Irisches Landleben

Eine WochIrland-196e haben wir sie genossen, die irische Einöde, und von den Einöden, die ich so kenne, war es eine besonders hübsche. Unserem Cottage fehlte zwar – gendertechnisch vollkommen unkorrekt – ein wenig die weibliche Hand, aber mit etwas Putzarbeit und leichtem Umstellen der Möbel war es dann doch sehr wohnlich.

 

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Die nächtliche Ruhe störte maximal der schwarze Esel mit den weichen Ohren, die er täglich von mir gekrault bekam. Beim Verfüttern unserer restlichen Möhren am letzten Tag war es dann leider aus mit der großen Eselliebe, ich war wohl an den elektrischen Zaun gekommen, ihn traf der Schlag in die Schnauze, mich in den Arm und wir sprangen beide erschrocken ein großes Stück zurück – danach war er nicht mehr für Schmuseeinheiten zu haben.

Die Tage begannen relativ spät und erst nach einem gemütlichen Kaffee im Bett. Danach ein Frühstück ohne Einsatz von Öl und Pfanne – Haferflocken mit Obst ist einfach viel besser. Und jeden Tag ein schöner Ausflug ins Umland, mal nach Carrick-on-Shannon, das Provinzhauptstädtchen mit dem schnellen Internet und einem Friseur für Eric, mal ins Laugh Rynn Castle für einen schönen Spaziergang und sonnigen Lesenachmittag im wunderbaren „walled garden“ oder in den Norden nach Sligo an der Atlantikküste, einem Surferparadies mit breitem Sandstrand und rauher See.

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Permanent schlechtes Wetter hatten wir zum Glück nicht, meist wechselten sich Nieselregen, graue Suppe und Sonnenschein fast im Stundentakt ab und den Regen gab es eigentlich immer nur dann, wenn wir im Auto oder im Café saßen. Aber so wirklich über 20 Grad hatte es nie, und die kurze Hose durfte nur einmal raus, aber ich verzeih es dem wunderschönen Land mit den saftig grünen Wiesen.

Und dann war ich am letzten Abend tatsächlich zum ersten Mal seit Wochen wieder laufen. Vielleicht gerade so vier, fünf Kilometer und die waren beschwerlich, aber ein Anfang ist gemacht. Und zwei Tage zuvor tatsächlich eine halbe Stunde Yoga. Jetzt hoffe ich doch sehr, dass ich die ganzen guten Vorsätze wenigstens ein bisschen umsetzen kann.

Wir haben uns fast ein wenig heimisch gefühlt, in unserem Cottage und mit wenig Touristen um uns herum. Am ersten Abend hatte unser Vermieter Ray uns mit seinem Auto mit in den nächsten Ort, Mohill, genommen, wo bei 15 Grad das Sommerfest gefeiert wurde. Ein verlassener Rummel mit ein paar Karussels, ein Festzelt, in dem eine Abba-Revival-Band spielte, aber niemand zuhörte, denn die Action ging in einer Seitenstraße ab: Tauziehen!

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Verwegene starke Männer, manche wohl eher wegen der Bierbäuche als Gegengewicht ausgesucht, manche mit sehr beeindruckenden tätowierten Oberarmen, andere eher schmächtig, traten in Fünfergruppen gegeneinander an. Nach dem ersten Durchgang wurden die Seiten getauscht, gleiche Bedingungen für alle, und wer nach dem zweIrland-164iten oder weiteren Durchgang die meisten Siege verzeichnen konnte, kam eine Runde weiter. Manche Teams brachten Trainer mit, eine energische Hausfrau, ein rotgesichtiger Experte, die während des Matches Anweisungen wie „tow!“ oder „hold!“ brüllten. Wenn man sie hören konnte, denn drumherum standen die Dorfbewohner, und wir natürlich auch, und feuerten die Jungs an, mit allem, was die Kehle hergab. Und mancher nutzte das Getümmel, um einem der Zieher unauffällig einen Fuß als weitere Abstoßmöglichkeit hinzustellen.
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Die Schiedsrichter, natürlich in Anzügen mit Krawatten, versuchten, alles genau zu beobachten und den Sieg einer Mannschaft erst dann zu verkünden, wenn alle wichtigen Personen ihre Zustimmung gegeben hatten. Sehr sehr irisch, das Ganze, und wir waren weit und breit die einzigen Ausländer. So haben wir jetzt zwar den Ring of Kerry, Limerick und Cork nicht besucht, dafür aber einen ganz kleinen Einblick ins Everyday Life bekommen.

Und jetzt liegt die Insel schon weit hinter uns und in zwei Stunden landen wir in Chicago. Aer Lingus gibt uns noch ein letztes kleines Irland-Feeling, aber bald erobern wir Amerika!

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