Und ganz zum Schluss gönnen wir uns noch ein schönes Hotel in Taschkent. Soll ja auch ein bisschen Erholung sein. Das Ichan Qala gehört zu den ersten Häusern am Platz, für unsere Verhältnisse immer noch recht erschwinglich, und hier bekommen wir einen sehr interessanten Einblick in das Leben der usbekischen Oberschicht.
Erst sind wir vom Zimmer etwas enttäuscht, ganz schön geschmacklos für unsere Verhältnisse, mit usbekisch hartem Bett und einem lilafarbenen Sofa, das jeder Beschreibung trotzt. Aber alles in allem recht angenehm. Das Hotel hat zwei Pools und das ist jetzt wirklich ein echter Luxus im heißen Taschkent. Den großen Innenpool haben wir ganz für uns alleine. Aber wer kam eigentlich auf die Idee, ihn mit einem Hai zu dekorieren? Am schönen Außenpool hämmert den ganzen Tag und Abend Discomusik. In großen aufblasbaren Plastikschwänen kann man sich übers Wasser treiben lassen und die Parade der Mädels der usbekischen High Society beobachten. Sehr russisch wirkt das alles auf uns. Designer-Bikinis, Designer-Lippen und Designer-Busen, Schwimmen nur mit überdimensionaler Sonnenbrille und am Beckenrand gelangweilt auf dem Handy rumtippen. Hier wird jedes Klischee bedient. Das Frühstück wird von Live-Musik begleitet, ein Geiger und so etwas wie eine Zither, was sich zunächst nach usbekischen Volksweisen anhört, entpuppt sich dann doch als eine Interpretation der internationalen Charts. Bräute in opulenten Hochzeitskleidern lassen sich im Eingangsbereich fotografieren. Unser Wirt in Buchara hatte uns erzählt, dass er zwei Jahre in Dubai arbeiten musste, um sich seine Hochzeit leisten zu können, das sei die Party des Lebens und unter 500 Gästen müsste man gar nicht erst anfangen zu feiern.
Vor dem Hotel parken große deutsche Autos, die ersten, die wir hier sehen. Und dann wir mit Birkenstocks und schon etwas ausgeleierten Hosen. Na ja, sie finden ja alle Deutschland so toll 🙂
Ich schmeiße mich auf einen goldenen Schwan, in meinem Adidas-Badeanzug , blicke durch meine Tchibo-Sonnenbrille und versuche, mich kurz wie eine Oligarchin zu fühlen. Macht Spaß!
Heute wollen wir gar nicht raus aus dem Hotel, die Sehenswürdigkeiten Taschkents haben wir besucht und erst spät treibt uns der Hunger in eine coole Burgerbar. Ich bekomme einen pinkfarbenen, Erics Burger sieht relativ normal aus, aber sie haben uns schwarze Latexhandschuhe dazu gelegt und die brauchen wir. Sehr saftig, diese Burger, und eine ziemliche Schweinerei, aber das scheint gerade echt in zu sein. Nicht ganz einer Oligarchin würdig, aber hip und ein lustiges Ende unseres Luxustages.
Unsere Reise nach Usbekistan ist zu Ende. Beim Zwischenstopp auf dem Istanbuler Flughafen ist Zeit für ein Resümee. Toll war’s. So viele neue Eindrücke. So anders als erwartet. So viel Schönheit. So nette Menschen. So entspannt. Und so viel einfacher als wohl noch vor einem Jahr. Usbekistan will den Tourismus und die Menschen, auch die in Uniformen, wollen endlich so nett sein dürfen, wie sie eigentlich sind.
Was hat Dir am besten gefallen, fragt mich Eric. Samarkand, antworte ich spontan. Doch dann fällt mir auch Chiwa ein und das Teehaus in Buchara und der Keramikmeister im Fergana-Tal, die hinreißenden Kinder und die leckeren Somsas. Aber eigentlich sind es die Farben, diese strahlenden Blau-, Grün- und Türkistöne, die Usbekistan so besonders machen. Ich bin froh, dass wir uns so viel Zeit für den Registan in Samarkand oder die Türme in Chiwa genommen haben, dass wir versucht haben, uns an der Schönheit sattzusehen. Hat natürlich nicht geklappt, aber die Blicke haben sich schon sehr fest eingeprägt. Und es ist die Freundlichkeit der Menschen, die entspannte Lebensart, die das Land zu einem Erlebnis machen. Einmal in die Kissen eines Tapchans geworfen, hat man wenig Lust, diesen gemütlichen Ort wieder zu verlassen.
In jedem Fall war Usbekistan eine ganz neue Erfahrung, die schon wieder so viel Lust aufs Weiterreisen macht, dass mich der große Globonauten-kater zu überfallen droht. Es gibt so viele unglaubliche Orte auf dieser Welt und ich möchte sie am liebsten alle sehen.