamericana. Natürlich nur eine ganz normale Straße, was soll sie auch sonst sein, meistens gerade mal zweispurig und Tempo achtzig ist das höchste der Gefühle. Aber es ist die Panamericana, eine der legendären Straßen, und wie auf der Route 66 entsteht schon ein gewisses Kribbeln im Magen, wenn man hier entlang fährt. Je näher wir der nicaraguanischen Grenze kamen, desto mehr Trucks begegneten uns, ein Großteil des Schwerlastverkehrs ins Nachbarland wird über das kleine Penas Blancas abgewickelt. Etwa zehn Kilometer vor der Grenze biegen wir aber in den 20160428-Costa-Rica-La-Cruz-90Dschungel ab, auf einer Schotterpiste geht es rein in die Botanik und irgendwann stehen wir vor einer richtigen Finca. Pferde, Hühner und ein beeindruckend aufgeplusteter Puter erwarten uns und in der Open-Air-Rezeption werden wir auf deutsch begrüßt. Die Schweizer Agi und Guido haben sich hier ihr eigenes kleines Paradies geschaffen, ein Leben in der Natur, direkt am Fluss, umgeben von Tieren und ein paar selbstgebauten Bungalows, die sie vermieten. Zu jedem blitzsauberen Häusle gehört eine 20160428-Costa-Rica-La-Cruz-34Terrasse mit Schaukelstuhl und Hängematte, die ich dann die nächsten Stunden erst mal
nicht verlasse. Muss man auch nicht, denn von hier aus kann man wunderbar die vielen Klammeraffen, die  sich durch die Bäume schwingen beobachten, den Brüllaffen vom anderen Ufer lauschen und den Geiern beim Kreisen zuschauen. Nach kurzer Zeit gesellt sich eine Katze zu mir, eine sehr anmutige, noch recht scheu und immer mit einem Auge in den Büschen. Es raschelt und sie schleicht sich an einen kleinen Graben heran, durch den ein fetter Krebs kriecht. An den traut sie sich dann doch nicht ran. Also kriegt sie die Reste unseres Dosenthunfischs. 20160427-Costa-Rica-La-Cruz-30Dann aber springt sie wieder ins Gebüsch, mittlerweile ist es zappenduster und ich leuchte mit meiner Taschenlampe hinterher. Aug in Aug stehen sich da die schöne Katze und ein Gürteltier gegenüber. Beide scheinen sehr unschlüssig, ob Angriff oder Verteidigung angezeigt wäre, bis das Gürteltier nachgibt und im Dunkel verschwindet. Ha, die tapfere Katze hat gewonnen!
20160428-Costa-Rica-La-Cruz-53Wir schlafen besonders gut, weil uns die Katze auf der Fußmatte vor unserer Tür bewacht und wachen davon auf, dass die Affen kleine Zweige auf das Dach unseres Bungalows werfen. Wir können sie sogar vom Bett aus sehen, unglaublich, wie sie sich mit allen fünfen von Baum zu Baum hangeln, der Schwanz scheint genauso kräftig und beweglich wie Arme und Beine zu sein. Der vage Plan mit dem Nationalpark, dessen Name uns auch schon entfallen ist, wird aufgegeben, hier müssen wir gar nicht weg um Abenteuer zu erleben. Agi und Guido haben Naturlehrpfade20160428-Costa-Rica-La-Cruz-87 auf der Finca angelegt, genau das richtige für einen entspannten Spaziergang, zumal sie auch immer wieder an besonders schönen Stellen Bänke gezimmert haben. Noch mehr Affen, bunte Vögel und natürlich Rinder und Pferde. Danach noch ein kleiner Ausflug ins drei Kilometer entfernte Städtchen und einen Kaffee mit spektakulärem Blick über den Nicaragua-See, mehr Aktivität brauchen wir gar nicht. Hängematte, Buch und Katze (so ein ganz kleines Döschen Whiskas konnte ich mir doch nicht verkneifen, seither ist die Liebe groß), das ist doch ein perfekter Abend.

