Nachdem wir bereits 2.500 km mit unserem unerwartet zuverlässigen, roten „Beuliden“ in Neuseeland zurückgelegt haben, sind wir nun recht weit in den Süden vorgedrungen. Die Südinsel gefällt uns sehr gut und es tun sich immer wieder wunderbare Blicke auf. Wir kommen immer mehr zu der Erkenntnis, dass es nicht so sehr die Einmaligkeit der neuseeländischen Natur, als vielmehr die unglaubliche Vielfalt auf relativ kleinem Raum ist, die den ganz besonderen Reiz dieses Landes ausmacht.
In einem Land, das nur wenig größer ist als Großbritannien, findet man Strände, die an tropische Gefilde, Geysire, Gletscher und Fjorde, die an den Norden Europas, Berge, die an Alpenriesen, Vulkane, die an Indonesien und weites Land, das an die USA erinnert. Es ist ein Miniaturwunderland.
Und darum ist es auch nicht seltsam, dass wir hier nun auch auf Pinguinschau gehen konnten. Wir bekamen von unserer Herbergsdame in Oamaru die Informationen, dass es es zwei verschiedene Arten Pinguine in der Nähe gebe. Die einen sind Blue Penguins und sind unmittelbar in der Stadt zu beobachten, da sie dort auch ihre Wohnstätten haben. Die anderen sind am Strand etwas weiter weg zu sehen und werden Gelbaugenpinguine genannt. Da beide Arten immer nur am frühen Morgen oder am Nachmittag zu beobachten seien, entschieden wir uns für die Jagd auf die Gelbaugen. Also bezogen wir gegen 16:30 Uhr in einem Unterstand Posten.
Noch waren wir hier fast alleine unterwegs, doch kamen im Laufe des Abends dann noch weitere Beobachter hinzu, die sich oberhalb der Klippen in den dafür vorgesehenen Ausgucken sammelten. Auf Schildern wird auf die besondere Scheu dieser Tiere hingewiesen und zu Ruhe und Distanz aufgefordert. Den Strand selbst darf man zu dieser Jahreszeit gar nicht begehen, da die Vögel Nachwuchs haben, der tags alleine zurück bleibt, während die Eltern im Meer auf Nahrungssuche unterwegs sind. Wenn sie am Abend zurückkehren, versorgen sie die Kleinen dann mit Frutti di Mare.
Also standen wir möglichst regungslos in der Ecke des Ausgucks und richteten unsere Blicke starr auf den Strand, der sich auf einer Länge von etwa einem Kilometer unter uns hinzog. Wir warteten und starrten, und starrten und warteten bei Temperaturen, die gerade einmal knapp über 10 Grad lagen und so vergingen beinahe zweieinhalb Stunden, bis sich die ersten Vermutungen bestätigten: Es war etwas im Wasser, das sah aus, als würde eine kleine Ente in der Brandung treiben. Mit bloßen Auge war eigentlich nur ein kleiner schwarzer Strich auszumachen. Doch ein Foto mit dem 300mm Tele und anschließendem Zoom in das Foto hinein lies es zur Gewissheit werden: Ein Pinguin!
Als er dann zögernd an Land ging, da reckten sich viele Zeigefinger in seine Richtung, von denen er freilich nichts mitbekam. Kurz nach diesem wagemutigen Burschen war auch schon ein weiterer an Land gegangen und so standen sie beide zunächst einmal abwartend am Strand. Die Distanz war doch sehr groß und tatsächlich konnte nur die Vergrößerung aus einem ohnehin schon optisch näher gebrachten Abbild eine Idee des Tieres vermitteln. Aber egal: Wir haben sie gesehen, unsere ersten Pinguine in natürlicher Umgebung.
Es lebt hier scheinbar eine große Kolonie der Vögel und darum waren wir gespannt darauf, wer sonst noch alles den Fluten entsteigen würde.
Doch plötzlich geschah das Unfassbare: Zwei Touristen, ein Paar vielleicht in unserem Alter, tauchte unten am Strand auf, unbekümmert herumschlendernd und schnell noch ein Foto von den sich wieder zurück ins Meer flüchtenden Tieren schießend. Tja, das war es dann für den Nachwuchs: heute wird das Abendessen gestrichen und sie gehen hungrig in die Kojen…
Als adäquate Strafe für solche Deppen haben wir uns überlegt: Zwei Wochen lang stapft im Stundentakt eine Marschkapelle durch das Schlafzimmer der beiden Übeltäter und dazu bekommen ihre Kinder in dieser Zeit nur noch Wasser als Nahrung. Klingt doch plausibel, oder?
Ein anderes Stranderlebnis hatten wir dann gestern auf unserer Fahrt weiter zu unserem nächsten Ziel Dunedin. Auch von der Herbergsmutter hatten wir den Tipp bekommen, uns Steine am Strand von Moeraki anzusehen.
Gesagt, getan. Diese Steine sind durchaus ungewöhnlich. Sie sind kugelrund und sehr groß und liegen am Strand wie nach einem Turnier zurückgelassene Tennisbälle der lokalen Strandriesen oder aber wie die Eier von Dinosauriern -obwohl sie dafür vielleicht doch ein wenig zu rund sind.
So oder so: Wir haben so etwas noch nie gesehen und staunen einmal mehr über das, was die Natur so alles hervorbringt.