Ich weiß, ich werde wiederkommen, schrieb ich im April 2017 kurz bevor ich Mauritius verließ. Sechs Wochen war ich damals allein durch Mauritius und Rodrigues gereist. Und hatte so geschwärmt, dass Eric darauf bestand: die Erholung nach sieben Wochen namibischem Staub und Sand soll in Mauritius stattfinden.
Es ist ja immer so eine Sache, die Orte, an denen man Wunderbares erlebt hat, noch mal zu besuchen. Die ganzen schönen Erinnerungen, was passiert mit ihnen, wenn sich auf dem einstmals endlos weiten Meer plötzlich Ausflugsschiffe tummeln, zum früher einsamen Dörfchen eine brandneue Schnellstraße führt oder die herzlichen Menschen von damals heute mufflig daherkommen. Das ist alleine schon schwer zu verkraften, aber potenzieren tut es sich, wenn man angetreten ist, das schöne Land jemand anderem zu zeigen. Der sich im schlimmsten Fall insgeheim fragt, was denn hier eigentlich so toll sein soll.
Eric ging dieses Risiko mit Ägypten ein – in den frühen Neunzigern reiste er mehrmals und für viele Wochen dorthin. Aber Glück gehabt, Ägypten war toll, für ihn und für mich.
Und jetzt also „mein“ Mauritius. Schon nach der Ankunft bin ich etwas nervös, was soll ich Eric zeigen? Unser erstes Ziel Mahébourg schläft nach wie vor seinen gemütlichen Dornröschenschlaf und hoffentlich küsst es so bald niemand wach. Mir fällt recht schnell wieder ein, was ich damals so toll hier fand, diesen bröckelnden Charme, die Gemächlichkeit, die Geduld, mit der die Fischer den ganzen Tag bis zum Bauch im Wasser der türkisblauen Lagune stehen und angeln. Aber findet Eric das ebenso charmant? Doch, tut er!
Das Meer ist nach wie vor die Hauptattraktion von Mauritius, diese unglaublichen Farben, sie sind noch da.
Die Bilder des japanischen Ölfrachters Wakashio, der 2020 vor Mahébourg und dem wunderschönen Strand von Point D’Esny auf das Riff auflief, die verzweifelten Versuche der Mauritier, das Öl zu stoppen, mit bloßen Händen und ihren abgeschnittenen Haaren gegen die Pest anzukämpfen, hat mich damals so sehr berührt. Das Wasser ist wieder klar und die Strände strahlend weiß wie eh und je, aber die Menschen werden diesen Schock wohl nie vergessen. Und er hat zu einem neuen Bewusstsein geführt: junge Menschen engagieren sich aktiv für den Umweltschutz und selbst in Kinderbücher hat die ökologische Katastrophe Einzug gehalten.
Wir entscheiden uns, es ein wenig anders zu machen als ich vor sechs Jahren. Ich war damals mit dem Bus unterwegs, sehr gemächlich und entspannt, aber eben auch ohne die Möglichkeit, einfach mal spontan anzuhalten und die einsameren Gegenden zu erkunden. Deswegen mieten wir uns nach ein paar Tagen in Mahébourg ein Auto und fahren die Ostküste hoch.
Doch vor dem Strandspaß wird’s erst mal Ernst: Beim leider gar nicht so leckeren Hühnercurry beißt Eric auf einen Knochen und ein Stück Backenzahn verabschiedet sich aus seinem Mund. Zum Glück ist der Tipp unserer Hotellady ein sehr guter: Dr. Jayseery entpuppt sich als junger, freundlicher und äußerst kompetenter Zahnarzt, der den lädierten Zahn wunderbar restauriert. So viel Professionalität wurde mir bei meiner verlorenen Plombe in Costa Rica nicht zuteil – obwohl die Füllung jetzt schon seit mehreren Jahren hält. Unserem Kayakabenteuer steht jetzt nicht mehr im Weg und vorbei an affenbesetzten Felsen paddeln wir zum Grand Riviere South East oder einfach nur GRSE Wasserfall.
Und dann passiert doch, was ich befürchtet hatte. Die Île aux cerfs war 2017 eines meiner absoluten Highlights, ein Inseltraum, den ich fast allein für mich hatte, mit endlosen einsamen Stränden. Unglaublich, wie sich das in ein paar Jahren ändern kann. Zudem ja zwischenzeitlich auch noch eine längere touristische Covid-Pause herrschte. An einstmals menschenleeren Stränden Liegen und Sonnenschirme, auf dem türkisfarbenen Meer drängeln sich die Ausflugsboote und allein ist man hier nirgendwo mehr. Wunderschön ist es immer noch, aber die Magie von damals, die ist verschwunden. War es ein Fehler, hierher zu kommen? Nein, war es nicht. Irgendwann überwiegt bei mir die Freude, diesen Ort einmal für mich allein gehabt zu haben.
So richtig wohl und zuhause fühlen wir uns dann aber an einem gar nicht so spektakulären Strand in Poste Lafayette – in das Eastern Blue Apartment würde ich sofort für immer einziehen. Da kann man sogar einen ordentlichen Zyklon überleben, aber davon später mehr.
Weniger Glück mit der Unterkunft haben wir auf der Halbinsel Le Morne, klein und etwas muffig ist das Apartment hier, dafür sind die Strände in der Nähe einfach unglaublich – die große Attraktion sind die Kitesurfer, die über die Wellen fliegen.
Ein ganz besonderes Erlebnis ist für mich die Begegnung mit den Aldabra-Riesenschildkröten. Im La Vanille Nature Park versucht man, die ausgestorbenen Riesenechsen zu züchten und wieder heimisch werden zu lassen. Schon 2017 hatten mich die wunderbaren Tiere auf Rodrigues verzaubert – und hier ist es genauso. Diesmal sogar unbegrenzt, damals war das Erlebnis zeitlich limitiert. Und sie schmusen doch so gerne 🙂
Und was ist jetzt so ganz besonders toll an Mauritius, frage ich mich zum Schluss. Natürlich das Meer in all seinen Farben, die wogenden Zuckerrohrfelder, die bizarren Felsen, die kreolischen Villen wie die wunderbare Maison Eureka.
Aber am allertollsten ist die freundliche Gelassenheit der Menschen, der Mix von Völkern und Religionen, die in großer Toleranz miteinander auf dieser wunderschönen Insel leben. Einfach eine durch und durch gute Stimmung auf Mauritius, das macht den Zauber aus. Das ist das, was mich 2017 und auch heute fasziniert hat. Und deswegen: ich weiß, ich werde wiederkommen!