Wir leben noch, Ihr Lieben, und das sehr gut. Aber es gab viel zu sehen, zu bestaunen und zu schwätzen – denn endlich mal war die Kommunikation mit Zuhause nicht einseitig nur hinein ins Internet, sondern direkt von Angesicht zu Angesicht!
Denn kaum ist man in Europa, schon trifft man auf bekannte Gesichter. Da war erst mal Coco, die uns auf Zypern besucht hat und mit der wir drei wundervolle Tage verbracht haben. Sie wird einen Gastbeitrag verfassen, das hat sie uns versprochen. Wir haben viel gesehen, viel geschwätzt, viel gegessen und getrunken und die Zeit sehr genossen.
Den Abschied von Zypern erlebten wir gemeinsam – wir hatten uns für Madrid als nächstes Ziel auf dem Weg nach Mittelamerika entschieden und zufällig den gleichen Flug wie Coco gebucht, zumindest bis zur Zwischenlandung in Wien. So konnten wir den Abschied wirklich noch bis zur letzten Minute hinauszögern – unsere Gates lagen nebeneinander.
Zweieinhalb Stunden später landeten wir in Madrid und am Gepäckband wartet schon jemand auf uns: Sonja! Ich wusste zwar, dass sie zufällig auch in Madrid ist und ebenfalls am späteren Abend ankommt, hätte aber nie damit gerechnet, dass wir uns am Flughafen treffen. So hatten wir das Glück, von einer fachkundigen Expertin durch das Metrosystem der Stadt geleitet zu werden.
Unter der Erde und mitten in der Nacht hatten wir nicht viel gesehen von Madrid und ich hatte keine echte Vorstellung davon, was uns erwartete. Wir fügten uns trotzdem umgehend in den spanischen Tagesablauf ein, wachten um halb zehn auf und starteten den Tag in der gegenüberliegenden Bar. Es war fast elf als wir uns dort an den Tresen setzten und wir waren nicht die einzigen, die um diese Zeit frühstücken wollten. Milchkaffee und ein Croissant, so weit reichte unser Spanisch dann noch. Ob wir die Croissants warm möchten. Ja, das hört sich gut an. Kurz darauf bekamen wir jeder einen Teller mit einem längs aufgeschnittenen und in Butter angebratenen Croissant (das ja seinerseits vorwiegend aus Butter besteht), dazu nochmals Butter und Aprikosenmarmelade. Oh, wie köstlich! Triple-Burro sozusagen, aber Fett ist ja ein Geschmacksträger.
Die Bar selber gab uns dann einen ersten Eindruck vom spanischen Alltagsleben. Sonja hatte uns schon gesagt, dass Spanier so gut wie nie zuhause frühstücken. Laufend kamen Menschen herein und setzten sich an den halbrunden Tresen, in dessen Mitte drei ältere Männer mit weißen Hemden und schwarzen Fliegen wirbelten – Kaffee produzierten, fettgebackene „Churros“ dazu servierten, auch schon mal den ersten Wein ausschenkten, ständig in Bewegung und für jeden Gast noch ein paar freundliche Worte übrig hatten. Um diese Tageszeit waren vorwiegend ältere Menschen in der Bar, fein herausgeputzt begannen sie den Tag mit Kaffee oder dickflüssiger Schokolade, eigentlich eher ein Schokopudding, in den die Churros getunkt werden, und einem freundlichen Schwätzchen. Als wir zwei Abende später eine Spanierin befragten, ob es normal sei, dass so viele Rentner vormittags in den Bars sitzen, fragte sie erstaunt „Was sollen sie sonst tun?“.
Und dann begann der Gang durch Madrid und das hatte ich nicht erwartet. Was für eine Stadt! Die durchgehend historische Architektur, die wunderbaren Plätze, Statuen, große Boulevards, die sich mit verwinkelten Straßen abwechseln – wirklich beeindruckend. Bis auf einen Gran Canaria-Urlaub vor vielen Jahren war ich tatsächlich noch nie in Spanien und da habe ich offensichtlich etwas versäumt. Eric wird noch viele schöne Photos nachliefern.
Die Abendgestaltung übernahm Sonja. Ihr Freund lebt seit vielen Jahren in Madrid und sie eigentlich auch schon fast. So kamen wir erst in den Genuss eines wunderbaren Menüs in einem schönen kleinen Restaurant und am Abend drauf bei Bier und Tapas zu einem Fußballerlebnis in einer traditionellen Bar. Real Madrid gegen Wolfsburg in der Champions League und nach einer halben Stunde wäre ich fast zum Wolfsburg-Fan geworden. Die Einheimischen trugen die 2:0 Schmach mit Fassung.
So viel hätten wir noch sehen können, gerade mal eins der wunderbaren Museen haben wir besucht, aber es wird nicht das letzte Mal gewesen sein! Sonja, da habt ihr euch einen sehr schönen Ort ausgesucht!
Ach ja, übrigens: Wir haben es geschafft. Wir sind ein mal rum um die Welt! Aber es geht weiter, denn wir wollen auch noch Mittelamerika sehen. Deswegen auch Madrid. Und so steigen wir am Freitag mal wieder ins Flugzeug und machen uns auf nach Costa Rica. Von dort dann mehr!