Und am nächsten Morgen geht’s dann los, auf nach Nicaragua. Wir haben echt Glück, auch Guido, unser Vermieter, will nach Granada und so fahren wir gemeinsam in unserem Auto an die Grenze. Überall Trucks, vom Örtchen selber sieht man kaum was, die Laster geben den Blick auf den Straßenrand nur selten frei und wir hätten Alamo im Leben alleine nicht gefunden. Guido identifiziert sowohl die LKW-Lücke, durch die wir zur Tankstelle gelangen als auch das winzige Mietwagenbüro. Alles läuft reibungslos (obwohl wir eigentlich dachten, wir hätten eine Abdeckung an der Stoßstange verloren) und jetzt stehen wir da mit unseren Rucksäcken zwischen Unmengen von Lastern. Guido führt uns erst zu einem Schalter, an dem wir ausreisen, dann ins Niemandsland, in dem diverse Afrikaner auf ihre Weiterreise hoffen. Auch hier haben sie ihr Flüchtlingsproblem, tausende von Kubanern auf dem Weg in die USA waren hier im letzten Jahr gestrandet, weil Nicaragua die Grenze für sie geschlossen hatte. Erst die Intervention des Papstes brachte Bewegung in das Ganze, aber die Grenze ist für Flüchtlinge ist immer noch dicht und so sitzen jetzt die Afrikaner hier fest, die auf dem Weg von Brasilien in die USA sind. Recht martialisch steht eine Gruppe nicaraguanischer Soldaten in der brütenden Hitze und bewacht den Übergang. Wir müssen zuerst in ein Zelt, in dem zwei Männer sitzen, einer schaut uns tief in die Augen, der andere schneidet Stempelabdrücke mit einer Schere aus. Guido parliert mit den beiden, wir kriegen ein Zettelchen mit dem Stempel und können wieder gehen. Was denn das war, fragen wir Guido, und er erklärt uns, dass dies die Gesundheitskontrolle sei. Dann war das also ein Arzt, der mich so prüfend anblickte, sage ich, und Guido lacht „Der andere mit der Schere wahrscheinlich auch.“ Arbeitsbeschaffung auf nicaraguanisch.

Und nun ab zur eigentlichen Einreise, in einem gut klimatisierten, aber einigermaßen heruntergekommenen Gebäude. Das hätten sie vor ein paar Monaten neu eingeweiht, grinst Guido, seines Zeichens Maurer und also vom Fach. Geht alles ganz schnell, Gesundheitsmärkchen zeigen, 12 Dollar bezahlen und schon sind wir in Nicaragua.

20160429-Nicaragua-Granada-11Hinter der Grenze herrscht Goldgräberstimmung, Männer mit dicken Geldbündeln kommen auf uns zu und fragen, ob wir Geld wechseln wollen. Guido kennt einen von ihnen und so tauschen wir dann auch unsere ersten Cordobas. Mit dem Taxi geht es zum Busbahnhof in die Provinzstadt Rivas. Hier tobt das Leben, wie man sich Mittelamerika eigentlich vorstellt, sehr bunt, sehr laut, sehr spaßig. Guido hatte uns schon gesagt, dass es in Nicaragua viel lebendiger zugeht als in Costa Rica und dieser Busbahnhof bestätigt es. Wir steigen in einen alten amerikanischen Schulbus, die lokalen Busse sind fast alle entsprechend
umgerüstete Gefährte, und los geht es Richtung Granada. Der Fahrer hält an jeder Milchkanne, die hinteren Türen werden geöffnet und auch eben solche eingeladen, Säcke mit irgendwas, ein Fahrrad kommt aufs Dach und wird wieder heruntergereicht, als der Besitzer aussteigt. Die Landschaft ist der in Costa Rica ähnlich, nur etwas verdorrter, und rechts sehen 20160430-Nicaragua-Granada-21wir die Vulkane der Ometepe-Insel, die im Nicaragua-See liegt. Nach etwa einer Stunde sind wir schon in Granada mit seinen schönen Kolonialbauten und bunten Häusern. Guido verabschiedet sich, er macht sich auf zu einem Freund, und wir sind doch etwas erschlagen von den vielen neuen Eindrücken. Wow, wir sind in Nicaragua!

Das Schlatterhaus, Tübingen, Nicaragua und ich

20160430-Nicaragua-Granada-27Lange ist es her, dass ich in Tübingen meinen Zivildienst leistete. 20 Monate arbeitete ich bei der ESG, der Evangelischen Studierendengemeinde im Schlatterhaus. Das dürfte so in etwa 1988/89 gewesen sein und war eine schöne Zeit, in der ich neben meiner Lieblingstätigkeit, der Stocherkahnbetreuung, unter anderem auch immer wieder Einsätze in der Cafeteria im Untergeschoss hatte. Wenn ich mich recht entsinne, dann hätte ich das offiziell gar nicht tun dürfen, denn, und jetzt kommt’s, das war natürlich politische Agitation. Die subversive Handlung bestand darin, dass ich hier auch Kaffee zubereitete und an die Kundschaft verkaufte, der ideologisch belastet war. Es handelte sich um fair geernteten, vertriebenen und konsumierten Kaffe aus dem revolutionären Nicaragua.

