Of pies and men…

Unser größtes Hobby ist das Reisen, aber gleich danach kommt Essen. Eigentlich versuchen wir immer, möglichst beides zu verbinden. Jetzt, da die Tage auf den britischen und irischen Inseln gezählt sind, soll es auch mal um die Gaumengenüsse gehen. Zumal sie sich kulinarisch gar nicht so voneinander unterscheiden, die Briten und die Iren.

Wir essen gerne in Pubs. Erstmal landen wir sowieso abends dort, denn ein Pint pro Tag muss sein. Dann sind die Essen dort vergleichsweise günstig. Und wir wollen ja landestypisch essen. Die raffinierte Küche gibt es und sie ist sicherlich klasse, Jamie Oliver, mein großer Favorit Gordon Ramsay und die Speisekarten vieler ambitionierter Restaurants lassen es ja vermuten. Aber wir wollen es bodenständig, wir sind einfach nicht lange genug hier, um von der Hausmannskost genug zu kriegen.

Irland-51
Der Vegetarierin wird es hier wie dort schwer gemacht, aber ich habe mich auch schnell
geschlagen gegeben. Besonders dann, wenn Bangers and Mash auf der Karte steht und das tut es eigentlich in jedem guten Pub. Würstchen – und die meistens von einem besonders guten Metzger aus dem jeweiligen Ort – und Kartoffelbrei, dazu eine dunkle Soße, hmmm…

 

Auch bei Steak and Ale Pie (in Irland entsprechend mit Guinness zubereitet), einem Rinderragout in dunklem Bier unter einer Blätterteighaube geschmort, werde ich schwach. Und dann natürlich Cottage Pie, Hackfleischsoße mit Kartoffelbrei überbacken, da werden Kinderträume lebendig. Die irische Version besteht manchmal aus Lammhack, noch besser. Wie wär’s mal mit dem Rezept von Gordon Ramsay?

Dazu in England meist Erbsen (nicht die ekligen kleinen grauen aus dem Glas, sondern die leckeren großen knallgrünen aus der Tiefkühltruhe), in Irland eher nicht, dafür aber bei beiden fast immer noch mit Chips, dick geschnittenen Pommes, die sie sich nur dann sparen, wenn sowieso schon Kartoffelbrei auf dem Teller liegt. Nicht mal Lasagne verschonen sie, Chips müssen einfach dabei sein, und können gerne auch mit „Sauce“ übergossen werden, Ketchup, Mayo, Malt Vinegar und Brown Sauce (Essig, pürierte Datteln und weiteres, wir haben uns darauf beschränkt, lediglich die Zutatenliste zu studieren) stehen auf jedem Tisch bereit. Ach, und Fish and Chips nicht zu vergessen, meist megalecker. In Irland wird noch Irish Stew angeboten, ein weiteres würziges Ragout, und Cabbage and Bacon, nö, so bodenständig war ich dann doch nicht. Auffällig ist, wie sehr die Briten, aber besonders die Iren auf die Regionalität ihrer Produkte setzen. Stolz wird bei jedem Burger betont, dass er aus 100% Irish Beef besteht. Aber, die Vegetarier sind doch auf dem Vormarsch, selbst in Pubs kann man ab und an zwischen Lasagne mit und ohne Fleisch wählen und in Doolie an der westirischen Küste bekam ich ein hervorragendes vegetarisches Chili mit leichter Koriandernote.

Was mich sehr für die irische Küche einnimmt, ist das Soda Bread. Ein fluffiges Brot, meist aus Vollkornmehl, Natron und Buttermilch. Für mich als Gegnerin von weißem Brot und Brötchen ist das ziemlich nah dran an unserem Vollkornbrot und doch so speziell, dass ich unbedingt später mal zuhause probieren will, ob ich es hinbekomme. Sollte jemand Lust haben, es zu versuchen, dieses Rezept könnte ich mir gut vorstellen.

Die Nachtische haben wir diesmal eher außen vorgelassen, meist waren wir nach den Kartoffelorgien viiiel zu satt und haben es bei ein paar McVities (unsere Lieblingskekse) am späteren Abend belassen. So sind uns sicherlich ein paar köstliche Crumbles entgangen. Jetzt, wo wir unser kleines Ferienhaus haben und abends selber kochen, ist noch ein wenig Platz in der Nachtischfalte und diese lässt sich wunderbar mit „West Cork Toffee and Caramel Yoghurt“ füllen. Eine cremige Kreuzung aus Joghurt und Quark mit himmlischem Karamell-Geschmack und winzigen Toffee-Stückchen, die innen flüssig sind. Oooooh…..

Vielleicht noch ein paar Worte zum englischen bzw. irischen Frühstück. Das Dinge serviert werden, die bei uns noch nicht mal auf dem Brunchbuffet landen würden, ist ja bekannt. Aber man wird immer freundlich gefragt, ob ein „cooked breakfast“ gewünscht wird und da darf man gerne auf die Sausages oder den Bacon verzichten, ohne unangenehm aufzufallen. Nur bei den Eiern machen vor allem die Iren keine Kompromisse: groß müssen sie sein, die Portionen. In der Hoffnung auf eine übersichtliche Menge bestellte ich in Lisdoonvarna „Scrambled Eggs on Toast“. Was Minuten später kam, war ein Rühreiberg, der eine Toastscheibe unter sich verschlungen hatte. Auch mit Erics Hilfe ließ sich das Ganze kaum zur Hälfte bewältigen. Der indische Restaurantchef, der von Tisch zu Tisch schritt, um gute Laune zu verbreiten (und der uns sehr an den Hotelbesitzer des „Best Exotic Marigold Hotel“ erinnerte) antwortete auf meine Frage, wie viele Eier da drin seien, mit „Plenty“. Ich hatte „Twenty“ verstanden und war nicht sonderlich überrascht.

Die großen Portionen haben aber auch ihr gutes: bis nachmittags sind wir satt. Just zur besten Kuchenzeit melden sich unsere Mägen. Und es gibt viele kleine Kuchenparadiese links und rechts der irischen See. Leichten Biskuitteig mit Früchten und Joghurtcreme kennt man hier nicht – Mürbeteig mit extra viel guter irischer Butter, darauf Karamell, Nüsse, Schokolade und wenn Früchte, d nn mit Butter und Zucker eingekocht, müssen es sein. Caramel Shortbread, Rocky Road (Schokolade-Schnitten mit Keksstücken und Marshmellows), Apple Tart, Blätterteig-Teilchen mit Pecannüssen und Sirup – hmmmmm.

 

Und heute haben wir uns dann endlich einen High Tea gegönnt, stilvoll in der Bibliothek von Lough Rynn Castle,Afternoon Tee-1

mit Gurkensandwiches, Scones und vielen anderen kleinen Schweinereien. Wunderbar!

Afternoon Tee-2In Amerika gibts dann nur noch Äpfel. Die sind ja eh für ihre gesunde Küche bekannt…

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