Koffergeschichten

Das Willkommen in Namibia hätte herzlicher sein können. Was allerdings nicht an den Namibiern, sondern an der äthiopischen Fluglinie liegt, die uns von Kairo in den Süden Afrikas expediert. Pünktlich landen wir in Addis Abeba, anderthalb Stunden Umsteigezeit müssten da eigentlich reichen, wenn sich zwischen uns und unserem Gate für den Weiterflug nicht eine riesige Schlange Menschen winden würde. Sicherheitskontrolle. Falls wir im Flugzeug kurz mal ein Messerchen geschnitzt haben. Nie im Leben reicht das, um unseren Flug zu erreichen. Oh doch, sagt der Flughafenmitarbeiter stolz, sie hätten einen Standard von einer halben Stunde. Nach 20 Minuten stehen wir immer noch hinten in der Schlange, da fordert uns ein Mitreisender auf, uns einfach vorzudrängeln. Los, sagt er, sonst kriegt ihr den Flug nie, deutet auf das Absperrband, untendurch! Peinlich ist uns das, aber wir tun es. Und erreichen dann gerade so das Gate, an dem das Boarding schon begonnen hat. Puh. Ethiopian Airlines belohnt uns dafür mit dem schlechtesten Essen, das sie auftreiben konnten, serviert aber dafür zu schönster Frühstückszeit keinen Kaffee. Aber wenigstens sind sie pünktlich, am frühen Nachmittag landen wir in Windhoek. Geschafft!

Ähm, wir sind da. Aber war da nicht noch was? Unsere Mitreisenden ziehen nach und nach mit ihrem Gepäck von dannen. Das Gepäckband stoppt irgendwann und uns dämmert – unsere Koffer haben wohl einen anderen Weg als wir genommen. 

Jetzt haben wir das Drama ja schon mal mit Lufthansa erlebt. Da dauerte es zwar fünf Tage, bis Erics Koffer in Indien wieder auftauchte, aber man gab ihm ein erstes Notfallpaket, kam für seine Neueinkäufe auf und fuhr ihm den Koffer von Delhi bis nach Rajasthan hinterher. Star Alliance halt und zu der gehört auch Ethiopian Airlines. Diese tolle Allianz wird ja wohl einheitliche Qualitätsstandards garantieren.

Nö, tun sie nicht. Sollen wir doch schauen, wie wir an Zahnbürsten kommen. Und zahlen tun sie erst etwas, wenn das Gepäck drei Tage verschwunden bleibt. Das möchten sie nicht riechen, sagen wir dem Angestellten, aber er zuckt nur die Schultern.

So starten wir unser Namibia-Abenteuer in Windhoeks größtem Einkaufszentrum, kaufen T-Shirts und Unterhosen, Zahnbürsten und Seife. Ein schönes Einkaufszentrum, aber wir sind jetzt mehr als 24 Stunden wach und wegen einer Shopping Mall sind wir eigentlich nicht her gekommen.

Am nächsten Tag gibt es dann fast ein Happy End, ein Anruf, die Koffer sind da! Super, dann bringt sie uns doch bitte ins Hotel. Ne, wir fahren sie ins Büro von Ethiopian Airlines, ist die Antwort. Unser Hotel ist zwar nur eine fünfminütige Fahrt weg, aber sie weigern sich hartnäckig und so bleibt uns nichts anderes übrig, als zum Büro zu laufen.

Ein Taxi lohnt sich kaum für den Rückweg, also machen wir uns nach geglückter Wiedervereinigung mit unseren Koffern zu Fuß auf. Unser Hotel ist schon fast in Sichtweite, da hält ein Polizeiauto neben uns. Ein aufgeregter Mann in Zivil bedeutet uns, wir sollen einsteigen. Er hätte Schufte beobachtet, die würden uns verfolgen und wollten unser Gepäck klauen. Was haben nur alle mit unserem Gepäck? Und warum ist der Mann in Zivil? Undercover, sagt er, aber das kommt uns jetzt doch sehr merkwürdig vor. Andererseits – das Polizeiauto ist echt, wäre das nicht ein bisschen viel Aufwand, ein Polizeiauto klauen, um dann zwei arme Touristen um ihr gerade zurückerobertes Gepäck zu bringen? Wir bleiben trotzdem auf der Straße, er besteht auf Begleitung und so laufen wir zwei Minuten später mit Polizeieskorte in unserem Hotel ein. Jetzt kann sie also losgehen, unsere Reise durch Namibia!

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