Wir müssen dann auch mal über Strände reden und über das Meer. Denn Mauritius ist ja schließlich eine Insel und nur wegen der schönen Zuckerrohrfelder würden nicht so viele Touristen herkommen. Ein paar erste Eindrücke hatte ich ja schon in Mahébourg, die Blue Bay und Point D’Esney sind sehr schön, aber jetzt bin ich ein Stück weiter Richtung Norden gefahren. In Trou D’Eau Douce würden sich wahrscheinlich nur Fischer tummeln, wäre da nicht eine Insel, auf der die Holländer vor vielen Jahrhunderten Hirsche ausgesetzt haben und die deswegen heute Île aux cerfs, Insel der Hirsche, heißt. Von denen ist keiner mehr übrig, aber was müssen sie für ein Leben gehabt haben damals. Denn das Eiland, zu dem man vom Festland in etwa einer Viertelstunde mit dem Motorboot hinbrausen kann, befriedigt so ziemlich jede Phantasie vom Strandparadies. Die Farben des Meeres, dieses Türkis, dieses Blau, die sanft darauf schaukelnden schneeweißen Katamarane, menschenleere Strände – das kann man eigentlich gar nicht beschreiben, deswegen lasse ich hier mal die Bilder sprechen.
Die Insel inszeniert sich gut – kommt man an der kleinen Anlegestelle an, sieht es erst mal aus wie in einer x-beliebigen Touristenhochburg. Liegestühle, ein Restaurant, kleine Läden und Stände für „Action“: Bananaboat und dieses ganze Zeugs, dessen Reiz ich noch nie verstanden habe. Doch einfach nur ein Stück weiter an der Küste entlang ist man fast allein. Und kann auch nach Stunden des Starrens aufs Meer immer noch nicht fassen, wie die Natur solche Farbe zustande bringt. Vor lauter Starren bringe ich dann allerdings ein kräftiges Knallrot auf Schultern und Rücken zustande, dieses Opfer muss man bringen…
Mauritius hat mit der Gestaltung der Insel so ziemlich alles richtig gemacht, finde ich. Das einzige Hotel auf der Insel ist weit weg, an ihrem äußersten Zipfel, und weitere werden nicht folgen wegen eines Bauverbots. Es sind lediglich kleine Boote, die an der Insel anlegen, die Action konzentriert sich auf einen Punkt, es gibt drei Restaurants, die sich wunderbar in die Natur einfügen, Strand und Wege werden ständig gereinigt. Und in der Inselmitte befindet sich ein riesiger Golfplatz, der von Bernhard Langer angelegt wurde. Ökologisch gesehen war die Rodung der Waldfläche wahrscheinlich kein
Hit, aber ich habe das Gefühl, die exklusive Golfanlage trägt dazu bei, dass weitere Sünden unterbleiben. Wer so viel für’s Golfen zahlt, der will eine saubere, unverbaute Umgebung und von der profitieren dann wieder alle. Trotzdem komisch, man liegt am wunderbaren Naturstrand, geht kurz durch’s Nadelwäldchen und steht plötzlich auf englischem Rasen und sieht die Golfwägelchen fahren. Trotzdem verkraftet die Insel jeden Tag durchschnittlich fast 1000 Besucher, denen man unproblematisch entkommen kann.
Nach zwei Tagen stetig errötenden Starrens muss ich mir heute eine Pause gönnen. Jetzt ist auch Wochenende und da kommen zu den vielen ausländischen Touristen noch die einheimischen, da schwinge ich mich lieber in den Bus und mache einen Ausflug in den botanischen Garten. Aber vielleicht hänge ich noch ein paar Tage hier dran. Von der Île aux Cerfs kann man eigentlich nie genug kriegen.