Jetzt hab ich doch immer gedacht, Joanne K. Rowling habe sich in Edinburgh inspirieren lassen. Die dunklen Gassen am Schlossberg, die Schuluniformen englischer Internate, war doch alles offensichtlich. Aber mitnichten: ein kurzer Gang durch Porto und schon ist klar: hier ist es passiert. Mrs Rowling lebte zwei Jahre in Portugals zweitgrößter Stadt und schrieb hier am ersten Harry Potter-Band. Die Stadt wirbt zwar nicht damit, aber die Stätten der Inspiration sind mittlerweile bekannt – und wissen ihren Status zu nutzen. Die Buchhandlung Livraria Lello e Irmão, deren Treppe wohl die Vorlage zu denen in Hogwarts geliefert hat, verlangt mittlerweile drei Euro Eintritt. Für das Ticket steht man lange an, in der Buchhandlung selber wird gebaut – das sparen wir uns. Deshalb müssen wir und ihr mit einem Link vorlieb nehmen. Wir gehen lieber ein paar Häuser weiter und finden uns in einem Laden wieder, in dem auch Olivanders Zauberstäbe angeboten werden könnten. Wir spazieren durch steile Sträßlein, die der Winkelgasse alle Ehre machen und an manchen Ecken würde man sich kaum wundern, wenn einem Menschen mit Spitzhüten entgegenkommen würden. Wir schaffen es leider auch nicht, einen Studenten im traditionellen schwarzen Umhang vor die Linse zu bekommen und deswegen gibt es noch mal einen Link zu jemandem, der hier mehr Glück hatte.
Porto kommt uns wie die wilde Schwester Lissabons vor. Hier wird zwar wohl viel Geld verdient, aber die Stadt hat nichts von der Aufgeräumtheit Lissabons. Die Häuser klettern die Felsen am Douro windschief empor, kaum eine Straße verläuft für längere Zeit geradeaus und immer mal wieder schlagen einem heftige Gerüche entgegen. Aber Porto ist toll und fast am beeindruckendsten ist es, über die Ponte Dom Luis I in rund 55 Meter Höhe über den Douro hinüber nach Gaia zu laufen. Und nicht nur der tolle, wenn auch schwindelerregende Ausblick ist ein Grund, diese Tour zu machen, sondern auch die Tatsache, dass sich in Gaia die Portweinkeller befinden. Wir besichtigen zwei, Ramos Pinto und Burmester, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Ramos Pinto die volle Sinnlichkeit des Porto verkörpert (einschließlich erotischer Wandmalereien) bekommt man bei Burmester deutsche Qualitätsproduktion. Natürlich probieren wir uns durch die Angebote und werden Portweinfans. Besonders lecker ist die Sommervariante Porto Tonic mit Zitrone und Minze und so integrieren wir Portos Vorzeigeprodukt in unseren Tag – besonders abends muss noch ein Gläschen her, weil der Flug von Toronto bei mir immer noch nachwirkt: der fiese Husten lässt sich angeblich besonders gut mit Portwein kurieren.
Porto hat aber auch eine kulinarische Sünde, die uns ganz fatal an Poutine in Kanada erinnert: Franceshina. Ein mit diversen Fleischarten und viel Käse gefülltes Sandwich, von Käse ummantelt und mit Soße übergossen. Wer davon nicht satt wird, kriegt noch ein gebratenes Ei obendrauf und Pommes dazu. Nein, diesmal testen wir nicht. Die letzte Poutine ruht noch auf meinen Hüften und hier bekommt man Fisch an jeder Ecke und der ist so viel besser.
Wir wollten ja eigentlich noch mehr von Portugal sehen, vor allem die Atlantikküste, aber in Porto lässt es sich so schön faul sein: wir starten spät, bleiben in Cafés oder auch mal auf eine Wasserpfeife irgendwo hängen und schwups sind wir eine Woche hier. Jetzt wird es wirklich ernst, die Reise ist so gut wie zu Ende. Das soll jetzt wirklich schon ein Jahr gewesen sein? Und am Montag fliegen wir echt nach Deutschland? Es ist schwierig, das sag ich euch, und so richtig unbeschwert sind wir nicht mehr. Aber dazu schreibe ich mal separat was. Noch haben wir einen kurzen Aufenthalt in Sintra vor uns und den werden wir genießen!
Schade dass es zu Ende geht, ich hätte gerne noch mehr Beiträge von Euren Reisen gelesen.
Viele Grüße
Hanna