Seit vier Tagen sind wir zu dritt. Mein Patenkind Jonathan ist zu uns gestoßen und lässt uns das Reisen noch mal anders erleben. Es ist noch etwas lustiger geworden und wir finden uns in einer Doppelrolle wieder: Reisende und Reiseführer. Reiseführer und -führerin. Reiseführende. Gender equality steht bei ihm hoch im Kurs. Jedenfalls gefällt es uns sehr.
Wir holten ihn am Flughafen in Managua ab und steuerten zunächst erneut Granada an, die angenehme und lebendige Kolonialstadt im Norden des Nicaragua-Sees. Wir schlendern durch die Straßen, machen einen Abstecher zum Seeufer, blicken vom Kirchturm aus über die Dächer der Stadt und verbringen einen Abend, der so entspannt hätte sein können, wenn sich Jonathan und Eric nicht in den Kopf gesetzt hätten, mir Skat beizubringen. Daran sind schon andere gescheitert, ich mache gute Miene zum für mich unverständlichen Spiel und verstehe immer noch nicht, was das mit dem Reizen soll. Na ja, sind ja noch zwei Wochen Zeit.
So gemütlich so gut: wir wollen wieder zurück nach Costa Rica und bequem kann ja jeder. Er soll einen Eindruck vom Rucksackreisen bekommen und so marschieren wir morgens los Richtung Busbahnhof. Die Busse in die Provinzstadt Rivas fahren doch ständig, da müssen wir uns nicht nach den Abfahrtzeiten erkundigen, sondern gehen einfach hin. Und tatsächlich empfängt uns ein Busfahrer und lotst uns zu seinem amerikanischen Schulbus. Ja klasse, noch viel Platz, haben wir ja Glück. Noch rasch etwas Wasser eingekauft, dann kann die Fahrt losgehen. Hm. Wir warten. Und warten. Langsam füllt sich der Bus, jetzt könnte er doch echt langsam mal starten. Ne, immer noch nicht und am Ende haben wir anderthalb Stunden im Bus gesessen bis er endlich losrollt. Na ja, dafür haben wir wenigstens Sitzplätze. Kurz bevor wir Rivas erreichen, fragt uns der Schaffner nochmals, wo wir denn hinwollen. Costa Rica? Da können wir hier umsteigen! Der Bus hält auf freier Strecke, gegenüber steht ein anderer Bus, auf dem „Border Costa Rica steht“. Ich renne rüber, um dem Fahrer klar zu machen, dass wir mitwollen, während Eric und Jonathan sich um unser Gepäck kümmern, das auf dem Busdach mitgefahren ist. Ich spreche mit dem Fahrer, da werde ich von hinten schon in den Bus gedrängelt, der ist proppenvoll, auch im Gang stehen schon viele Menschen, aber bitte immer weiter durchgehen. Hm, wo sind jetzt Eric und Jonathan? Ich will schon anfangen, mich gegen den Strom zur Tür zurück durchzukämpfen, da sehe ich Eric, der ganz vorne im Bus steht. Und Jonathan? Eric deutet nach hinten: er steht am hintersten Ende des Busses. Durch die Hintertür wurden alle gequetscht, die vorne nicht mehr reinkamen, nur für Eric war kein Platz mehr, also sollte er es vorne probieren. Und so verteilen wir uns perfekt über den ganzen Bus, Eric vorne, ich in der Mitte und Jonathan hinten. Blickkontakt geht, aber verständigen können wir uns sonst nicht. Aber wozu gibt es Whatsapp. Ich schreibe Jonathan, dass er sich nicht von der Stelle rühren soll bis wir ihm sagen, dass wir aussteigen und nach einer dreiviertel Stunde ist es so weit: wir können die Sardinenbüchse wieder verlassen und stehen vor der Grenze. Das klappt alles unerwartet geschmeidig und schon sind wir in Costa Rica. Genug Abenteuer, wir laufen zur Mietwagenfirma und schnappen uns das bestellte Auto. Jonathan ist ein wenig erleichtert, aber die Busfahrt war trotzdem ein Erlebnis. Wir steuern nochmals die Canas Castilla bei den netten Schweizern Agi und Guido an und auch Jonathan erliegt dem Zauber der Finca sofort. Die Affen toben über den Bungalow, Agi zeigt uns später ein Faultier, wie wir es besser bisher noch nicht gesehen haben, und sogar meine Katze vom ersten Aufenthalt taucht wieder auf. Aus einer geplanten Nacht werden zwei und so haben wir die Gelegenheit, vormittags einen schönen aber schweißtreibenden Spaziergang über die Finca und nachmittags einen Abstecher an den Pazifik zu machen. Ein spektakulärer Sonnenuntergang gehört uns an dem menschenleeren Strand fast ganz allein. Und nun schaun wir mal, wie wir die nächsten zwei Wochen noch verbringen. Bisher jedenfalls mit viel Spaß, Staunen und Gesprächen. Vielleicht kriegen wir ihn ja mal dazu, hier selber von seinen Eindrücken zu berichten.
Wurde heute bekannt gegeben nur für den Fall:
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Caracas – Venezuelas sozialistischer Präsident Nicolás Maduro hat am Freitag per Dekret den ökonomischen Notstand um 60 Tage verlängert.
Seit Mitte Januar gelten die Maßnahmen, mit denen Lebensmittel und andere Güter rationiert werden können.