Ich berichtete ja schon, kaum ein Flug von Darwin aus ist so günstig und schnell wie der nach Bali. Zweieinhalb Stunden und schon ist man da. Ein verlängertes Wochenende in Indonesien – kein Problem für Darwinites. Und dann fliegt auch noch AirAsia zu Preisen, mit denen man in Australien kaum mit dem Bus in die nächste Stadt kommen würde. Und trotzdem ist die Crew mit Feuereifer dabei, uns Passagieren den Flug äußerst vergnüglich zu gestalten. Etwa eine Stunde vor der Landung greift der freundliche Steward zum Bordmikrofon, er hat sich Mütze und Sonnenbrille aufgesetzt und eine kleine Gitarre umgehängt, er würde jetzt mal was singen, der späten Stunde angemessen eine etwas ruhigere Ballade. Seine Kollegin hält das Mikrofon und er legt los. Ein weiterer Steward kommt dazu und schwingt die Rassel, die Menge applaudiert und so gibt es sogar noch eine Zugabe. Solche Minikonzerte scheint es immer mal wieder auf der Strecke von Australien nach Bali zu geben, bei Youtube sind einige seiner Auftritte dokumentiert.
Bali selber empfängt mich dann mit der üblichen Taxi-Mafia, eigentlich wirklich schade, dass das häufig der erste Eindruck in einem Land ist. Irgendwann finde ich einen, der mich zwar immer noch überteuert, aber noch erträglich nach Canggu bringt, das soll angeblich ein entspanntes Surfer-Plätzchen sein und auch der Taxifahrer meint, dort sei es eher „quiet“. Es regnet in Strömen, als ich ankomme und es ist spät, also genieße ich noch kurz ein Bier und falle dann ins Bett.
Fünf Tage will ich hier bleiben und meine Ansprüche sind eigentlich nur Yoga, Massagen und gutes Essen. All das kriegt man in Canggu wie wahrscheinlich überall auf Bali. Ansonsten ist es kein schöner Ort, viele laute Straßen, Baustellen an jeder Ecke, und kaum noch ein Rest der balinesischen Spiritualität. Der Strand ist ein Witz und man muss schon sehr begeisterter Surfer sein, um hier seinen Jahresurlaub zu verbringen. Das Publikum ist jung, cool und ziemlich uniform: ultrarelaxte Surferboys und -girls. Ab und an zucke ich vor Schreck zusammen, wenn ich in der Ferne und ohne Brille junge Frauen sehen: was für schreckliche Krampfadern in dem Alter, manchmal sogar noch gepaart mit etwas, das Brandwunden oder sogar Pestbeulen sei könnten. Beim Näherkommen und Brille aufsetzen merke ich dann, dass es sich um Tattoos handelt. Wer heute in Laserentfernung investiert, wird in 30 Jahren bestimmt ein gemachter Mann sein 🙂
Was sie aber gut schaffen im nicht so schönen Canggu, ist schöne Umgebungen zu kreieren, von der netten Hotelanlage mit Holzbungalows und Freiluftbadezimmern über schöne Massagesalons bis hin zu luftigen Yogastudios. Und das mit dem Essen klappt, ebenfalls auf Bali isst immer auch das Auge mit und der Überfluss an leckerem Gemüse und Obst tut mir sehr gut.
Ich bin jedenfalls froh, im Dezember in Ubud ein Bali erlebt zu haben, dass sich seinen eigenen Charakter erhalten hat. Hier in Canggu ist das definitiv nicht der Fall, aber vor lauter Yoga und Massagen komme ich ja sowieso kaum dazu, den Ort doof zu finden 🙂
Super geschrieben, das ganze würde ich so komplett unterschreiben. Ich komme schon seit 21 Jahren immer an den gleichen Ort, und ich muß sagen, anders hätte ich es auch nicht beschreiben können, außer das es jetzt die Taximafia seit neuesten auch in Canggu gibt die keine Konkurenz zulassen. Bin selbst gerade in Canggu.
Dann noch viel Spaß auf Bali, ist ja trotz allem immer noch ein wunderbarer Ort!