Wir sind jetzt wieder zu Dritt. Ein jeepähnlicher Mitsubishi mit Allradantrieb trägt uns über die Schotterpisten und rüttelt uns ordentlich durch. Jetzt schauen wir mal, was der Nordwesten Costa Ricas so zu bieten hat. Erst mal schauen wir uns den Vulkan Arenal etwas näher an, fahren am Rande des Arenal-Sees und haben (wir sind ja noch in La Fortuna) wieder mal Glück, dass sich die Wolken an der Vulkanspitze für kurze Zeit verziehen. Sehr majestätisch, dieser Berg, und zum Glück seit Jahren nicht mehr ausgebrochen. Kann aber jederzeit wieder passieren und ob sich die Gäste im „Erupciones Inn“ am Fuße des Vulkans dann so wohl fühlen werden? Ist ja fast wie ein „Tsunami Guesthouse“ in Fukushima…
Am nächsten Tag verlassen wir La Fortuna und fahren Richtung Berge nach Monteverde. 150 Kilometer, zunächst über die gut ausgebaute Uferstraße, später jedoch über schlaglochübersäte Pisten, so dass wir für die Strecke über drei Stunden brauchen. Reine Luftlinie sind wir nur knapp 30 Kilometer von La Fortuna entfernt, aber einen direkten Weg verhindern ein großer See und mehrere Berge. Voller good vibrations kommen wir dann im Monteverde Inn an, direkt an einem kleinen Privatdschungel und mit spektakulärem Blick ins Tal. Vom Balkon vor unserem Zimmer entdecken wir einen Nasenbären, der von einem Baum klettert und durchs Unterholz stapft. Hier oben ist deutlich kühler und windiger als im tropischen La Fortuna, aber die Luft ist phantastisch und der Blick genauso, also ziehen wir uns wärmer an und genießen die Aussicht.
Wir sind vor allem wegen des Nebelwalds hier, ein Regenwald, in dem es eigentlich immer feucht ist, weil er in Wolken oder Nebel eingehüllt ist – oder sind die da, weil es immer feucht ist?. Also am nächsten Tag rauf auf die noch holprigere Piste und ab in die Wolken. Eric hat zunehmend Spaß an der Fahrerei und überlegt schon, mal einen Vierradantrieb-Kurs zu machen. Unser Auto ist nur die Billigvariante mit einem Schalter für alle vier an oder aus. Die echten Profis fahren mit diversen Hebeln und Zwischenstufen, aber dafür müssten wir wohl doch noch nach Afrika. Nun denn, wir erreichen den im Dunst liegenden Wald und sind verzaubert. Die Bäume sind moosbedeckt und von diversen Schlingpflanzen umwunden, der Dunst trägt zum märchenhaften Charakter bei. Wir wählen einen gut markierten Weg und wandern durch den Regenwald. Die zauberhafte Atmosphäre führt dazu, dass wir uns langsam und vorsichtig bewegen und uns nur flüsternd unterhalten – so als wollten wir Schneewittchen nicht aufwecken. Uns begegnen kaum andere Menschen und wenn, dann wispern sie genauso wie wir – ein hingehauchtes „Hola“ oder „Hi“ – die Magie scheint alle zu erfassen. Ein Kolibri schwirrt um die Blüten eines Strauches und wir sind erstaunt, wie laut man die Flügelschläge hören kann – die englische Bezeichnung „Humming Bird“ ist da ganz treffend. Der Weg führt tief hinunter und entsprechend auch wieder steil nach oben. Irgendwann beschließen wir, noch einige Kräfte für abends aufzusparen, da gibt es nämlich einen Nachtspaziergang durch unseren hoteleigenen Dschungel.
Mit Taschenlampen bewaffnet stehen wir ein paar Stunden später auf einer dämmrigen Lichtung und erfreuen uns an
Nasenbären und Agutis, recht großen Nagetieren. Der nächtliche Spaziergang ist nett, aber außer einer Maus sehen wir kaum Tiere, die nicht auch am Tage den Wald unsicher machen. Als wir uns schon auf den Rückweg machen wollen, scheppert das Walkie-Talkie unseres Guides Jenaro, „Armadillo“ sagt er und joggt den Weg wieder zurück. Wir folgen ihm im Laufschritt und sehen uns fragend an. Was das wohl sein mag? An einem Gebüsch leuchtet Jenaro ins Unterholz und wir sehen – ein Gürteltier. Wow, das hatten wir nicht erwartet.
Zu viel Dschungel macht müde, also verbringen wir den nächsten Tag vorwiegend an einem sehr schönen Ort unseres Hotels: dem Hängematten-Garten. Auf einer Lichtung im Wald sind mehrere Hängematten zwischen Bäumen aufgespannt und zwar die breiten megabequemen mittelamerikanischen Matten. So dümple zumindest ich mehrere Stunden lesend und in die Baumkronen blickend. Ein kleiner Nasenbär fühlt sich wohl unbeobachtet und schnüffelt über die Lichtung. So kann man’s aushalten.
Aber damit uns nicht zu wohl wird, haben wir für den nächsten Tag das Abenteuer gebucht und zwar gleich 100%. Was wir da über den Gipfeln erlebt haben, das erzählen wir euch ein anderes Mal…