Die ESG hatte hier ein nachgerade heiliges Unterstützerprojekt, das bei den wöchentlich stattfindenden Gemeinderatssitzungen unter den jungen und manchem älteren Studenten, geplant und diskutiert wurde. Einige der Studentengemeinderäte waren sogar schon in Nicaragua gewesen und hatten sich als Erntehelfer eingebracht. Sie schwärmten immer wieder bei Besuchen in meinem Büro ausführlich über Land und Leute und Revolution. In den Fluren des Schlatterhauses, oder war es in der Cafeteria, hingen auch selbstgeschossene Fotos eines Reisenden an der Wand. In meiner Erinnerung waren sie vor allem tropisch üppig grün mit leuchtend hervorstechenden roten Punkten, den Kaffeebohnen.20160430-Nicaragua-Granada-38
Wie sehr einige über das Projekt wachten, erfuhr ich dann auch am eigenen Leib. Als ich mit meinem Freund Johannes ein erstes Workcamp in den Slums Kairos organisierte, da kam eines Tages Tommy zu mir ins Büro und nahm mich zur sehr breiten Brust. Er setzte eine bedeutungsschwere Miene auf und sprach: „Also Du, Eric, dass eines klar ist -das Nicaragua-Projekt, das ist DAS Projekt der ESG. Und das bleibt auch so! Nicht dass Du glaubst, Du könntest hier Dein Ägypten-Projekt einschmuggeln und Nicaragua beiseite drängen.“ -Ähm, das hatte ich mir noch nicht einmal ansatzweise vorgestellt..
20160430-Nicaragua-Granada-41Aber die 80er Jahre, die waren natürlich auch eine schwierige Zeit in Nicaragua. Nachdem die Revolution der Sandinisten gegen die Samoza-Diktatur noch 1979 erfolgreich verlaufen war und sie mit Ihrer Partei, der FSLN, die Macht übernommen hatten, versuchte nun die USA, die Festigung der revolutionären Strukturen zu erschüttern, indem sie die paramilitärischen Contras logistisch und finanziell massiv unterstützten. Diese terrorisierten die Bevölkerung und zogen mordend, plündernd und brandschatzend vor allem von Honduras aus durch das Land. Die USA finanzierten die Contras, indem sie während Reagans Präsidentschaft mit ihrem Erzfeind Iran geheime Waffengeschäfte abschlossen und die Einnahmen daraus dann an die Terroristen, die der US-Präsident Freiheitskämpfer nannte, weiterleiteten. Und da das noch nicht genug Mittel waren, gab die CIA den Contras auch ihren Seegen dafür, dass diese im großen Stil Drogen anbauten und dann in die USA lieferten, wo sie wiederum amerikanische Jugendliche ins Verderben stürzten.20160429-Nicaragua-Granada-13
Als der Internationale Gerichtshof in Den Haag die USA wegen militärischer und paramilitärischer Umtriebe in Nicaragua schuldig sprachen und zur Zahlung von mehr als 2,5 Milliarden Dollar verurteilte, konterten die damit, dass Den Haag nicht befugt sei, über die USA zu urteilen. Die USA hat den Internationalen Gerichtshof bis heute nicht anerkannt und selbstredend auch nie gezahlt… Obwohl es in Nicaragua mittlerweile zu mehreren demokratischen Regierungswechseln kam, bei denen auch viele revolutionäre Reformen rückgängig gemacht wurden, blieben die USA dem Land gegenüber immer distanziert und kritisch.
20160430-Nicaragua-Granada-32Und heute? Tja heute gibt es hier im Fernsehen 20.000 amerikanische Sender und in der schönen, von kolonialen Gebäuden geprägten Stadt Granada, in der wir gerade sind, gehören etliche der renovierten Prachtbauten Amerikanern oder anderen Ausländern. Und schon am ersten Tag erlebten wir, wie sich eine Losverkäuferin ganz selbstverständlich über die zurückgelassenen Reste unseres Essens hermachte. Nicaragua ist heute nach Haiti das ärmste Land Amerikas.
Geändert hat sich in diesem Land wohl eher nur kosmetisch etwas: Die ganz offensichtlich brutalen Diktatoren gibt es nicht mehr.